25. April 2024

„Ich bin die Muse der Tragödie“

Adriana Lecouvreur

• Oper in vier Akten von Francesco Cilea

Libretto: Arturo Colautti (1851–1914)
Musik: Francesco Cilea (1866–1950)
Uraufführung: 6. November 1902, Mailand (Teatro Lirico)
Dauer: ca. 2,5 Stunden, eine Pause

Akte:
1. Das Foyer der Comédie-Française
2. Mademoiselle Duclos’ Villa an der Seine
3. Im Palast des Fürsten von Bouillon
4. Im Hause Adrianas

Hauptpersonen:
Adriana Lecouvreur,
Schauspielerin an der Comédie Française: Sopran
Maurizio, Graf von Sachsen: Tenor
Der Fürst von Bouillon: Bass
Die Fürstin von Bouillon: Mezzosopran
Michonnet, Regisseur an der Comédie Française: Bariton
Mademoiselle Jouvenot, Schauspielerin: Sopran
Mademoiselle Dangeville, Schauspielerin: Mezzosopran
Monsieur Quinault, Schauspieler: Bass
Monsieur Poisson, Schauspieler: Tenor
Abbé de Chazeuil: Tenor
Le Majordome, Haushofmeister: Tenor

Kurze Werkeinführung

Ein Blick auf die internationalen Spielpläne zeigt heute klar, dass sich Giacomo Puccini als „der“ große italienische Opernkomponist nach Giuseppe Verdi durchgesetzt hat. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das noch nicht so eindeutig: Francesco Cilea (1866–1950) galt als einer der großen Favoriten in der Verdi-Nachfolge, und sein Meisterwerk „Adriana Lecouvreur“ feierte 1902 in Mailand eine umjubelte Uraufführung – mit Enrico Caruso als Maurizio.

Die Oper, für die der kroatische Librettist Arturo Colautti (1851–1914) den Text verfasste, spielt 1730 in Paris und thematisiert die tragische Liebe einer Schauspielerin zu einem Grafen. Als Vorlage diente ein Bühnenwerk der beiden französischen Dramatiker Eugène Scribe (1791–1861) und Ernest Legouvé (1807–1903): Adrienne Lecouvreur.

Im Mittelpunkt der Handlung steht eine historische Persönlichkeit: Adriana Lecouvreur (Adrienne Couvreur, 1692–1730) gilt als bedeutendste französische Schauspielerin ihrer Zeit, war Voltaire (1694–1778) freundschaftlich verbunden, und es werden ihr zahlreiche Affären nachgesagt, darunter mit dem Grafen Moritz von Sachsen (1696–1750). „Maurizio“ ist die männliche Hauptrolle in Cileas Oper.

Im späteren 20. Jahrhundert blieb „Adriana Lecouvreur“ vor allem durch zwei herausragende Sopran-Arien („Ecco … Io son l’umile ancella“ und „Poveri fiori“) in Erinnerung, die von Star-Sopranistinnen außerhalb des Opern-Kontextes gern gesungen werden. In den letzten Jahren aber wurde Cileas Werk auch in seiner Gesamtheit wiederentdeckt und ist seitdem wieder häufiger auf Spielplänen zu finden.

Die Handlung

Kurz und gut …

Für die Entscheidung zwischen Politik und Liebe brauchen erfolgreiche Männer manchmal viel zu lang.

1. Akt: Das Foyer der Comédie-Française

Adriana Lecouvreur ist der berühmte Star der „Comédie Française“. Das Ensemble des Theaters bereitet sich gerade auf eine Aufführung der Tragödie „Bajazet“ vor, in der sowohl Adriana als auch Mademoiselle Duclos auftreten werden. Die beiden Schauspielerinnen sind Rivalinnen; ein großer Theaterabend steht bevor.

Der Regisseur, Michonnet, ist heimlich in Adriana verliebt, aber momentan mit diversen Anliegen seiner Darsteller beschäftigt: Mademoiselle Dangeville, Mademoiselle Jouvenot, Monsieur Quinault, Monsieur Poisson – alle wollen sie etwas von ihm.

Kurz vor der Aufführung – das Publikum hat sich bereits eingefunden – tauchen hinter der Bühne zwei weitere Persönlichkeiten auf: Der Abbé de Chazeuil, ein Mann der Kirche, begleitet den Fürsten von Bouillon, der sich als bedeutender Theatermäzen einen Namen gemacht hat.

Als Adriana im Kostüm erscheint und einige Textzeilen memoriert, überhäufen der Abbé und der Fürst sie mit Beifall und Huldigungen. Sie sei großartig, ganz entzückend, Muse, Göttin! Adriana erwidert etwas verlegen, nur Dienerin der Schauspielkunst zu sein („Io son l’ulile ancella“)

Ich bin nur die Magd, die schwache,
Des Genius, der da schafft;
Er leiht mir seine Sprache,
In Herzen streut sie meine Kraft.
Ich bin des Lieds Betonung,
Sein Schicksalswiderhall;
Sein Werkzeug, seine Wohnung,
Der starken Hand Vasall.
Bald mild, bald heiter, bald Unheil kündend,
Man nennt mich: „Treu dem Sinn“,
Mein Klang: ein Lüftchen, schwindend
Im Tagesgrau’n dahin! 

Der Fürst von Bouillon fragt nun nach Mademoiselle Duclos. Die Schauspielerin ist seine Mätresse, ihr hat er ein Haus am Ufer der Seine geschenkt. Aber nun erfährt er, dass seine Geliebte gerade dabei ist, einen Brief zu verfassen – und zwar nicht an ihn! Sofort befiehlt er dem Abbé, das Schreiben abzufangen.

Als Michonnet und Adriana allein sind, entschließt sich der alternde Regisseur, der Schauspielerin, die er seit Jahren im Geheimen liebt, endlich einen Heiratsantrag zu machen. Gerade hat er eine Erbschaft gemacht; er könnte sich also als eine ganz gute Partie präsentieren. Doch Michonnet hat kein Glück. Bevor er Adriana seine tiefen Gefühle gestehen kann, vertraut sie ihm an, einen jungen Fähnrich zu lieben, der sich in Begleitung des Herzogs von Sachsen befindet. Ihr Herz jauchze vor Glück …

Michonnet zieht sich zurück, kopfschüttelnd und bedrückt, das Signal zum Beginn der Vorstellung ist bereits ertönt. Da stürzt Maurizio noch auf Adriana zu, um ihr abermals seine Liebe zu gestehen. Sie weiß nicht, dass dieser einfache Soldat, der sie allerdings mit „herrlichen Worten“ umwirbt und an den sie ihr Herz verloren hat, in Wirklichkeit nicht irgendein Fähnrich in Begleitung des Herzogs von Sachsen ist, sondern der Herzog selbst …

Jetzt muss sie auf die Bühne, aber Adriane verspricht Maurizio, ihn nach der Vorstellung am Ausgang zu treffen.

Der Fürst von Bouillon erhält nun den Brief von Mademoiselle Duclos, den der Abbé abgefangen hat. Das Schreiben ist eine an Maurizio, Loge 3, gerichtete Einladung: Er solle „um Punkt elf Uhr in dem bekannten Häuschen an der Seine“ sein. Unterschrift: „Constanze“ … wohl ein Pseudonym, wie der Fürst vermutet.

Er verschließt das Schreiben wieder, lässt es von einem Theaterdiener in Maurizios Loge bringen, beschließt aber, das Stelldichein seiner Mätresse gründlich zu untergraben: Der Herzog hat vor, dort zur angegebenen Zeit gemeinsam mit allen Schauspielern ein Fest zu feiern … und das Paar damit genüsslich überraschen.

Der Plan ist schnell geschmiedet: Jouvenot, Dangeville, Quinault, Poisson … die ganze Schauspielerriege freut sich auf den nächtlichen Streich!

Was der eifersüchtige Fürst von Bouillon jedoch nicht weiß: Mademoiselle Duclos hat den Brief gar nicht in eigener Sache geschrieben, sondern sie hat das Schreiben im Auftrag seiner Frau verfasst, der Fürstin von Bouillon. Diese liebt Maurizio, den Grafen von Sachsen, und unterstützt ihn auch politisch. In Wirklichkeit also ist sie es, die sich um elf Uhr mit ihm treffen will.

Nachdem Maurizio den Brief in seiner Loge erhalten hat, schreibt er widerwillig eine Nachricht an Adriana, um das vereinbarte Treffen nach der Vorstellung abzusagen. Denn der Kontakt zur Fürstin ist ihm aus politischen Gründen wichtig.

Maurizios Notiz wird der Schauspielerin während der Vorführung zugesteckt – und Adriana spielt, beleidigt und eifersüchtig, so intensiv wie noch nie. Michonnet und das Publikum sind begeistert, die Vorstellung wird ein grandioser Erfolg.

Als Adriana von der Bühne kommt, lädt der Fürst von Bouillon sie zu dem kurzfristig geplanten Fest bei Mademoiselle Duclos ein. Adriana sagt ihr Kommen zu. Sie hofft, dort mit dem Grafen von Sachsen sprechen zu können, um auf diese Weise die soldatische Karriere ihres geliebten Maurizio ein wenig voranzutreiben …

2. Akt: Mademoiselle Duclos’ Villa an der Seine

In Mademoiselle Duclos’ Villa wartet die Fürstin von Bouillon ungeduldig auf Maurizio. Sie liebt den Grafen nach wie vor und ergeht sich in Sehnsucht:

O Wollust, voller Pein! Glück und Qual im Bunde!
Du still verzehrend Sehnen, schnell geschlag’ne Wunde!
Heiße Glut, Schauer, Zittern, ja Wahnsinn, Schrecken
Muss in des Liebenden Brust das Warten wecken.
Jeder Laut, jeder Schatten, leis’ die Nach durchwebend,
Will gegen die zitternde Seele sich verschwören,
Zwischen Zweifel und Sehnen bangend und schwebend
Scheint ewig ihr der Augenblick zu währen. 

Etwas verspätet taucht Maurizio schließlich in der Villa auf. Er berichtet, verfolgt worden zu sein und hält einen Veilchenstrauß in der Hand, den er von Adriana als „Liebespfand“ hat. Die Fürstin bemerkt die Blumen und vermutet, dass er sich wohl wegen dieser „duf’gen Spende“ verspätet habe. Maurizio überreicht der Fürstin daraufhin den Strauß („’s ist für Sie!“), versucht aber, sich ihren Annäherungsversuchen zu entziehen. Sie verspricht dem Grafen, seine treue Fürsprecherin bei der Königin zu sein, warnt ihn vor politischen Widersachern – und will ihm eifersüchtig entlocken, welche Frau denn nun seine Geliebte sei. Denn ihre weiblichen Instinkte wittern eine solche …

Doch das Gespräch der beiden wird unterbrochen.  Eine Kutsche fährt vor, und schon betritt der Fürst von Bouillon mit dem Abbé die Villa. Die beiden haben aus der Ferne eine Frauengestalt wahrgenommen und vermuten natürlich Mademoiselle Duclos an der Seite des Grafen. Indes hat die Fürstin mit Erschrecken ihren Mann erkannt und sich in einem Nebenzimmer versteckt.

Der Fürst und der Abbé gratulieren Maurizio mit vielsagenden Anspielungen („Weiße Robe! Schlanke Taille!“) zu seiner jüngsten Eroberung – und langsam dämmert es dem Grafen, dass die beiden vermuten, Mademoiselle Duclos sei hier in der Villa. Um die Fürstin zu schützen, lässt er sich auf das Spiel ein.

In diesem Augenblick betreten Michonnet und Adriana das Haus. Und bald erkennt die Schauspielerin mit freudigem Erstaunen, dass ihr geliebter Maurizio kein kleiner Fähnrich, sondern der Graf selbst ist. Umso besser!

Als der Abbé nun aber berichtet, Maurizio habe sich hier in der Villa zu einem Rendezvous eingefunden, und zwar mit Mademoiselle Duclos, wird es kompliziert für den vielbegehrten Adeligen: Er will die Fürstin schützen, die im Nebenraum bangt und unentdeckt bleiben sollte – vor allem aber will Maurizio seiner geliebten Adriana nicht den Eindruck vermitteln, er würde sie hintergehen.

Also Flucht nach vorn! Ja, er habe sich hier mit einer Frau getroffen, gesteht Maurizio den Anwesenden – aber einzig und allein aus politischen Gründen. Und er bittet Adriana um einen großen Vertrauensbeweis: Die Frau im Nebenraum müsse unbedingt geschützt werden, niemand dürfe sie sehen. Adriana möge ihr deshalb helfen, unerkannt zu entkommen.

Sie willigt ein, begibt sich mit Michonnets Hilfe und dem Schlüssel für eine Hintertür zum Nebenzimmer, löscht die Kerzen und geleitet die Fürstin durch die Dunkelheit. Doch da gewinnt deren Eifersucht die Oberhand. Eine vom Grafen gesendete Vermittlerin … deren Stimme noch dazu vertraut erscheint … eine heftigen Auseinandersetzung ins unvermeidlich. Die Fürstin kann die Villa zwar unerkannt verlassen, aber sie verliert in der Hektik ihr kostbares Armband.

Und Adriana ist überzeugt davon, dass Maurizio sie mit dieser einflussreichen Frau betrogen hat. Ihre finale Erkenntnis lautet: „Alles ist aus!“

3. Akt: Im Palast des Fürsten von Bouillon

In seinem Palast gibt der Fürst von Bouillon ein Fest. Seine Gemahlin hofft, bei dieser Gelegenheit Maurizios neue Geliebte entlarven zu können. Als Adriana erscheint, erkennt die Fürstin sie an ihrer Stimme als die Frau wieder, die ihr in der Dunkelheit aus der Villa geholfen hat.

Sollte die große Schauspielerin tatsächlich Maurizios Flamme sein? Eine List soll Gewissheit schaffen: In Adrianas Hörweite flüstert die Fürstin ihrem Mann zu, Maurizio sei in einem Duell schwer verwundet worden. Adriana reagiert geschockt auf diese „Nachricht“ – und die Fürstin weiß Bescheid.

Da tritt Maurizio ein, munter und unversehrt, und schildert der Gesellschaft auf Bitte des Fürsten seinen glorreichen Sieg in der Schlacht um Kurland („Il russo Méncikoff“).

Danach wird zur Erbauung der Festgäste ein Ballett aufgeführt. Thema ist das „Urteil des Paris“, eine Geschichte aus dem alten Griechenland, in welcher der Jüngling Paris die Frage entscheiden soll, wer denn die schönste aller „Göttinnen“ sei. Wie treffend: Auch unter den Festgästen gibt es zwei bedeutende rivalisierende Frauen – und einen Mann, der zwischen ihnen entscheiden soll.

Die gesellschaftliche Plauderei zwischen der Fürstin von Bouillon und Adriana Lecouvreur verliert denn auch schon nach wenigen Bemerkungen ihre Zwanglosigkeit. Bald ergehen sich die beiden in einem Wortgefecht. Denn die Fürstin trägt an ihrem Kleid den Veilchenstrauß, den Maurizio ursprünglich ja Adriana schenken wollte – für diese ein Beweis mehr, dass der Graf von Sachsen in Wirklichkeit die Fürstin liebt. Adriana quittiert diese „Provokation“ ihrer vermeintlichen Rivalin mit einem Hinweis auf das Armband hin, das sie während ihrer nächtlichen Flucht aus der Villa verloren hatte. Die Fürstin läuft Gefahr, vor ihrem Mann, der das wertvolle Schmuckstück natürlich kennt, als Maurizios Geliebte bloßgestellt zu werden. Schnell lenkt sie die Aufmerksamkeit von sich – und bittet Adriana, der versammelten Gesellschaft doch etwas von Ihrer Schauspielkunst zum Besten zu geben. Wie wär’s zum Beispiel mit den „bitteren Klagen der verlassenen Ariadne“?

Diese Anspielung versetzt Adriana plangemäß in Zorn – aber der Fürst hat zu ihrem Glück eine andere Idee, deren Dramaturgie ganz nach Adrianas Geschmack ist. Er wünscht sich eine Darbietung aus „Phaedra“, einem, wie er meint, besonders „berauschenden“ Stück. Und Adriana wählt den perfekten Monolog, die Szene, in der Phaedra ihre ehebrecherische Leidenschaft bekennt:

O ihr Götter! Was hab’ ich begangen? 

Klar, die Worte sind direkt an die Fürstin von Bouillon gerichtet, die ihren Mann mit dem Grafen von Sachsen betrogen hat.

Die Gesellschaft ist entzückt, die Fürstin sinnt auf Rache. Und Maurizio steht, als Adriana das Fest kurz danach verlassen will, vor der Entscheidung: Sie fordert ihn auf, mit ihr zu komme, die Fürstin drängt ihn zu bleiben.

Maurizio vertröstet Adriana auf „morgen früh“.

4. Akt: Im Hause Adrianas

Adrianas Leben hat eine tragische Wendung genommen: Sie ist überzeugt, dass Maurizio sie nicht mehr liebt, kränkelt und hat sich von der Bühne in die Einsamkeit zurückgezogen. Ihren Ruhm betrachtet sie als „Blendwerk“, ihre ganze Karriere als „eitlen Schimmer“.

Michonnet, ihr alter Regisseur, versucht sie aufzumuntern und sie zu überreden, an die Comédie-Française zurückzukehren. Er versichert Adriana seiner väterlichen Zuneigung und seines tiefen Mitgefühls, leide er doch selbst an einer unerfüllten Liebe … Und dann überrascht er sie, die an diesem Tag Geburtstag hat, mit einem besonderen Geschenk: Er hat seine Erbschaft dafür verwendet, ihren Schmuck, der zwischenzeitig verpfändet worden war, wieder auszulösen.

Nun erscheinen auch Adrianas Schauspieler-Kollegen, um ihr zu gratulieren. Auch sie bedrängen die „Fürstin der Kunst“, wieder auf die Bühne zurückzukehren.

Da bringt das Kammermädchen ein kleines Kästchen mit einem Billet für Adriana. Es stammt offenbar von Maurizio. Sie öffnet den Deckel und findet darin den Veilchenstrauß, den sie einst dem Grafen geschenkt hatte – nunmehr verwelkt und einen üben Geruch verströmend, „als käme der Tod herauf“.

Adriane ist erschüttert, für sie ist die Botschaft klar: Maurizio will ihr damit sagen, dass es endgültig aus ist. Michonnet bezweifelt, dass ein Mann zu solchen Mitteln greift. „Ich will wetten, das hat ein Weib getan!“ Aber wer auch immer ihr die Veilchen gesendet hat – Adriana will die Sendung als Zeichen dafür betrachten, dass sie einem „falschen Schimmer“ erlegen sei. („Poveri fiori“) Sie küsst die Blumen und wirft sie ins Kaminfeuer.

Ihr armen Blümchen,
Der Flur entstiegen!
Heute entstehend,
Morgen vergehend,
Schwüren, die lügen,
Gleicht eure Art.
Will noch den letzten
Süßen und herben
Kuss auf euch pressen …
Dann müsst ihr sterben,
Dann sei vergessen,
Was ihr mir wart!
Alles zu Ende!
Wie eure Düfte
Weht in die Lüfte
Mein Groll. Für immer
Ward falscher Schimmer
Schnell offenbart.“

Michonnet ermutigt Adriana. Nein, es sei keineswegs alles zu Ende! Maurizio würde bald kommen und die Sache aufklären, er habe ihm geschrieben …

Tatsächlich stürzt Maurizio nun herein und bittet Adriana um Verzeihung für den „Irrtum einer Stunde“. Ihm sei inzwischen klar, dass die Fürstin „voll ist von Niedertrachten“. Er versichert Adriana, nur sie zu lieben und macht ihr auch gleich einen Heiratsantrag. Schnell wird klar, dass nicht er ihr den Veilchenstrauß gesendet hat.

Gerade will Adriana sich ihrer zu Maurizio neu entflammten Liebe hingeben, als es ihr plötzlich unwohl wird. Wie aus heiterem Himmel verfällt sie in ein Delirium, kämpft um ihr Bewusstsein, erlebt sich ein letztes Mal auf der Bühne … und sinkt dann erschöpft in Maurizios Arme.

Michonnet begreift, was geschehen ist: Die Veilchen waren vergiftet – die Fürstin hat Rache an ihrer Rivalin genommen.

Im Todeskampf sieht sich die Schauspielerin als Melpomene, die Muse der Tragödie. Dann stirbt Adriana in den Armen des verzweifelten Maurizio – und im Beisein des ebenso verzweifelten Michonnet, der in seiner Liebe zu ihr alles gegeben hatte.

(Libretto-Übersetzung ins Deutsche: opera-guide.ch)