7. November 2024

„Die Sache der Götter ist es zu lieben“

Apollo et Hyacinthus oder: Die Verwandlung des Hyacinth

• Bühnenwerk in drei Akten von Wolfgang Amadeus Mozart 

Libretto: Rufinus Widl (1731–1798)
Musik: Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)
Uraufführung: 13. Mai 1767, Salzburg (Aula der Universität)
Dauer: ca. 1,5 Stunden

Akte:
1. Der Tempel des Apollo
2. Reich des Königs Oebalus
3. Reich des Königs Oebalus

Hauptpersonen:
Apollo,
ein junger Gott: Knaben-Alt
Oebalus, König von Lacedämonien: Tenor
Melia, Oebalus’ Tochter: Knaben-Sopran
Hyacinthus, Oebalus’ Sohn: Knaben-Alt
Zephyrus, ein Höfling: Knaben-Alt

Kurze Werkeinführung

„Apollo et Hyacinthus“ zählt zu den Frühwerken des vielseitigen Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791). Mozart war erst 11 Jahre alt, als er den Kompositions-Auftrag erhielt. Das Werk kam am 13. Mai 1767 an der Universität Salzburg als Schulstück zum Ende des Schuljahres zur Uraufführung. Das lateinische Libretto schrieb der Professor und Benediktinerpater Rufinus Widl (1731–1798), inspiriert durch die „Historien“ des antiken griechischen Geschichtsschreibers Herodot (ca. 490–430 v. Chr.).

„Apollo et Hyacinthus“ – das zweite Bühnenwerk Mozarts – erhielt seinen Titel erst nach dem Tod des Komponisten. Vor allem im Rahmen der Wertschätzung von Mozarts Gesamtwerk wird die Oper bis heute aufgeführt.

Die Handlung

Kurz und gut …

„Apollo et Hyacinthus“ lehrt uns in lateinischer Sprache, wie ein gemeiner Mörder in einen Sturmwind verwandelt und sein Opfer zu einem Blumenmeer aus Hyazinthen wurde.

1. Akt: Der Tempel des Apollo

Im Tempel des Apollo, der im Reich von König Oebalus steht, wird eine Opfergabe an den Gott vorbereitet. Zunächst sind Hyacinthus, der Sohn des Königs, und dessen Freund Zephyrus anwesend, dann finden sich auch Melia, Oebalus Tochter, und der König selbst ein. 

Doch die Opferdarbietung endet in einer Katastrophe: Ein Blitz zerstört den Altar des Tempels – und natürlich steht nun die Frage im Raum, ob jemand die Gottheit erzürnt haben könnte.

Überraschend erscheint nun aber Apollo selbst. Alles sei gut, er könne und werde König Oebalus beistehen, doch er bitte darum, in dessen Königreich aufgenommen zu werden. Denn er sei verbannt worden und vom Zorn des „blitzschleudernden Jupiter“ verfolgt.

Melia ist von Apollo, den sie schon bisher verehrt hatte, unmittelbar fasziniert: „O welche Anmut! Welche Schönheit! … Welche Würde! … Welcher Glanz und welche Hoheit strahlt von allen seinen Gliedern!“ 

Apollo erwidert Melias Liebesbekundung – und freut sich auf sein künftiges Leben im Reich des Königs Oebalus:

Bald hüt’ ich, Apollo,
als Hirte die Herden
und stehe und wache,
gestützt auf den Stab:
bald will ich’s nicht mehr,
kehre ein bei Königen,
bald flöß’ ich den Sterblichen
Heiltränke ein.

2. Akt: Reich des Königs Oebalus

König Oebalus ist beglückt von der Liebe, die sich zwischen seiner Tochter und dem Gott Apollo entwickelt hat. Er hofft, dass es bald zur Hochzeit zwischen den beiden kommen wird, und auch Melia bereitet sich auf ein Leben an der Seite des Gottes vor:

Schon werd’ ich Göttin heißen,
wenn ich den Gott liebe;
durch Sterne werd’ ich schweifen,
auf Wolken treten:
und Städte und Reiche
werden mich verehren,
Faune und Satyrn mich anbeten.

Doch die Vorfreude der beiden ist jäh zu Ende, als Zephyrus erscheint und eine Schreckensnachricht bringt. Bei einem Wettstreit im Diskuswerfen habe Apollo Oebalus’ Sohn mit einem Diskus zu Boden gestreckt und sicher tödlich verletzt. Er, Zephyrus, sei geflohen, damit ihn nicht ähnliches Unheil durch die Hand des Gottes treffe.

Melia ist skeptisch. Sie kann zunächst nicht glauben, dass die Hand ihres geliebten Gottes „mit dem Blut des Bruders befleckt“ sein könnte. Aber Zephyrus gelingt es, sie und den König mit seiner Geschichte zu überzeugen. Oebalus ist entschlossen, Apollo sofort des Landes zu verweisen. 

Als Zephyrus mit Melia allein ist, versucht er die günstige Gelegenheit zu nutzen und die Königstochter, die er schon lange verehrt, für sich zu gewinnen. „Geliebte“, sagt er, „wundere dich nicht, dass Apollo ein solches Verbrechen begangen hat; du kennst den Ruchlosen nicht: er ist schlau, grausam, unbeständig und leichtfertig: darum wurde er ja aus dem Himmel verbannt, damit er durch sein Wüten die Eintracht der Götter nicht störe.“

Melia solle Apollo vergessen und stattdessen ihn, Zephyrus, durch ihr Ja-Wort beglücken, dessen Treue sie kenne. Doch Melia bleibt zurückhaltend: „Jetzt beschäftigt mich das Schicksal meines Bruders, nicht eine Hochzeit mit Zephyrus.“

Da erscheint Apollo – wütend und zürnend, denn er kennt die Wahrheit: Es war Zephyrus, der Hyacinthus tödlich verletzt hat – seinen Freund, zu dem sich seit seiner Ankunft eine besondere Beziehung entwickelt hatte. Und nun hat er dessen Mörder gestellt: „Da bist du, unerhörten Betruges Meister! War’s nicht genug, dass du mir meinen Freund Hyazinthus geraubt hast? Versuchst du, Schurke, zugleich auch meine Braut mir zu nehmen und mehrst dein Verbrechen, Lügner, durch neue Verbrechen? Ruchloser! Erfahre sogleich, was die Gottheit vermag!“

Apollo ruft die Sturmwinde, und Zephyrus wird, selbst in einen Wind verwandelt, fortgetragen.

Melia hat die Zusammenhänge noch nicht begriffen. Sie glaubt, dass Apollon nach ihrem Bruder nun auch Zephyrus umgebracht hat: „Tyrann! Jetzt wirst du noch Melia und den König vernichten?“

Empört und entschlossen weist sie Apollo von sich. 

Dieser ist verzweifelt: „Soll ich, hilflos gegen des Himmels Groll, auch auf Erden den Verbannten spielen?“ Doch der Gott findet keine Gelegenheit, Melia über das, was wirklich geschehen ist, aufzuklären.

3. Akt: Reich des Königs Oebalus

König Oebalus hat seinen schwer verletzten, sterbenden Sohn gefunden. Hyacinthus kann ihm noch mitteilen, wer ihn ermordet hat – es war Zephyrus. Dann stirbt er in den Armen seines Vaters.

Oebalus begreift, dass Apollo unschuldig ist – und dass der Gott gute Gründe hatte, den Mörder von den Sturmwinden forttragen zu lassen. Er beeilt sich, auch seine Tochter über die Wahrheit aufzuklären, die er von ihrem sterbenden Bruder erfahren hat. 

Melia bedauert nun zutiefst, Apollo von sich gewiesen zu haben, und beide hoffen, dass Apollo doch wieder zurückkehren werde.

Und das geschieht dann auch. Die Liebe zu Hyazinthus habe ihn zur Rückkehr gezwungen, sagt Apollo – und wendet sich an seinen verstorbenen Freund: „Lerne, was die Gottheit vermag! Hyazinthus, steh auf! Bedecke dein Grab mit der Blume, die dir gleicht und nach dir heisst.“

Staunend und beglückt beobachten Oebalus und Melia, wie sich die Leiche in ein Meer von Hyazinthen verwandelt. 

„Siehe, wenn eine sterbliche Braut dir gefallen kann, Apollo“, sagt Oebalus, „so empfange meine Tochter aus meiner Hand und bleibe für immer in meinem Reich. Hyazinthus ist tot; ein anderer Hyazinthus wirst du mir sein, wenn du dich herablässt, als mein Schwiegersohn bei uns zu verweilen.“

Apollo sagt zu, die Ehe mit Melia sei durchaus standesgemäß („Selbst Jupiter pflegt oft sterbliche Frauen zu lieben; denn Sache der Götter ist es zu lieben, die eure, geliebt zu werden.“) – und alles nimmt ein gutes Ende:

„Endlich nach stürmischen
Wettern und Blitzen,
Grollen des Donners
Grünt uns der Friede
Und tut sich auf.

Nach Schreckens Gespenstern
vereint uns der Liebe entzückender Bund.
Nach erwünschter Fügung
kröne uns die Ehe und richte dich auf.“

(Zitate aus dem Libretto lt. Opera Guide)