28. März 2024

„Etwas mehr Hirn, bitte!“

Gerald Hüther im Gespräch (2015)

Der Göttinger Neurobiologe hat ein Buch unter dem Titel „Etwas mehr Hirn, bitte!“  geschrieben. In diesem Gespräch geht es um das von der Hirnforschung gezeichnete Menschenbild – und um die Notwendigkeit, neue Formen des Zusammenlebens zu entwickeln.

Die Hirnforschung steht im Zentrum, wenn es darum geht, das Wesen des Menschen zu beschreiben. Was sind denn aus Ihrer Sicht die wichtigsten Erkenntnisse aus den letzten 25 Jahren, die das Bild von uns selbst geprägt haben?

HÜTHER: Wir leben seit der Aufklärung in einem Zeitalter, in dem wir nicht mehr an das glauben, was sich irgend jemand ausgedacht hat. Wir wollen, dass etwas objektiv nachgewiesen wird, und die Hirnforschung wird als harte Naturwissenschaft betrachtet. Bis in die 1980er Jahre hatte sie allerdings nichts Besonderes zu bieten – außer elektrophysiologischen Daten und irgendwelchen Vorstellungen darüber, wie es im Hirn aussieht. Aber dann wurden bildgebende Verfahren eingeführt. Das ist ein interessantes Beispiel dafür, wie plötzlich durch eine neu entwickelte Technologie das alte Weltbild zusammenbricht – fast wie durch das Fernrohr im Mittelalter.

Viele Hirnforscher waren anfangs nicht glücklich über das, was sie nun beobachten mussten, weil es dem widersprach, was sie 20 Jahre oder sogar ihr ganzes Forscherleben lang behauptet hatten. Eine dieser Aussagen war: Das Hirn ändert sich nicht mehr, wenn es einmal fertig entwickelt ist.

Das stimmt nicht. Wir wissen heute, dass man zeitlebens, bis ins hohe Alter, neue Vernetzungen im Gehirn aufbauen kann. Aber nicht dadurch, dass man viel übt und sich anstrengt, sondern durch etwas, das der Gesellschaft, in der wir heute leben, fragwürdig erscheint, nämlich durch ein Gefühl, das das Lernen begleitet. Ich habe dieses Gefühl manchmal Begeisterung genannt, vielleicht nennt man es lieber Freude oder Hingabe, denn mit dem Begriff „Begeisterung“ erntet man immer auch den Schaum, der da mit dabei ist.

Es muss jedenfalls, haben die Hirnforscher erkannt, zu einer Aktivierung der emotionalen Zentren im Gehirn kommen, dann können tatsächlich auch neue Verschaltungsmuster aufgebaut werden. Das heißt, was ich mit Freude, mit Hingabe tue, führt dazu, dass die entsprechenden Vernetzungen im Hirn immer besser werden. Jeder kennt das aus der Praxis: Wenn man es schafft, in den Modus der Freude und Hingabe zu kommen, braucht man nicht ewig zu üben, dann geht das Lernen unglaublich schnell, egal, was man lernen will.

Diese Erkenntnis der Hirnforschung ist eine große Herausforderung für unser gegenwärtiges Bildungssystem. Es ist schwierig, sie dort umzusetzen.

Die Vorstellung, man könne das Gehirn gezielt trainieren wie einen Muskel, ist aus Ihrer Sicht also definitiv vom Tisch.

HÜTHER: Ja, sie ist ein Beispiel für die falsche Übertragung einer Vorstellung auf eine Ebene, auf der sie nicht mehr gilt. Das Hirn ist kein Muskel. Es ist auch keine Maschine und kein Computer. Das Hirn hat im Gegensatz zum Muskel sozusagen einen eigenen Monitor – das Gefühl –, mit dem es prüft, ob etwas wichtig oder unwichtig ist. Es wäre auch Nonsens, wenn es sich auf etwas einließe, bei dem der Monitor nicht angegangen ist. Deshalb kümmert man sich nur um das, was wichtig ist, und wichtig ist das, was ein Gefühl erzeugt. Das kann auch manchmal Angst sein. Aber das schönste Gefühl, das dem Gehirn sagt: „Hier geht’s lang“, ist eben – nennen wir es ruhig weiter so – Begeisterung. Damit werden neuroplastische Botenstoffe im Hirn ausgeschüttet, und die tragen dazu bei, dass neuroplastische Umbauprozesse stattfinden, dass die Neubildung von Fortsätzen und Synapsen in Gang gesetzt wird. Ein Muskel hat keinen Monitor für das, was wichtig ist. Er wird trainiert, und dann wird er dicker.

Gab es Erkenntnisse aus der Hirnforschung, die einen direkten Einfluss auf unser Selbstverständnis hatten und klar gezeigt haben: Worauf wir bisher unterwegs waren war ein Holzweg?

HÜTHER: Die Annahme, das Gehirn würde sich überhaupt nicht mehr ändern, wenn es einmal fertig ist, gehört sicher dazu. Man hat noch darüber gestritten, wann es fertig entwickelt ist, aber nach diesem Zeitpunkt sollte es stabil bleiben. Nervenzellen sollten gar nicht mehr auswachsen und sich teilen können. Heute ist das alles passé, wir beobachten, dass das zeitlebens geht.

Danach hat man gedacht, man müsse üben, trainieren, um das Gehirn leistungsfähiger zu machen. Aber nein, es wurde klar: Wenn wir etwas lernen wollen, dann muss es schon ein bisschen unter die Haut gehen, dann muss ein Gefühl dabei sein.

Und das aus meiner Sicht vielleicht Wichtigste ist, dass wir über die Hirnforschung überhaupt erst begriffen haben, wie bescheuert das Konzept ist, mit dem wir bisher losgezogen sind, um das Menschsein zu erklären. Wir haben ja gedacht, dass genetische Programme uns steuern. Manche haben sogar den Menschen als Container für egoistische Gene betrachtet, die bestimmen, was er zu tun hat …

… womit jedes Lebewesen den Genen dienen würde.

HÜTHER: Genau. Das Lebewesen ist nur ein Produkt der Gene, damit die Gene sich egoistisch reproduzieren können. Das war natürlich eine tolle Vorstellung für diejenigen, die vom Konzept egoistischer Durchsetzungsstrategien begeistert waren. Aber in Wirklichkeit ist es anders – und im Gehirn wird das deutlich. Da gibt es Milliarden von Vernetzungen, die in jedem Hirn anders sind. Das kann nicht genetisch gelenkt sein. Wir hätten gar nicht so viele Gene.

Diesbezüglich gab es ja eine weitere große Enttäuschung. Die Molekularbiologen haben nach dem Ansatz „Wenn wir erst mal wissen, wie das Genom des Menschen aussieht, können wir auch den Menschen beschreiben“ konsequent das ganze Genom sequenziert. Aber das Ergebnis war ein solcher Frust, dass sie es nie laut zugegeben haben. Das Genom des Menschen umfasst nicht, wie erwartet, 300.000 Gene – so viele hätte man mindestens gebraucht, um all die Merkmale eines Menschen genetisch erklären zu können –, sondern nicht einmal 30.000. Der Mensch hat also etwa so viele Gene wie ein Fadenwurm.

Da muss man doch fragen: Was ist in unseren Konzepten falsch? Was ist in der Art und Weise, wie wir denken, verkehrt? Die Gehirnforschung hat dazu beigetragen, dass das Gen-Konzept so schnell hinterfragt werden konnte. Denn im Gehirn kommt man mit dem Hinweis auf die Gene überhaupt nicht mehr weiter. Also muss man fragen: Wie organisiert sich das Leben eigentlich? Und jetzt wird’s spannend. Jetzt kommen die Systemtheoretiker und es gibt die Komplexitätswissenschaftler mit ihren Vorstellungen ins Spiel, und plötzlich wird deutlich, dass man die Entwicklung und die Funktionsweise des Hirns relativ gut als sich selbst organisierendes System beschreiben kann. Solche Systeme erfinden im Prozess des eigenen Werdens die Information, die sie brauchen, auch die Art der Kollektivität, die sie benötigen, um zu überleben oder zu funktionieren.

Und damit sind wir auf einer Ebene, die jeder Einzelne kennt. Ein Kind, das in einer Familie aufwächst, findet die Informationen dafür ja erst allmählich heraus, wie es sich in der Familie zu verhalten hat, oder später in dem Kulturkreis. Dieses Wissen ist ihm nicht mitgegeben, das entsteht es erst im Prozess des eigenen Werdens. Und dieser Ansatz wirft so ziemlich alles über den Haufen, was wir bisher an deterministischen Ansätzen – leider auch in meiner Disziplin, der Biologie – entwickelt und in die Welt getragen haben.

Viele Gehirnforscher scheinen aber immer noch ausgeprägte Deterministen zu sein!

HÜTHER: Ja … und das dürfen sie auch sein. Ich gestehe jedem das Recht zu, das zu glauben, was er für richtig hält. Ich würde aber von einem akademisch ausgebildeten Menschen … vielleicht auch von einer Putzfrau … eigentlich von jedem Menschen erwarten, dass er sich ab und zu fragt, warum er das glaubt, was er glaubt. Dann stellt sich schnell heraus, dass die Putzfrau gewisse Vorstellungen hat, die ihr nützen, damit sie ihren Job machen kann. Und dass der Universitätsprofessor auch an verschiedene Dinge glaubt, sie sogar vehement vertritt und verteidigt, weil sie ihm nützen. Sie sind oftmals ja Teil der Karriere, Teil seiner Identität.

Mit bestimmten Theorien, die heute heftig vertreten werden, finden auch sehr viele Leute in der Bevölkerung ihre Anhänger, weil sie zum Beispiel rechtfertigen, warum es eine Wettbewerbs- und Leistungsgesellschaft gibt; weil sie begründen, warum sich jeder selbst der Nächste ist und dass wir als Menschen gar nicht anders funktionieren können; dass es deshalb Ungleichheiten geben muss, die dahin führen, dass am Ende die einen das Geld haben und die anderen nicht und die einen sich ihre Möglichkeiten erschließen können und die anderen im Dreck stecken bleiben.

Wenn man also solche Theorien braucht, um die Gesellschaft aufrecht zu erhalten, dann sind all jene, die davon profitieren, sehr dankbar, wenn da einer kommt und sagt, genetisch oder hirntechnisch müsse das alles so sein.

Einige Hirnforscher meinen, deterministischen Vorstellungen folgend, der Mensch habe gar keinen freien Willen. Das Gehirn erzeuge nur eine Illusion davon. Lässt sich aus Ihrer Sicht wirklich behaupten, neurobiologische Befunde würden beweisen oder nahelegen, dass unser freier Wille eine Art Einbildung ist?

HÜTHER: Ich fürchte, dass die Neurobiologen, die mit dieser These angetreten sind, sich gar nicht gefragt haben, was der freie Wille eigentlich ist. Wir reden häufig über Begriffe, die nicht definiert sind.

Für mich ist eine gute Definition des freien Willens mit dem verbunden, was Viktor Frankl im KZ beobachtet hat. Dass Menschen unter Bedingungen geraten können, die unvorstellbar unmenschlich, menschenunwürdig sind, wo sie am Ende sogar in die Gaskammer gehen … sich aber bis zuletzt doch ihre Würde bewahren. Weil sie immer noch entscheiden, ob sie ihr Leben als etwas Sinnvolles betrachten …

… der Wille zum Sinn, wie Frankl sagt …

HÜTHER: … ja, und das macht doch deutlich, welche Freiheit der Mensch selbst in der allergrößten Not noch hat. Er muss sich nicht zum Opfer der Verhältnisse erklären. Er kann bis zuletzt dem Gegner ins Auge schauen und sagen: „Gut, dann schießt du mich eben tot!“ Und diese Freiheit ist himmelweit weg von irgendwelchen Experimenten, die da von Hirnforschern durchgeführt worden sind, um festzustellen, dass 600 Millisekunden bevor einer auf den Knopf drückt, in seinem Hirn schon irgendein Muster erschienen ist. Das ist eigentlich ein bisschen lächerlich. Es ist aber bezeichnend für unsere Gesellschaft, dass so ein Thema derartig hochgekocht wird.

Wenn das irgendwo hätte passieren dürfen, dann bitte doch in dem Land, das sich die Freiheit des Einzelnen auf die Fahnen geschrieben hat wie kein anderes, und das ist die USA. Dort wurden ja auch die Befunde erhoben, die später bei uns für so viel Aufregung gesorgt haben. Aber bereits vor 20 Jahren! Und niemand hat sich dabei um die Definition des Begriffes „Freiheit“ gekümmert.

Die ganze Diskussion um den freien Willen ist also nicht Ausdruck der Tatsache, dass die Hirnforscher etwas Bedeutendes gefunden haben, sondern dass wir alle ein ziemliches Problem haben mit der Definition von dem, was wir Freiheit nennen.

Es gibt einen populären Irrtum, der besagt, dass wir nur 10 Prozent unseres Gehirns benutzen würden. Als Antithese dazu gibt es ein Zitat des deutschen Physiologen Theo Löbsack, der vor einiger Zeit formulierte:

„Das Großhirn mit seinen stammesgeschichtlich jungen Teilen ist eine Fehlentwicklung […] Einst ein Organ mit der Funktion, die Überlebensaussichten seiner Träger im Daseinskampf zu erhöhen, ist das Großhirn mittlerweile zum Katastrophenorgan geworden, dem es nicht mehr gelingen will, seine eigenen Werke unter Kontrolle zu halten, um sie mit den Lebensgrundlagen auf der Erde in Einklang zu bringen.“

Stimmen Sie dieser Auffassung zu, dass wir ein falsch entwickeltes Großhirn haben?

HÜTHER: Das ist eine spannende These. Sie geht ein bisschen in die Richtung „Der Mensch – ein Irrläufer der Evolution“ von Arthur Koestler.

Die Antwort ist relativ einfach: Das Großhirn ist das Organ, das am stärksten von den Erfahrungen geformt wird, die wir im Laufe unseres Heranwachsens und unseres späteren Lebens in der Beziehung zu anderen Menschen machen. Wenn das Großhirn „schief“ geworden ist, dann liegt es nicht am Großhirn, sondern daran, dass wir alle so ungünstige Erfahrungen gemacht haben.

Man müsste diese Einschätzung also umschreiben: Nicht das Großhirn ist hypertrophiert und eine Fehlentwicklung, sondern die Art unseres gegenwärtigen Zusammenlebens ist eine Fehlentwicklung. Man kann das Hirn nicht isoliert vom dem betrachten, womit es in Beziehung steht. Das Hirn entwickelt ja seine Verschaltungsmuster erst, indem es sich zu etwas in Beziehung setzt, sich also auf etwas einlässt. Und worauf sich das Hirn immer einlässt, womit es immer in Beziehung steht, ist zunächst der eigene Körper. Das heißt, eine Hirnforschung oder eine Betrachtung des Gehirns ohne Berücksichtigung dessen, was im Körper alles passiert und wie es sich wechselseitig beeinflusst, ist eigentlich keine Hirnforschung, sondern etwas Abgetrenntes, das gar nicht die Wirklichkeit beschreibt.

Das Großhirn strukturiert sich endgültig erst nach der Geburt. Was da oben verankert und in den Netzwerken festgeschrieben wird, müssen wir also erst von anderen Personen lernen. Deshalb sind vor allem die jüngeren Teile des Gehirns überhaupt nicht losgelöst von den Beziehungen zu denken, die wir in der Welt draußen mit den anderen machen.

Wenn also etwas im Gehirn nicht stimmt, müssten wir uns immer fragen, was denn dort draußen falsch war. Wer hat das Kind nicht gesehen? Wer hat es als Objekt behandelt? Wer hat es missbraucht? Wer hat es entmutigt? Wer hat ihm seine Lust am eigenen Denken geraubt? Das alles sind wichtige Fragen. Und die Ursache für Fehlentwicklungen ist nicht das Hirn und auch kein Naturgesetz, sondern wir leben in einer Welt, in der wir uns das wechselseitig antun, die Erwachsenen untereinander und die Erwachsenen auch den Kindern.

Ihr Buch „Etwas mehr Hirn bitte“ sehen Sie als „Einladung zur Wiederentdeckung der Freude am eigenen Denken und der Lust am gemeinsamen Gestalten“. Das sind Bedürfnisse, die jeder Mensch wohl von Natur aus in sein Leben mitbringt. Wann und wie gehen denn Lust und Freude aus Ihrer Sicht verloren?

HÜTHER: Wir verlieren die Lust am Leben nicht, weil das im Gehirn so angelegt ist oder weil es ein genetisches Programm dafür gibt, sondern wir verlieren die Freude am eigenen Denken und am gemeinsamen Gestalten, weil wir in eine Welt hineinwachsen, in der uns das verleidet wird.

Wir brauchen deshalb Gemeinschaften, die eine Kultur entwickeln, in der sich die Mitglieder nicht mehr gegenseitig zum Objekt machen, sondern einander ermutigen und inspirieren, alles aus sich heraus zu entwickeln, was in ihnen steckt, und deren Mitglieder gleichzeitig die Sicherheit haben, dass sie verlässlich mit den anderen verbunden sind. Das würde dem Einzelnen die Kraft geben, sich auf einen Weg zu machen, den er allein niemals gehen könnte.

Solche Gemeinschaften möchte ich fördern, denn ich gehe davon aus, dass von ihnen eine Gestaltungskraft erzeugt wird, die wir gar nicht mehr kennen. Und das bringt mich zurück zu Ihrer Frage, wie viel Hirn wir nutzen.

Wir haben ein Potential, das viel größer ist als das, was wir im Augenblick damit machen. Aber es kommt nicht darauf an, möglichst viel Hirn zu benutzen. Das Hirn ist ja zum größten Teil nicht zum Denken da. Wesentliche Teile des Gehirns sorgen dafür, dass im Körper alles gut läuft und dass man einigermaßen mitkriegt, wo man ist, damit man nicht umkommt.

Das Denken ist schon so eine Art Luxus, den man sich nur dann leistet, wenn etwas nicht so richtig funktioniert. Wenn es im Körper irgendwo zwackt oder es draußen nicht so ist, wie man es sich vorstellt oder wie man es vielleicht braucht. Dann wird das Denken kurzzeitig eingeschaltet – möglichst nicht zu lange, es verbraucht nämlich einen Haufen Energie.

Deshalb sitzen die meisten Leute dann auch unter zum Teil sonderbaren Bedingungen vor dem Fernseher und lassen alles laufen wie’s läuft. Das nennen wir dann den „inneren Schweinehund“. Es ist aber einfach der Modus, in dem das Gehirn am liebsten ist – der Energiesparmodus.

Wenn man keinen Grund hat, sich selbst wieder Gedanken zu machen, dann sitzt man im Energiesparmodus vorm Fernseher. Und das einzige Mittel, um wieder Heizkraft hineinzubringen ins Hirn, ist die Lust. Nicht Anstrengung, weil man Erfolg haben will, sondern pure Lust am eigenen Entdecken, am eigenen Herausfinden und Nachdenken.

Diese Lust ist für einen einzelnen Menschen, der sich damit auf den Weg macht, nicht lange durchzuhalten. Die meisten verlieren sie bald wieder, weil sie all das, was sie unterwegs finden, mit niemandem teilen können. Aber die kleinen Potentialentfaltungsgemeinschaften, die ich hier meine, ermöglichen das. Wenn einer etwas herausgefunden hat, kann er sofort mit den anderen darüber reden; die können vielleicht auch noch eine gute Idee einbringen, dann macht man damit weiter, und jeder spürt einen Wachstumsprozess, er muss nicht vor sich hindämmern und auf die Rente warten.

So könnte wieder Schwung in unsere Gesellschaft kommen. Das ist sozusagen das Alternativmodell zu den bisherigen Hoffnungen, dass da irgendwann eine Regierung kommt, die es richtet. Sie wird nicht kommen. Es wird auch keinen Allmächtigen geben, der uns aus dieser selbstverschuldeten Problematik herausholt. Es geht um Aufwachen und Wiederentdecken, es geht darum, einander Mut zu machen und einzuladen, darum, dass man sich gemeinsam auf den Weg macht. Aber allein oder gar auf Kosten anderer geht es nicht mehr. Das Zeitalter der Einzelkämpfer ist vorbei!

Die neue Lust am eigenen Denken | Gerald Hüther im Gespräch

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Die Welt in 100 Jahren | Gerald Hüther

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