26. April 2024

Wie meine Tochter starb und mir nochmals geboren wurde

Bianka Scheibner im Gespräch (2008)

• Selten gibt es Lebenserfahrungen, die so deutlich auf die Reinkarnation hinweisen wie die von Bianka Scheibner.

Sie hatten im Alter von 13 Jahren eine Nahtoderfahrung, die Ihr Leben stark geprägt und Sie davon überzeugt hat, dass die menschliche Seele nach dem irdischen Tod weiterlebt. Vor einigen Jahren hatten Sie dann weitere Erlebnisse, die Ihnen auch die Reinkarnation als Tatsache bewusst werden ließ. Die Geschichte begann mit einem Wunsch, einem Kinderwunsch …

SCHEIBNER: Ja, genau. Mein Mann und ich hatten beschlossen, dass wir ein gemeinsames Kind haben möchten, und ich bin schwanger geworden. Dann aber, in der 22. oder 23. Woche, stellte der Frauenarzt fest, dass unsere Tochter verstorben ist. Ich lag dann drei Tage im Krankenhaus, die Entbindung musste eingeleitet werden. Wir hatten zum Glück in Frankfurt ein sehr gutes katholisches Krankenhaus zur Betreuung, die Ärzte und auch die Hebammen waren sehr, sehr gut geschult. Wir konnten wirklich gut Abschied nehmen, wir durften das Kind haben, es hat bei uns gelegen, wir bekamen sogar einen Fotoapparat – an so etwas hatten wir ja nicht gedacht. Das war am 17. März 2002. Dieses Krankenhaus besorgte mir dann noch eine Hebamme, die mich ziemlich lang betreut und auch ein Fotoalbum angelegt hat. Drei Monate lang durfte ich nach dem Eingriff nicht schwanger werden, danach haben wir einfach nicht mehr verhütet – und ich bin auch sofort wieder schwanger geworden. Eines Tages saßen meine Hebamme und ich dann zusammen, und sie sagte: „Okay, jetzt schauen wir mal nach dem Geburtsdatum!“ – und als sie rechnete, habe ich schon gesehen, dass ihr alle Gesichtszüge entglitten. Ich dachte: „Naja, was wird das sein?“, fragte sie nach dem Datum, und sie sagte: „Der 17. März 2003“. Das war das gleiche Datum wie das der Totgeburt, aber ich hatte sofort als Gefühl: „Gut, unsere Tochter ist damals gestorben, aber vielleicht hat dieses Datum den Hintergrund, dass ich mit dieser tiefen Erfahrung in Verbindung komme, vielleicht sollte sie erst ein Jahr später zur Welt kommen.“ Das war das erste Gefühl – und ich hatte auch keine Angst in der Schwangerschaft, nichts dergleichen, das alles war mit diesem Datum komplett verschwunden, während sich allen im Freundeskreis die Nackenhaare aufgestellt haben!

Das Datum wohl als eine Art böses Omen gedeutet …

SCHEIBNER: Ja, genau, aber für mich war dieses Datum nur beruhigend und klärend! Mein Mann und ich dachten auch immer, dass diese Totgeburt einen tieferen Sinn hat. Wäre die erste Tochter, Ronja, wirklich geboren worden, hätten wir in Frankfurt gewohnt, und die Bedingungen wären für die Kinder meines Mannes – er hatte zwei Kinder im Teenager-Alter – nicht so gut gewesen. In den drei Monaten nach der Totgeburt begab es sich aber, dass wir nach Oldenburg zogen … und in dieser Art hat sich vieles in den Lebensumständen geklärt. Als ich wieder schwanger war, hatte ich, wie gesagt, keine Angst, und unsere Tochter Samara kam nicht am 17. März, sondern am 16. Februar zur Welt. Bemerkenswert war für mich allerdings, wie ähnlich ich die erste und die zweite Entbindung erlebte.

Inwiefern?

SCHEIBNER: Zunächst einmal die Zeit: Wie bei Ronja lag ich auch bei Samara drei Tage im Krankenhaus. Auch der Ablauf war gleich: Die Geburt ging nicht voran, hat sich hingezogen und musste letztlich eingeleitet werden. Samara ist dann auch mit Kaiserschnitt geboren worden, weil sie das Köpfchen noch gedreht hatte, ich lag also wieder auf dem OP-Tisch. Es gab für mich sehr, sehr viele Parallelen in der Zeit der Entbindung.

Mittlerweile ist Ihre Tochter Samara vier Jahre alt …

SCHEIBNER: Ja, sie ist sprachlich sehr, sehr gut drauf, versteht sehr viel – und sie hat mitbekommen, daaa ich viel mit Sterbenden arbeite. Sie hat auch immer gefragt, wie das ist, wenn man stirbt, was Gott ist, wie Engel aussehen und so weiter. Als sie drei Jahre alt war, gingen wir zusammen in die Apotheke, ich habe da eingekauft, und es gab eine große Spielecke, wo Samara gespielt hat. Als die Apothekerin ihr dann einen Traubenzucker brachte, guckte sie sie an und sagte zu ihr mit einer regelrecht erwachsenen Stimme: „Weißt Du, die Menschen müssen sterben!“ Daraufhin hat die Apothekerin sie nur angeschaut und dann gesagt: „Ja, ich weiß, dass die Menschen sterben müssen, wenn sie krank sind!“ Und dann hat Samara gesagt: „Ja, aber weißt Du, wo ich bei Mama im Bauch war, da bin ich auch schon mal gestorben! Und dann war ich über Mama und Papa, und ich hab’ gesehen, wie die beiden geweint haben, und die haben lange geweint! Und kurz danach war ich wieder im Bauch, und ich war gesund und ich bin jetzt geboren und ich lebe!“ Da habe ich gedacht, ich kippe aus den Schuhen, denn so hatte ich mein Kind noch nie erlebt, so ernst … sie ist total spielerisch drauf, ist ganz in ihrer eigenen Welt – und hat plötzlich eine ganz andere Stimme, viel ernster und erwachsener, geht auf einmal so in die Tiefe …

War das für Sie nicht wie die Bestätigung für das Gefühl, das Sie nach der Totgeburt hatten, dass Ihre Tochter ein Jahr später kommen sollte?

SCHEIBNER: Ja, aber dass sie das ausgesprochen hatte, hat mich zutiefst berührt. Ich musste mich zuerst eine halbe Stunde lang in dieser Apotheke beruhigen, weil ich wirklich Rotz und Wasser geheult habe. Es war eine heilende Bestätigung. Wir hatten ihr vorher eigentlich nie von der Totgeburt erzählt – es kann natürlich sein, dass sie es durch Freunde mitbekommen hatte, aber das glaube ich auch nicht …

Über so etwas würden Freunde mit einem kleinen Kind doch kaum von sich aus sprechen!

SCHEIBNER: Nein … vielleicht hat sie auch einfach gespürt, dass das zu uns gehört, das kann natürlich sein, und ich habe ihr am Nachmittag dann das Fotoalbum gezeigt. Sie hat sich die Bilder angeguckt, ganz natürlich. Sie bemerkte dabei, dass das erste Kind ganz starke Behinderungen gehabt hat, doch das hat sie überhaupt nicht weiter interessiert, sie hat nur gesagt: „Mama, ja, alles klar, das war ich, wo ich gestorben bin in Deinem Bauch.“ Damit war das Gespräch für sie abgeschlossen, und wir haben gemeinsam ein Bild im Schlafzimmer aufgehängt. Sie hat dann ab und zu nochmals gesagt: „Das war ich!“ – und auch mit dem Namen „Ronja!“ hat sie eine ganz enge Verbindung. Einmal wollte sie wissen, wieso ich sie jetzt nicht Ronja genannt habe. Und ich sagte ihr: „Du weißt ja, Dein Name hat auch eine Bedeutung für mich, eine ganz tiefe!“ Ich hatte von dem Namen „Samara“ nämlich geträumt, als ich schwanger wurde.

Welche Bedeutung hat dieser Name denn für Sie? Er ist heute bei uns ja nicht alltäglich!

SCHEIBNER: Ich hatte von einem anderen Leben geträumt, in dem ich mit meinem Mann bereits zusammen war. Wir waren damals Wissenschaftler in Rußland, hatten keine Kinder, und wir sind in einen Schneesturm gekommen, haben Unterschlupf in einem Kinderheim gesucht. Wir haben dort übernachtet, und es hat uns zutiefst berührt, wie diese Kinder ausgestattet waren. Sie hatten gar nichts zum Zudecken und saßen nur in ihrem Hemdchen da, sie hatten kein Spielzeug und waren alle krank, verrotzt. Es herrschten also erbärmliche Bedingungen, und wir hinterließen eine Spende und zogen dann weiter. Doch hatte es da ein Mädchen gegeben, das Samara hieß, das uns beide angeguckt hat, das uns nicht angesprochen, sondern nur mit seinen Augen angesehen hat – und wir waren ungefähr zwei, drei Tage unterwegs, da beschlossen wir beide, das Kind zu adoptieren. Wir sind daraufhin wieder zurück in das Kinderheim, doch dort wurde uns gesagt, dass dieses Mädchen mit dem Namen Samara inzwischen verstorben sei. Nach diesem Traum wachte ich auf und fragte meinen Mann: „Wie findest Du den Namen Samara?“ Er sagte: „Wunderbar!“ – und ich sagte: „Ich bin schwanger!“ – und so war’s dann auch!

Meinen Sie, dieser Traum hat Ihnen etwas gezeigt, das sich tatsächlich in einem früheren Leben ereignete?

SCHEIBNER: Ja, ganz sicher. Solche Träume habe ich öfters. Auch mit Menschen, die mir begegnen und bei denen ich sicher bin, sie irgendwoher zu kennen. Wenn ich dann vor dem Schlafengehen konzentriert die Frage stelle: „Woher kenne ich denjenigen?“, dann bekomme ich auch die Träume dazu. Mit einem Bekannten, der inzwischen verstorben ist – er war im Alter meines Vaters -, hatte ich zum Beispiel immer ein ganz inniges Verhältnis. Wir waren uns sehr, sehr nah. Irgendwann träumte ich dann, dass er mir einmal in der Barockzeit bei einer Feier begegnet ist. Und ich hab’ mich nicht getraut, ihm das zu sagen – eines Tages aber sagte er mir dann: „Ich stelle mir andauernd die Frage, woher wir uns kennen!“ Da erzählte ich ihm von meinem Traum und von der Zeit damals, und er sagte: „Das Gefühl kenne ich, es stimmt mit meinem überein!“

Insgesamt ist für Sie auf Grund all dieser Erlebnisse die Tatsache der Reinkarnation wohl eine Selbstverständlichkeit!

SCHEIBNER: Ich bin ganz sicher, dass wir wiedergeboren werden!

Und welche Erfahrungen machen Sie, wenn Sie mit anderen über Ihre Erlebnisse sprechen? Darüber, dass Ihnen Ihre Tochter nochmals geboren wurde? Ist das leicht? 

SCHEIBNER: Mittlerweile ist es leicht für mich – meine Freunde und Bekannten kennen mich ja ganz gut. Und ich merke auch, dass sich das allgemeine Bewußtsein – vor allem für das Thema „Sterben“ – weiter öffnet.

Herzlichen Dank für das Gespräch!