25. April 2024

Der Veteran und die Hmong

Clint Eastwoods Filmdrama „Gran Torino“

Walt Kowalski (Clint Eastwood) ist ein Kriegsveteran und ehemaliger Arbeiter in der Ford-Automobilfabrik. Es gefällt ihm nicht, wie sich die Dinge um ihn herum verändern. 

Die Vorstadtsiedlung von Detroit, in der erlebt, widerspiegelt den Niedergang der Autoindustrie, sein Sohn Mitch (Brian Haley) verkauft japanische Autos, und seine neuen Nachbarn vom Volk der Hmong erinnern ihn an die Koreaner, denen er im Krieg gegenüberstand. Schlitzaugen.

Außerdem ist Walts Frau soeben beigesetzt worden, der Nachwuchs ist gierig darauf, etwas zu erben, und ein junger, lebensunerfahrener Pater (Christopher Carley) will ihn, den alten Atheisten, mit klerikalen Floskeln und dem ständigen Aufruf, zur Beichte zu gehen, in einen gläubigen Christen verwandeln.

Walt will eigentlich nur noch seine Ruhe haben. Auf der Veranda sitzen, seinen 1972-er Ford Gran Torino Sport pflegen und gelegentlich den Rasen vor seinem Haus mähen. Bereit, alle zu verjagen, die es wagen, ihn zu betreten. 

Wenn nötig, mit der Waffe in der Hand.

Doch das Leben des Veteranen, der seine ungebrochene Bereitschaft, etwas Sinnvolles zu leisten, hinter der Maske des verbitterten Zynikers versteckt, gerät ordentlich durcheinander. Denn eines Tages ertappt Walt den Nachbarjungen Thao (Bee Vang) beim Versuch, seinen Gran Torino zu stehlen …

Ausgehend von dieses Ereignis zeigt Clint Eastwood in seinem Filmdrama „Gran Torino“, welche kleinen „Wunder“ geschehen können, wenn es gelingt, Vorbehalte und Vorurteile zu überwinden, wie über kulturelle und konfessionelle Grenzen hinweg Freundschaften entstehen und sich vertiefen können.

Zwar bietet das Drehbuch (Nina Schenk und Dave Johannson) kein Happy End im klassischen Sinn, aber es lässt den Zuschauer auch nicht unbefriedigt zurück. 

Nicht nur, weil Eastwood letztlich  noch einmal den furchtlosen Helden geben darf, sondern vor allem, weil der mit dem Prädikat „besonders wertvoll“, mit einem César und zahlreichen anderen Filmpreisen ausgezeichnete Streifen tief sitzende menschliche Sehnsüchte anspricht und befriedigt. Nämlich, dass es Veränderungen und Entwicklungen hin zum Guten gibt, dass die Gerechtigkeit siegt oder dass die Überwindung von Rassismus und Nationalismus gelingen kann. 

Mehr noch als von der Filmkritik werden einfache, vielleicht naive, jedenfalls aber begeisternde Botschaften dieser Art üblicherweise vom Publikum gewürdigt. 

Nicht von ungefähr zählt „Gran Torino“ in Zuschauer-Rankings, die zehntausende Bewertungen zusammenfassen, zu den besten Filmen aller Zeiten.

Clint Eastwood hat sich als Regisseur in seinem Spätwerk vor allem Drehbüchern gewidmet, die auf wahren Begebenheiten beruhen oder von solchen beeinflusst sind.

Insofern hat „Gran Torino“ – entstanden in der Zeit zwischen „Letters from Iwo Jima“ und „Invictus“ – fast schon eine Sonderstellung. 

Der Glaubwürdigkeit der Handlungsstränge, Charaktere und deren Entwicklung tut das in diesem Fall keinen Abbruch.

(2008, 116 Minuten)