… und sein Beifahrer •
Ich bin stolzer Beifahrer des Tesla-Autopiloten. Er fährt, ich mache (fast) nichts. Damit ging ein alter Kindheitstraum in Erfüllung. Seit ich 1980 im Kino die „unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“ (Airplane!) erlebte, in der ein aufblasbarer Pilot ein Flugzeug vor dem Absturz bewahrt, habe ich mir etwas Ähnliches für mein Auto gewünscht. Jetzt steht er mir endlich bei.
Zwar habe ich mir für mein Elektroauto nicht die voll aufblasbare Autopilot-Version geleistet, die angeblich noch mehr kann als meiner, aber ich bin trotzdem sehr zufrieden.
Gut, ich gebe zu, es gibt ein paar Defizite. Wenn ich beispielsweise nicht ausreichend spastisch das Lenkrad bediene und dabei die Straßenmitte verlasse (bei wenig Verkehr nehme ich die Kurven gern in Ideallinie), schaltet er mir „Notfall-Spurhaltekorrektur“ ein. Das warnende Piepsen ist sicher freundlich gemeint, aber doch etwas laut, weshalb ich es bei jeder Fahrt irgendwann über den zentralen Bildschirm abschalte. (Das ist problemlos mit nur vier bis fünf Schritten möglich, und es kam fast noch nie vor, dass mich diese Interaktion mit dem Autopiloten vom Straßenverkehr abgelenkt und gefährdet hätte.)
Ich erwähne das hier auch nur der Vollständigkeit wegen. Denn sobald ich den Autopiloten ausreichend aktiviere, hält er sowieso selbst brav die Spur. Er überholt auch, wenn ich den Blinker betätige. Er orientiert sich an der vorgesehenen Geschwindigkeit. Er bremst, wenn er ein Hindernis, eine enge Kurve oder einen langsameren Verkehrsteilnehmer erkennt (manchmal sogar aus reiner Vorsicht, ohne dass es einen plausiblen Grund dafür gibt). Er registriert schon einige Verkehrsampeln und tendiert oft auch zur richtigen Spur, die zum gewünschten Ziel führt. Er parkt brav ein, und sobald er nicht weiter weiß, piepst er laut und übergibt an den Beifahrer.
Das ist doch was, oder?
Ich weiß natürlich, dass das kritischen Zeitgenossen unzureichend erscheint. Das System reagiere insgesamt viel zu langsam und unzuverlässig. Es werde nur aufgeblasen „Autopilot“ genannt, werde aber dieser Bezeichnung nicht gerecht. Es fühle sich so an, als habe man einen ziemlich unbegabten Fahrschüler an seiner Seite, auf den man permanent aufpassen müsse. Die Begeisterung über das, was er bereits kann, lege sich sehr schnell und führe zum permanenten Frust über seine Lernunfähigkeit.
Gegen solche Argumente kann ich meine eigene Erfahrung ins Treffen führen: Wenn man schon stundenlang unterwegs war und die Achtsamkeit zu leiden beginnt, dann ist ein etwas dümmlicher Fahrschüler an der Seite genau das richtige. Denn die Notwendigkeit, dessen zaghafte Vorschläge initiativ zu begleiten und immer wieder korrigierend einzugreifen, bietet genau jene zusätzliche Herausforderung, die wach hält.
Ja, ich schätze den aufgeblasenen Kerl. Und wenn es wirklich stimmt, dass die Beifahrer des Autopiloten zu dessen Weiterentwicklung beitragen (die entsprechende Datenübertragungsfunktion habe ich natürlich freigegeben), dann bezahlt man für diesen Lehrauftrag doch gern! Vielleicht sogar irgendwann für die voll aufgeblasene Version.
1 PS (für alle, die keine feine Kritik, sondern eine grobe Zusammenfassung lesen wollen):
Der Tesla-Autopilot ist nicht wirklich der Rede wert. Also: Luft raus, und alles ist gut!