19. Februar 2025

„Sie giert nach den Schrecken des Lebens, dem Unerträglichen“

Der Spieler

Oper in vier Akten von Sergei Prokofjew

Libretto: Sergei Prokofjew (1891–1953)
Musik: Sergei Prokofjew (1891–1953)
Uraufführung: 29. April 1929, Brüssel (Théâtre Royal de la Monnaie)
Dauer: ca. 2,5 Stunden

1. Akt: Park eines Grandhotels in Roulettenburg
2. Akt: Eingangshalle des Grandhotels
3. Akt: Hotelsalon neben dem Spielcasino
3. Akt: Alexejs Zimmer im Grandhotel; Spielcasino; Alexejs Zimmer im Grandhotel

Hauptpersonen:
General a.D,
in Zivil: Bass
Polina, Stieftochter des Generals: Sopran
Alexej, Hauslehrer der Kinder des Generals: Tenor
Babulenka (Großmutter), reiche Verwandte des Generals: Mezzosopran
Marquis: Tenor
Mr. Astley, ein reicher Engländer: Bariton
Mlle. Blanche, eine Halbweltdame: Alt
Prinz Nilski: Tenor
Baron Würmerhelm: Bass
Potapytsch: Bariton

Kurze Werkeinführung

Die Oper „Der Spieler“ entstand nach einem Roman des russischen Schriftstellers Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1821–1881). Sie spielt im 19. Jahrhundert in der imaginären Stadt Roulettenburg und thematisiert die anhaltende Spielsucht von Menschen, die bereits vor ihrem Ruin stehen – und auf eine Erbschaft warten, die alle Probleme lösen soll.

Prokofjew komponierte „Die Spieler“ in den Jahren 1915 bis 1917. Zunächst gab es aus politischen Gründen keine Möglichkeit, die Oper aufzuführen. Einige Jahre später überarbeitete er das ursprünglich in russischer Sprache geschriebene Werk, das schließlich 1929 in Brüssel uraufgeführt werden konnte – damals in einer französischen Übersetzung. 

Bereits die erste Produktion der Oper war ein großer Erfolg. Dennoch gehört Prokofjefs Werk, mit dem der Komponist musikalisch ungewohnte Wege ging, bis heute nicht zum Kernrepertoire der internationalen Opernwelt. Jedoch stand „Der Spieler“ ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und bis heute immer wieder auf den Spielplänen vor allem europäischer Opernhäuser.  

Die Handlung

Kurz und gut …
Was macht ein mittelloses Mädchen, das durch eine spielsüchtige Gesellschaft alles verloren hat, mit einem Mann, der ihm mit 50.000 Gulden seine Freiheit schenken will? Es wirft ihm das Geld ins Gesicht.


1. Akt: Park eines Grandhotels in Roulettenburg

Im Park eines Grandhotels in Roulettenburg, wo sich – nomen est omen – alles um das Glücksspiel dreht, hat sich eine illustre Gesellschaft versammelt. In deren Mittelpunkt steht ein ehemaliger russischer General, der sich in Mademoiselle Blanche, eine „Halbweltdame“ verliebt hat. Aber nicht nur sie begleitet ihn ins Zentrum des vermeintlichen Glücks, sondern auch seine Stieftochter Polina und Alexej, den der General als Hauslehrer für den Nachwuchs engagiert hat. Außerdem mit dabei sind in Roulettenburg ein reicher Marquis und Mr. Astley, ein ebenfalls sehr vermögender Engländer.

Monetäre Belange dominieren auch die Beziehungsgeflechte der Protagonisten:

Der General a.D. hat Blanche den Hof gemacht; die Dame zeigt sich ihm freundlich zugeneigt, ist inzwischen seine Verlobte, aber eigentlich nur an seinem Geld interessiert. Das könnte der alte Kämpfer allerdings gerade selbst gut brauchen. Er hatte sich vom Marquis zu hohen Zinsen Geld geborgt – und beim Roulette verspielt.

Polina, seiner Ziehtochter, geht es nicht besser. Sie ist ebenfalls beim reichen Marquis verschuldet (und schwärmt für diesen vermögenden Mann, wird ihrerseits allerdings heftig von Alexej umschwärmt). 

Um ihre Schulden bezahlen zu können, hatte Polina Alexej beauftragt, ihren Schmuck, wertvolle Diamanten, zu verpfänden. Das hat der Gute zwar getan, dann aber, wie er seiner Geliebten nun gestehen muss, den Erlös beim Roulette verspielt.

Da erreicht die Gesellschaft ein Telegramm aus Moskau, von der alten Babulenka, einer schwer reichen und schwer kranken Verwandten des Generals. Es gehe ihr schlecht, sie habe nur noch kurze Zeit zu leben.

Vordergründig führt diese Nachricht zu Trauerbekundungen, doch in Wirklichkeit gibt sie Anlass zur Hoffnung. Eine bedeutende Erbschaft steht in Aussicht …

Als Blanche dem General von Alexejs erheblichen Verlusten beim Roulette berichtet, gibt der allseits geschätzte Hauslehrer zwar zu, 6.000 Gulden verloren zu haben, verschweigt aber, dass es Polinas Geld war, das er verspielt hat. Es habe zunächst seinen eigenen Lohn eingesetzt und zwischenzeitlich erheblichen Gewinn gemacht, eher er alles wieder verloren habe. 

Für den nun folgenden gut gemeinten Rat, er möge mit den ihm zur Verfügung stehenden bescheidenen finanziellen Mitteln doch vorsichtiger umgehen, hat Alexej wenig übrig. Seine „Tartaren-Natur“ verbiete es ihm, ein Leben wie gewöhnliche Menschen zu führen.

Diese abenteuerlustige Gesinnung gefällt Mr. Astley. Der reiche Engländer lädt Alexej auf eine Zigarre zu sich ein.

Polina ist indes verärgert darüber, dass sie ihre Schulden beim Marquis nicht begleichen kann und lässt Alexej ein wenig Abneigung spüren. Dieser bringt zu seiner Verteidigung vor, er habe im Spiel nur dann Pech, wenn er Geld für andere einsetze. Würde er für sich selbst spielen, sei ein Gewinn sicher. Und wieder einmal versichert Alexej Polina, wie sehr er sie liebe. Seine starken Gefühle für sie machten ihn zum Sklaven, er wäre sogar bereit, für sie von einer Klippe zu springen. Aber er lehne sich gegen diese Abhängigkeit auf, Polina sei deshalb in Gefahr:

Es ist gefährlich für uns, zusammen zu sein
Ich möchte dich auf dem Boden erschlagen.
Ich will dich verprügeln, verstümmeln, würgen.
Jeden Tag liebe ich dich mehr,
aber du bist absolut unmöglich.

Du willst mich unter deinem Fuß zermalmen.
Ich habe dich durchschaut.
Du begibst dich auf dünnes Eis!

Polina nimmt Alexejs Gerede nicht wirklich ernst. Sie weist ihn nicht zurück, zeigt ihm aber auch keine Zuneigung. Schließlich werden die beiden wird durch den General unterbrochen. Der hat sich beim Marquis wieder einmal Geld ausgeborgt – diesmal mit der Verpflichtung, das Doppelte des Betrages zurückzuzahlen – und beauftragt Alexej, zur Bank zu gehen.

Danach stellt Paulina ihren „Sklaven“ genüsslich auf die Probe. Ob seine Liebe wirklich echt sei? So tief, dass er auch bereit wäre für sie zu töten? Den Marquis beispielsweise?

„Ja, ich werde jeden töten, den du willst“, versichert Alexej, aber Polina gibt sich dann doch mit einem geringeren Opfer zufrieden. Sie deutet auf eine „lächerliche Frau“, die im Park an der Seite eines deutschen Barons namens Würmerhelm flaniert. Alexej solle als Beweis seiner Liebe zu dieser Baronin gehen und ihr einige französische Komplimente machen. „Los“, feuert Paulina ihn an, „ich will sehen, wie der Baron dich mit seinem Spazierstock erschlägt!“

Alexej fühlt sich herausgefordert, lässt sich aber zu dem „Spaß“ überreden. Er geht auf die beiden zu, stammelt zunächst in einem französischen Versuch die Worte: „Ich habe die Ehre, Ihr Sklave zu sein“ und legt sich schließlich mit dem überraschen Baron („Sind Sie rasend?“) direkt an. („Jawohl!“)

2. Akt: Eingangshalle des Grandhotels

Der Baron hat sich über Alexejs Verhalten beim General beschwert und Konsequenzen verlangt. Dieser stellt seinen Hauslehrer nun zur Rede. Baron Würmerhelm sei eine wichtige Persönlichkeit, der Vorfall provoziere „eine internationale Krise“.

Alexej „entschuldigt“ sich mit einer zynischen Bemerkung: „Es sieht so aus, als hätte ich Symptome einer Geisteskrankheit“. 

Den General entlässt den Hauslehrer daraufhin aus seinen Diensten. Er habe von ihm „nichts als Ärger und Anmaßungen erfahren“. Da er sich selbst in einer „heiklen und sensiblen Situation“ befinde, habe er sich in Alexejs Namen beim Baron entschuldigt.

Das allerdings bringt Alexej erst recht in Fahrt. Er verweist auf seinen Universitätsabschluss und sein Recht, ohne fremde Einmischung tun und lassen zu können, was er wolle. Wie der General es wagen könne, den Baron in seinem Namen anzusprechen! Er sei nicht sein Sohn und er nicht sein Vormund! Nur sein Respekt hindere ihn daran, ein Duell zu fordern, aber er werde nun selbst mit Baron Würmerhelm sprechen.

Der General will Alexej daraufhin „wegen Aufruhrs“ verhaften lassen, kann sich damit aber nicht durchsetzen, da es ja keinen Aufruhr gegeben hatte, und wird schließlich kleinlaut.

Alexej bleibt verwundert zurück. Er versteht nicht, worin die „heikle und sensible Situation“ liegen könnte, und weshalb dem General so viel an einem guten Verhältnis zu den Würmerhelms liegt.

Mr. Astley klärt Alexej auf. Der Schlüssel dafür sei Blanche, die Verlobte des Generals. Sie sei schon vor zwei Jahren einmal hier in Roulettenburg gewesen, damals mit einem italienischen Prinzen, der sie allerdings hatte stehen lassen. Da habe sie sich im Casino neben dem Baron Würmerhelm wieder gefunden, diesen bezirzt und dazu animiert, für sie auf „Rot“ zu setzen. Die Baronin habe der beginnenden Affäre allerdings ein Ende bereitet und Blanche aus dem Casino werfen lassen. Deshalb wolle sie die Baronin nicht noch einmal erregen, denn das könnte ihre Heirat mit dem General gefährden. 

Mr. Astley klärt Alexej auch darüber auf, dass der General auf den Tod der Babulenka wartet, denn damit würde er ihr Vermögen erben, seine Schulden beim Marquis begleichen und Blanche heiraten können.

Alexej ahnt nun, dass diese Erbschaft wohl auch für Polina von Interesse ist. Denn sobald sie ihre  Mitgift erhalte, wäre sie für den Marquis eine gute Partie und würde sich ihm an den Hals werfen. Er kennt seine Geliebte:

Sie lebt mit einem uralten Fluch
und trägt ein seltsames, dunkles Schicksal.
Sie giert nach den Schrecken des Lebens,
nach dem Unerträglichen …

Nun will der Marquis Alexej „geschäftlich sprechen“. Er bittet ihn, den Baron nicht aufzusuchen und die Sache auf sich beruhen zu lassen. Schließlich habe der General ihn in seine Familie aufgenommen und ihm Arbeit gegeben. Doch Alexej lehnt ab. 

Als ihm auch eine Gewaltandrohung nicht weiterhilft, zieht der Marquis schließlich einen Brief Polinas aus der Tasche. Alexej, schreibt sie ihm, führe sich wie ein Kind auf. Er solle damit aufhören, sie flehe ihn an, und wenn es sein müsse, befehle sie es ihm.

Alexej vermutet verärgert, dass Polina diese Zeilen nur auf Wunsch des Marquis geschrieben hat,  gibt aber nach.

Der General dankt dem Marquis für seine Intervention und gibt seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Babulenka demnächst das Zeitliche segnen werde. Er erwarte noch an diesem Abend eine entsprechende Nachricht.

Doch stattdessen trifft die vermeintlich Sterbenskranke nun höchstpersönlich im Hotel ein. 

Schnell stellt sich heraus, dass die Babulenka bei stabiler Gesundheit ist und nur zu gut weiß, dass der General und seine Gesellschaft des Geldes willen auf ihr Ableben hoffen. Einzig Alexej genießt ihre uneingeschränkte Sympathie, und bis zu einem gewissen Grad auch Polina. Diese habe eben einen „schwierigen Charakter“ – wie sie selbst auch.

Der General werde auf keinen Fall Geld von ihr erhalten, verkündet sie entschlossen, und lässt sich auf ihr Zimmer bringen. Alexej lädt sie dazu ein, ihr später das Roulette zu zeigen.

3. Akt: Hotelsalon neben dem Spielcasino

Der General stürzt außer sich in den Hotelsalon neben dem Spielcasino und beschwert sich lautstark. Die Babulenka, „die alte Schlampe“, spiele und spiele und habe bereits 15.000 Rubel verloren. Sie setzt immer alles auf die Null und verliere offenbar ihren Verstand. Sie ignoriere alle Mahnungen, sogar Blanche habe sie aus dem Casino gewiesen. Lediglich Alexej dulde sie um sich.

Der General ahnt, dass mit dem Erbe der Großmutter auch seine Chancen schwinden, seine Verlobte halten zu können. Da bringt der Marquis die Nachricht, die Babulenka würde inzwischen auch ihre Wertpapiere einsetzen und habe weitere 40.000 Gulden verpulvert.

Daraufhin will der General die Polizei rufen, um die alte Dame zu stoppen: „Sie zockt wie ein Kind und verliert alles!“ Man müsse sie einsperren, in die Klapsmühle stecken, die „verrückte Schlampe“ gehöre an die Kette. Doch der Marquis, der mit dem General leidet (schließlich steht auch die Rückzahlung seines Kredites auf dem Spiel), überzeugt ihn von der Aussichtslosigkeit einer polizeilichen Intervention.

Kein Mitleid mit dem General zeigt indessen Blanche. Nachdem die finanziellen Nöte ihres Verlobten offenbar geworden sind, ist auch ihre Zuneigung dahin. Zornig drängt sie, die Babulenka endlich zu stoppen.

Als nun Alexej im Hotelsalon auftaucht, versuchen der General und der Marquis mit allen Mitteln, ihn für ihr Anliegen einzusetzen. Er müsse die Großmutter davon abhalten, sie alle zu ruinieren. Zuletzt schließt sich auch Blanche dem Chor an – und schon bringt Prinz Nilski die nächste Schreckensnachricht: Dem Vernehmen nach habe die alte Dame inzwischen bereits 100.000 Rubel verloren, manche vermuteten sogar, es seien fünf Millionen. 

Der General fällt kurzzeitig in Ohnmacht, danach stürmt er ins Casino, während Blanche bereits Nilski mit ihrer Zuneigung beglückt.

Alexej wird indessen bewusst, dass ihn mit der Familie des Generals nichts mehr verbindet – bis auf seine Liebe zu Polina. Im Übrigen sei alles, was sich hier zutrage, einfach nur lächerlich. 

Als nun Polina allein im Hotelsalon erscheint und die Bemerkung fallen lässt, sie fände den Marquis langweilig, will Alexej ein klares Bekenntnis von ihr hören: „Brauchst du meine Hilfe, mein Leben, oder nicht? Wenn du mich brauchst, und sei es nur für irgendetwas, dann …“

Polina unterbricht Alexejs Versuche, sie näher an sich zu binden. Denn die Babulenka kommt aus dem Casino, gebrochen, und erzählt, alles, was sie bei sich hatte, verloren zu haben. Sie wolle nun nur noch mit dem Zug zurück nach Moskau. Sie werde Mr. Astley um Geld für die Reise bitten. Sie sei kreditwürdig, immerhin besitze sie noch „drei Dörfer und zwei Häuser“. 

Polina lädt sie ein, mir ihr zu reisen und bei ihr zu wohnen. Ihr Haus sei wie ein Palast. Doch Polina lehnt ab. Es gebe wichtige Gründe, weshalb sie nicht mitkommen könne.

Nachdem die Babulenka sich auf die Reise gemacht hat – geläutert und entschlossen, jetzt eine Kirche zu bauen –, kommt der General schimpfend in den Salon. Er kann das Verhalten der Großmutter immer noch nicht fassen:

Nein! Nein! Nein!
Sie bringt Schande über die Familie!
Die alte Schachtel entehrt Russland vor den Deutschen!
Sie … sie … wird alles verzocken!

Lautstark wünscht er sich, die Babulenka „auf der Streckbank“ zu sehen. Und schließlich muss der General auch noch erleben, dass Blanche Arm in Arm mit Prinz Nilski herumstolziert, „dieser kleinen Schwuchtel mit Brille“, während sie für ihn nur noch „abscheuliche Worte“ übrig habe. Undankbar sei diese Frau!

Undankbar!

4. Akt: Alexejs Zimmer im Grandhotel

Alexej hat die Babulenka zum Bahnhof gebracht uin seinem Zimmer im Gradhotel erfreut Polina an. Sie zeigt sich ihm zugeneigt („Wenn ich zu dir komme, bringe ich mein ganzes Wesen mit“), und lässt ihn dann einen Brief des Marquis lesen. Dieser teilt mit, dass er abgereist sei, um die Immobilen des Generals, die Sicherheiten für den Kredit, den er ihm gewährt hatte, zu Geld zu machen. Er wisse allerdings, dass der General auch Polinas Geld verzockt habe, weshalb er 50.000 Gulden für sie zurückhalten werde. Dieses Geld würde es ihr ermöglichen, etwas von ihrer Würde zurückzugewinnen. Polina möge in ihm einen Ehrenmann erkennen.

Alexej sieht in dem Brief einen neuen Annäherungsversuch des Marquis („Dieser Mistkerl!“), und auch Polina ist verärgert. Sie würde ihm sein Geld am liebsten „ins Gesicht werfen“ – aber woher nehmen? 

Alexej schlägt ihr zunächst vor, die Babulenka darum zu bitten, und dann, nachdem sie das strikt ablehnt, sich an Mr. Astley zu wenden. Doch auch davon will Polina nichts wissen.

Zuletzt kommt Alexej eine rettender Gedanke. Sie solle hier in seinem Zimmer auf ihn warten, er sei gleich wieder da! 

Spielcasino

Alexej hat sich ins Spielcasino begeben. Beobachtet von einer aufgeregt staunenden Spielerschar, setzt er immer wieder auf Rot – und gewinnt – und gewinnt. Einmal wird seine Siegesserie zwar kurz unterbrochen, aber letztlich beträgt hat Alexej 60.000 Gulden erspielt – und der Groupier muss den Tisch schließen.

Doch Alexej ist noch nicht zufrieden. Sofort stürmt er zum nächsten Roulettetisch, und tatsächlich setzt sich seine Glückssträhne auch im Nebenzimmer fort. Immer wieder setzt er auf Rot, während die anderen Spieler, schon in großer Sorge, erfolglos versuchen, ihn vom Weitermachen abzuhalten:

Er hat den Verstand verloren!
Sein Gesicht ist völlig entstellt!
Er zittert am ganzen Körper!
Auf der Stirn stehen große Schweißperlen!
Rettet ihn!

Wieder und wieder gewinnt Alexej und sprengt erneut die Bank.

Als ihm das gleiche auch noch im dritten Raum gelingt, wird er von allen Spielern im Casino wie ein Erlöser gefeiert: „Er hat viele Menschen gerächt!“ Am Ende gewinnt also doch nicht immer die Bank!

Nur der Casino-Direktor sieht das anders: Alexej habe sich „noch nicht genug gerächt“, er werde wiederkommen und wieder spielen: „Jetzt wird er niemals damit aufhören. Er ist zum Scheitern verdammt“.

Doch an diesem Abend verlässt Alexej das Casino mit 200.000 Gulden Gewinn. Mit seiner „wilden Tartareninvasion“ hat er alle Banken gesprengt.

Alexejs Zimmer im Grandhotel

Noch trunken von seinen Siegen kehrt Alexej in sein Zimmer im Grandhotel zurück, wo Polina auf ihn wartet. Er will ihr die 50.000 Gulden geben. Sie könne das Geld dem Marquis nun ins Gesicht werfen. Sie aber entschließt sich, es doch nicht anzunehmen. Sie wolle nichts geschenkt, und außerdem sei „die Geliebte des Marquis“ so viel Geld nicht wert.

Als Alexej sie vorsichtig zu beruhigen sucht („Polina, wie kannst du nur so reden“), steigert sie sich in ihren Widerstand hinein. Sie hasse Alexej, er wolle sie mit seinem Geld kaufen und habe den gleichen Charakter wie der Marquis.

Aber Alexej gibt noch nicht auf. Er lässt Polinas Vorwürfe einfach über sich ergehen – und schließlich nähert sie sich ihm doch wieder: „Liebst du mich?“ fragt sie, und erinnert sich an die Situation im Park des Grandhotels. Die Szene mit dem Baron und der Baronin sei lustig gewesen.

Und für einen Moment träumen die beiden von einer gemeinsamen Zukunft. Sie könnten Roulettenburg verlassen, der Babulenka folgen, immer zusammen sein …

Dann fragt Polina Alexej, ob er ihr die 50.000 Gulden jetzt noch geben wolle oder seine Meinung geändert habe. Nach kurzer Überlegung („Bist du immer noch davon besessen, Polina?“) überreicht er ihr das Geld. Sie nimmt es – aber nur, um es ihm ins Gesicht zu werfen und ihn zu verlassen.

Alexejs Enttäuschung währt nur kurz. Seine Gedanken sind bereits wieder im Casino:

„Rot kam zwanzigmal hintereinander!“

 

Hinweise:
Alle Textzitate aus der deutschen Untertitelung einer Fernsehproduktion (siehe „Titelbild“)
Titelbild: Asmik Grigorian als Polina und Sean Panikkar als Alexej in einer Inszenierung von Peter Sellars, Salzburger Festspiele 2024 (auf Film veröffentlicht)