Rigoletto
• Oper in drei Akten von Giuseppe Verdi •
Libretto: Francesco Maria Piave (1813–1901) •
Musik: Giuseppe Verdi (1792–1868) •
Uraufführung: 11. März 1851, Venedig (Teatro La Fenice) •
Dauer: ca. 2 Stunden
Akte:
1. Akt: Palast des Herzogs von Mantua; Gasse vor Rigolettos Haus
2. Akt: Palast des Herzogs von Mantua
3. Akt: Straße vor Sparafuciles Schenke
Hauptpersonen:
Herzog von Mantua: Tenor
Rigoletto, Hofnarr des Herzogs: Bariton
Gilda, Rigolettos Tochter: Sopran
Gräfin Ceprano: Sopran
Sparafucile, ein Mörder: Bass
Maddalena, Sparafuciles Schwester: Sopran
Graf von Monterone: Bariton
Kurze Werkeinführung
„Rigoletto“ zählt zu den bekanntesten Werken des italienischen Komponisten Giuseppe Verdi (1813–1901). Die dreiaktige Oper gilt als das erste musikalische Meisterwerk Verdis und begründete dessen Weltruhm.
Wie bei zahlreichen anderen Opern, etwa „Die Macht des Schicksals“, schrieb der italienische Librettist Francesco Maria Piave (1813–1901) für Verdi den Text. Als Grundlage diente ihm ein Werk des französischen Schriftstellers Victor Hugo (1802–1885): „Le roi s’amuse“ – Der König amüsiert sich.
Verdis Oper spielt im 16. Jahrhundert in Mantua (Italien) und thematisiert das Verhältnis zwischen dem mächtigen Herzog von Mantua, einem skrupellosen Frauenhelden, und seinem Hofnarren – Rigoletto –, der vergeblich versucht, seine Tochter vor Männerbegierden zu schützen.
Die Uraufführung der Oper am 11. März 1851 in Venedig war ein durchschlagender Erfolg und setzte auch technisch Maßstäbe: Erstmals wurden nicht nur verschiebbare gemalte Kulissen als Hintergrund, sondern auch dreidimensionale Bühnenbauten verwendet.
„Rigoletto“ ist bis heute – seit der Premiere musikalisch unverändert – auf den Spielplänen aller großen Opernhäuser zu finden.
Die Handlung
Kurz und gut …
Wenn eine junge Frau in Kauf nimmt, dass der arme Student, den sie liebt, in Wirklichkeit ein verlogener, sexistischer Herzog ist, und wenn sie schließlich sogar ihr eigenes Leben opfert, um das dieses Mannes zu retten, der sie körperlich ausgenutzt und sich dann sofort einer anderen zugewandt hat, wenn sie sich allen Bitten ihres verzweifelten Vaters widersetzt, den sich der abgründige Herzog als Hofnarren hält, dann kann es sich wohl nur um unselige jugendliche Naivität handeln, um Dummheit, oder um wahre Liebe.
1. Akt: Palast des Herzogs von Mantua
Der Herzog von Mantua, ein skrupelloser Frauenheld, hat in seinem Palast zu einem Ball eingeladen. Er wird den Gedanken an ein hübsches Mädchen nicht los, das er seit drei Monaten regelmäßig in der Kirche sieht, dessen Namen er nicht kennt und von dem er nur weiß, dass es in einer abgelegenen Gasse wohnt.
Doch an diesem Abend möchte der Herzog die Gräfin von Ceprano für sich gewinnen („Questo o quella“) – eine weitere Eroberung, denn ernsthafte Absichten sind ihm fremd:
Ob diese oder jene, sie alle sind für mich gleich
so vielen anderen, die ich um mich sehe.
Die Herrschaft über mein Herz vergebe ich
weder an die eine noch an die andere Schönheit.
Rigoletto, der bucklige Hofnarr des Herzogs, erweist sich wie immer als willfähriger Diener seines Herrn. Die Empörung des Ehemanns der Gräfin, der zusehen muss, wie der Herzog seiner Frau den Hof macht, belustigt ihn, und schließlich schlägt er sogar vor, Ceprano verhaften oder gleich köpfen zu lassen. Damit könne der Herzog das lästige Hindernis beseitigen.
Doch an diesem Abend gerät Rigoletto selbst ins Visier der anwesenden Höflinge. Unter diesen hat sich die Neuigkeit verbreitet, der ungeliebte Narr habe eine Geliebte („Gran nuova! Gran nuova!“). Also schmieden die Höflinge einen Plan, der endlich einmal Rigoletto zum Opfer machen soll.
Inzwischen erscheint der Graf von Monterone auf dem Ball – außer sich vor Wut, denn er musste erfahren, dass seine Tochter vom Herzog entehrt wurde. „Mit edlem Stolz“ will Monterone den gewissenlosen Verführer öffentlich zur Rechenschaft ziehen. Doch er erntet nur den Spott Rigolettos, und schließlich, als er lautstark verkündet, dass „die entsetzliche Beleidigung“ seiner Familie nicht ungerächt bleiben werde, lässt der Herzog ihn verhaften.
Monterone stößt daraufhin einen düsteren Fluch aus, der sowohl dem Hofnarren als auch dem Herzog Verderben bringen soll.
Gasse vor Rigolettos Haus
Beunruhigt durch diesen Fluch ist Rigoletto unterwegs vom Palast des Herzogs zu seinem Haus. Hinter dem Spott und der Heimtücke, mit denen er allen Höflingen begegnet, steckt eine tiefe Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben. Gilda, die Frau in seinem Haus, von der die Höflinge denken, sie sei seine Geliebte, ist in Wirklichkeit Rigolettos Tochter. Und er will sie um jeden Preis beschützen – vor allem vor dem Herzog.
Auf seinem Weg nach Hause trifft er einen Mann, Sparafucile, der ihn offenbar kennt und ihm seine
Dienste anträgt. Er sei bereit, Rigoletto gegen gutes Geld („eine Hälfte im Voraus, den Rest gibt man hinterher“) von unerwünschten Mitmenschen zu befreien, auch wenn es sich um einen Edelmann handle. Sollten seine Dienste nötig sein – er sei abends immer hier in dieser Gasse zu erreichen.
Nachdenklich erkennt Rigoletto die Parallelen zwischen Sparafucile und sich selbst („Pari siamo! … io la lingua, egli ha il pugnale“). Jener töte mit dem Dolch, er mit der Zunge.
Zu Hause wird Rigoletto von seiner Tochter wieder einmal bedrängt, ihr doch etwas über ihre Herkunft und die Familie zu verraten. Doch der verbitterte Vater ist davon überzeugt, Gilda am besten schützen zu können, indem er sie im Unklaren lässt („Padre ti sono, e basti“). Sie solle, außer zum Kirchgang, das Haus nicht verlassen. Nach diesem Gespräch kehrt Rigoletto zum Palast des Herzogs zurück.
Dieser konnte inzwischen allerdings ausfindig machen, wo das hübsche junge Mädchen aus der Kirche wohnt und schleicht sich in das Haus seines Hofnarren. Dort stellt sich der Herzog Gilda als armer Student namens Gualtier Maldé vor und gesteht ihr mit großen Worten seine Liebe:
Ach, unzertrennlich hat der Gott der Liebe
dein Schicksal, o Jungfrau, an meines geknüpft!
Gilda erwidert die Liebe des „Studenten“, doch die beiden werden von Geräuschen unterbrochen, die vor dem Haus hörbar werden und den Herzog zwingen, sich zurückzuziehen.
In der Gasse haben sich die Höflinge eingefunden, um ihr Vorhaben, sich an Rigoletto zu rächen, in die Tat umzusetzen. Sie haben vor, mit einer Leiter über den Balkon des Hauses zu Gilda, der vermeintlichen Geliebten des Hofnarren, zu gelangen, um sie zu entführen.
Doch in dieser Minute kehrt Rigoletto zurück, immer noch über Monterones Fluch grübelnd. Er stößt auf die maskierten Höflinge, die ihm listig erzählen, sie seien unterwegs zu Cepranos nahe gelegenem Palast, um die Gräfin zu entführen.
Rigoletto atmet auf, da er schon befürchtet hatte, die Männer hätten es auf Gilda abgesehen. Er erklärt sich bereit, bei dem „Spaß“ mitzumachen und bittet die Höflinge, ihm auch eine Maske zu geben. Er bekommt sie, muss sich aber gefallen lassen, dass ihm zugleich die Augen verbunden werden, so dass ihm schließlich entgeht, dass die Entführer gar nicht in Cepranos Palast, sondern in sein eigenes Haus eindringen. Und er hält den Männern noch die Leiter, als sie zu Gildas Balkon hinauf steigen, das Mädchen knebeln und fortschleppen.
Erst als Rigoletto nach vollbrachter Tat von fern einen Hilferuf hört, reißt er sich entschlossen Binde und Maske vom Gesicht. Entsetzt erkennt er – zunächst an einem Tuch Gildas, das er vor seinen Füßen am Boden findet –, dass er den Höflingen geholfen hat, seine eigene Tochter zu entführen.
Rigoletto glaubt in den Ereignissen die Wirkung von Monterones Fluch zu erkennen („Ah, la maledizione“) und bricht ohnmächtig zusammen.
2. Akt: Palast des Herzogs von Mantua
In seinem Palast hat der Herzog erfahren, dass seine neue Geliebte entführt worden ist. Er beklagt, dass das Mädchen ihm weggenommen wurde („Ella mi fu rapita!“), freut sich dann aber um so mehr, als er von den Höflingen erfährt, dass sie Gilda aus ihrem Haus und bereits in sein Schlafzimmer gebracht haben. Sofort eilt er zu ihr.
Kurz darauf erscheint auch Rigoletto auf der Suche nach seiner Tochter im Palast. Er will von den Höflingen wissen, was mit Gilda passiert ist, wird von ihnen aber nur verhöhnt („Povero Rigoletto!“). Bald jedoch bestätigen sich seine schlimmsten Befürchtungen. Sie ist mit dem Herzog allein!
Die Höflinge sind zwar erstaunt, als sie erfahren, dass sie in Wirklichkeit Rigolettos Tochter entführt haben, aber sie versperren dem verzweifelten Vater dennoch den Weg zum Herzog.
Rigoletto bleibt nichts anderes übrig, als in ohnmächtiger Wut und Verzweiflung auszuharren.
Schließlich kommt Gilda aus einem Nebenzimmer, stürzt sich in die Arme ihres Vaters („Mio padre!“) und berichtet ihm, was passiert ist. Dass der Herzog als Student verkleidet in ihr Haus gekommen sei und … dass sie Gefühle für ihn habe.
In diesem Augenblick führen Soldaten den Graf von Monterone vorbei. Er beklagt, dass ein Fluch den Herzog noch nicht getroffen habe – und bestärkt Rigoletto damit in seinem Entschluss, seinen Herrn einer gerechten Strafe zuzuführen:
Ja, Rache, fürchterliche Rache,
ist das einzige, was meine Seele verlangt …
schon nähert sich die Stunde deiner Strafe,
die dir verhängnisvoll schlagen wird.
3. Akt: Straße vor Sparafuciles Schenke
Einige Wochen später führt Rigoletto seine Tochter zur Schenke Sparafuciles, wo die beiden heimlich beobachten, was in dem Haus vor sich geht. Gilda soll die Verderbtheit des Herzogs selbst erleben.
Tatsächlich betritt dieser kurz danach, verkleidet als Kavallerieoffizier, die Schenke, um sich an Sparafuciles Schwester Maddalena heranzumachen – überzeugt davon, dass sowieso alle Frauen untreu seien und er deshalb immer so leichtes Spiel habe („La donna è mobile“). Man dürfe Frauen nie sein Herz anvertrauen, könne aber doch „von der Liebe kosten“:
Frauen sind unbeständig
gleich einer Feder im Wind,
sie ändern ihre Worte und Gedanken.
Nachdem sie diesen Auftritt des Herzogs gehört und gesehen hat, schickt Rigoletto seine Tochter weg. Zu ihrer Sicherheit soll sie Männerkleidung anziehen. Dann beauftragt er Sparafucile mit dem Mord am Herzog, bezahlt ihm den halben Lohn und verlangt, den Erdolchten um Mitternacht in einem Sack zu erhalten, damit er die Leiche selbst in den nahen Fluss werfen könne.
Als er mit seiner Schwester und dem Gast allein ist, will Sparafucile sofort zur Tat scheiten, aber Maddalena hat Gefallen an dem „armen, hübschen Jungen“ gefunden. Es gelingt ihr, den Bruder zu überreden, anstelle des „Offiziers“ den nächstbesten Gast, der zur Tür hereinkommt, zu erdolchen und stellvertretend in den Sack zu stecken.
Allerdings hat Gilda ihrem Vater nicht gehorcht und ist zur Schenke zurückgekehrt. Hier konnte sie das Gespräch zwischen Sparafucile und Maddalena belauschen und hat daraus geschlossen, dass ihr Geliebter ermordet werden soll. Sie will das unbedingt verhindern und sich selbst an seiner Stelle opfern, indem sie – sowieso in Männerkleidern – die Schenke als Gast betritt („Io vo’ per la sua gettar la mia vita“).
Während draußen ein heftiges Gewitter tobt, sticht Sparafucile zu. Um Mitternacht übergibt er seinem Auftraggeber den Sack mit einer Leiche.
Rigoletto glaubt sich endlich am Ziel. Der Augenblick der Rache ist gekommen („Della vendetta alfin giunge l’istante!“)!
Doch da ertönt aus der Ferne die Stimme des amüsiert singenden Herzogs, der wieder einmal von den unbeständigen Frauenherzen schwärmt („La donna è mobile“).
Entsetzt öffnet Rigoletto den Leichensack und findet darin seine sterbende Tochter.
Gilda kann ihren Vater noch um Vergebung bitten, sie habe den Herzog „zu sehr geliebt“, dann stirbt sie. Überzeugt, dass sich Monterones Fluch an ihm erfüllt habe, bricht Rigoletto über der Leiche seiner Tochter zusammen.
Hinweise:
Das Titelbild zeigt Edita Gruberova als Gilda und Luciano Pavarotti als Herzog in einer „Rigoletto“-Verfilmung von Jean-Pierre Ponnelle, 1983
Alle Zitate aus der deutschen Übersetzung des Librettos lt. Opera Guide)