19. März 2024

„Der Kontakt zum Jenseits ist möglich“

Ingrid Ofner im Gespräch (2014)

Ingrid Ofner aus Stainz (Steiermark, Österreich) hält Vorträge und leitet Seminare zum Thema „Leben nach dem Tod“ und bietet Kontaktaufnahmen zum Jenseits an. Denn zu der Welt der Toten hatte sie schon als junges Mädchen Kontakt.

Sie bieten „hellsichtige Beratung“ und „Jenseitskontakte“ an. Was machen Sie genau? Was können Sie vermitteln?

OFNER: Durch meine Jenseitskontakte möchte ich den Menschen zeigen, dass mit dem Tod nicht das Ende kommt, dass es nach dem Tod weitergeht, dass alle Menschen den Tod überstehen und in einer anderen Dimension weiterleben, weiterlernen, weiterreifen. Bei einer hellsichtigen Beratung ist auch ein Kontakt zum geistigen Führer oder Helfer des Klienten möglich.

Wie haben diese Kontakte begonnen? Hellsichtig wird man ja nicht so, wie man den Bäckerberuf erlernt

OFNER: Ich war ursprünglich in der Computerbranche tätig, bin dort aber auf Grund der Geburt meiner ersten beiden Kinder ausgestiegen. Später wollte ich nicht wieder dahin zurück, sondern einen Beruf in der Nähe von Menschen ausüben. Ich habe dann eine Ausbildung zur Altenhelferin gemacht und über viele Jahre alte und sterbende Menschen gepflegt. Dabei habe ich wahrgenommen, dass die Sterbenden von Menschen aus dem Jenseits abgeholt werden.

Davon berichten ja viele Hospizhelfer – dass es eine Phase gibt, in der die Sterbenden schon mehr nach drüben schauen

OFNER: Ja, und sie sind dankbar dafür, wenn man sagen kann: Ich sehe das auch, ich weiß, dass es keine Phantasie ist. Am Anfang habe ich mich nicht getraut, über meine Wahrnehmungen offen zu sprechen, aber Leuten, die ich besser gekannt habe, weil ich sie jahrelang gepflegt und betreut hatte, habe dann schon gesagt, dass ich auch sehe, was sie sehen. Und ich habe auch versucht, die Angehörigen anzuregen, den Sterbenden nicht zurückzuhalten, denn das verursacht einen längeren Leidensweg. Sie sollten ihm gönnen, jetzt hinüberzugehen, die Schmerzen hinter sich zu lassen. Das ist sehr wichtig!

Wie sind Sie denn zur Überzeugung gekommen, dass das, was Sie wahrnehmen, Wirklichkeit ist und nicht nur Phantasie?

OFNER: Ich habe schon als drei- oder vierjähriges Mädchen Menschen gesehen, die in der Dunkelheit anwesend waren, nicht genau, doch ich war mir sicher, da sind Menschen. Aber meine Mutter hat immer abgeblockt: „Rede keinen Blödsinn, da ist niemand, hör auf damit!“ Also habe ich es irgendwann sein lassen, darüber zu sprechen, und viele Jahre lang habe ich dann auch keine Geistwesen mehr gesehen. Erst sehr viel später, als ich schon erwachsen war, habe ich während eines Seminars im Zustand der Entspannung hinter einigen Seminarteilnehmern andere Menschen in durchsichtigen Körpern wahrgenommen und gleichzeitig Einzelheiten aus deren Lebensläufen und auch aus dem Leben der Seminarleiterin. Von einer Kollegin wusste ich zum Beispiel, dass sie knapp vor dem Seminar Streit mit einer Schwiegertochter gehabt hatte. Diese Erlebnisse waren so außergewöhnlich, dass ich zunächst niemandem davon erzählt habe. Nach ein paar Tagen habe ich es dann aber doch gewagt, und die Reaktion der Leute hat mir gezeigt, dass meine Wahrnehmungen tatsächlich der Wirklichkeit entsprechen.

Sie nahmen dabei also konkret Menschen aus dem Jenseits wahr?

OFNER: Ja, ich wusste zum Beispiel, dass jemand seine Großmutter verloren hatte und konnte sie genau beschreiben – als Frau mit langen, dunklen Haaren, die so und so ausgesehen hat. Ich konnte bei vielen Teilnehmern Personen aus der verstorbenen Verwandtschaft wahrnehmen. Der Leiter des Seminars hat mich dann vom Fleck weg engagiert, und ich habe für einige Zeit in Wien „Readings“ gemacht und Fragen beantwortet, mit denen Menschen zu mir gekommen sind. Natürlich waren da immer Zweifel, ob das, was ich bei den Klienten sehe, auch wirklich stimmt. Diesbezüglich habe ich viel von englischen Medien der „Spiritual Healing Church“ im englischen „Arthur Findley College“ gelernt, denn eine echte Botschaft aus dem Jenseits ist einer ganz bestimmten Empfindung verbunden. Das ist für mich bis heute der springende Punkt, auch wenn ich ein Geistwesen genau beschreiben kann: Wie empfinde ich die Botschaft? Wenn diese bestimmte Empfindung fehlt, dann handelt es sich um keine echte Botschaft, dann kommt sie anderswo her, vielleicht aus mir selbst, weil ich meinem sympathischen Gegenüber etwas Tolles erzählen möchte … solche Dinge dürfen natürlich nicht sein.

Wie kann man sich Hellsichtigkeit am besten vorstellen? Sehen Sie Menschen aus dem Jenseits so, wie Sie mich jetzt vor sich sehen, oder ist das eher ein inneres Schauen?

OFNER: Es gibt verschiedene Formen von Hellsichtigkeit, ich kann nur von meiner sprechen. Wenn Sie Ihre Augen schließen und an einen Film denken, der Sie sehr berührt hat, wenn Sie in Ihrer Erinnerung Bilder von den Schauspielern sehen oder von wichtigen Handlungsmomenten … so in etwa bekomme ich die Mitteilungen aus der geistigen Welt. Ich sehe konkret die Darsteller, also die Menschen von drüben, kann beschreiben, wie sie ausschauen und ihre Schilderungen miterleben. Meist geht es um stark emotionale Momente, um den Verkehrsunfall zum Beispiel, der zum Tod geführt hat, um den Herzinfarkt, den Suizid – oder was auch immer. Der anwesende Klient kann diese Ereignisse auch bestätigen. Darüber hinaus werden dann aber Botschaften vermittelt, erklärende Einzelheiten, von denen der Klient nichts weiß, Dinge zum Beispiel, die die Polizei nicht recherchieren konnte, die aber genau in den Ablauf der Ereignisse passen.

Aus welchem Anlass kommen Menschen zu Ihnen, um einen Kontakt zur Jenseitswelt zu finden? Wahrscheinlich zumeist nach Todesfällen

OFNER: Ja, und besonders tragisch ist es immer mit Menschen, die ihre Kinder verloren haben. Sie fragen sich unentwegt: Warum musste mein Kind uns verlassen? Wir haben uns das Kind so sehr gewünscht –  und dann erleidet es einen plötzlichen Kindestod. Ich arbeite hin und wieder hier mit dem Verein „Verwaiste Eltern“ zusammen. Auf diesem Weg kommen oft Eltern zu mir und fragen: Warum ist das passiert? Welcher Sinn steht dahinter? Gibt es einen gütigen Gott? Oder will Gott uns bestrafen mit dem Tod unseres Kindes?

Und können Sie in solchen Fällen machmal auch Antworten bieten?

OFNER: Ich hatte einmal eine liebe Dame bei mir, eine Mutter, deren Kind erst ein paar Monate alt war und dann plötzlich starb. Sie kam mit der einzigen Frage zu mir: „Warum nur, warum ist mein Kind gestorben?“ Ich hatte dann auch die Seele des Kindes sehr schnell bei mir und hörte ganz deutlich einen einzigen Satz: „Mein Leben hat sich erfüllt.“ Später kamen noch weitere Erläuterungen über Zusammenhänge, die mir die Mutter des Kindes bestätigt hat: Die Eltern wollten sich nämlich vor dem Tod des Kindes trennen. – Aber weil das Kind starb und die Trauer bei beiden so groß war, fanden sie in dieser schweren Zeit doch wieder zueinander. Für die Eltern war das sehr wichtig, da sie beide karmisch eng verbunden waren und etwas aufzulösen hatten. Das Kind kam zu dem Zweck, die beiden Menschen zusammenzuhalten. Immer wieder kann ich in solchen und ähnlichen Fällen feststellen, dass es Seelen gibt, die sehr selbstlos sind und unter dem wichtigen Aspekt des Helfens und Dienens agieren. Genau das ist es, was uns auch selbst am meisten zur eigenen Entwicklung dient.

Das Leben aus einer größeren Perspektive zu sehen, ist für die meisten Menschen alles andere  als selbstverständlich. Wie gehen Sie mit Skepsis gegenüber Ihrer Arbeit und Ihren Ansichten um? Ist es Ihnen egal, wenn manche Leute Sie etwas schräg anschauen?

OFNER: Hier am Land, wo ich lebe, gelte ich inzwischen wahrscheinlich schon als „Wunderwuzzi“ oder auch als „Hexe“. Aber ich habe im Lauf der Jahre soviel Selbstbewusstsein bekommen, dass ich sagen kann: „Ist der Ruf einmal ruiniert, dann lebt sich’s völlig ungeniert!“ (lacht) Wenn jemand mit dem, was ich mache, nicht umgehen kann und es von vornherein ablehnt, dann ist das seine Sache. Bei Menschen, die skeptisch sind, aber zu meinen Vorträgen kommen, schaffe ich es fast immer, sie zu überzeugen – und da arbeitet sicher die geistige Welt mit mir mit. Ich hatte zum Beispiel bei einem Vortrag in Graz einen skeptischen jungen Mann bei mir, der sich einfach einmal das Spektakel anschauen wollte. Ich habe ihn dann aber mit dem Inhalt meines Vortrags, glaube ich, ganz gut zum Nachdenken gebracht, er kam wieder, und beim nächsten Vortrag bekam er ganz dezidiert eine Nachricht aus der geistigen Welt von seiner verstorbenen Großmutter. Die Beschreibung dieser Frau war so zutreffend, dass er sich bis heute nicht erklären kann, wie ich dazu gekommen bin. Ich konnte beispielsweise ihre Passion, Heilkräuter zu sammeln, schildern und auch ihre Angewohnheit, mit den Kräutern die Familienmitglieder – auch ungefragt – zu beglücken. Ein „Kräuterweiberl“ eben, von dem aber auch noch andere Botschaften kamen.

Skepsis hat ja grundsätzlich auch etwas Gesundes an sich. Innere Wahrnehmungen, wie Sie sie schildern, könnten sich theoretisch – ganz oder teilweise – auch aus Gedanken formen, die Sie aufnehmen oder vielleicht auf Grund bewusster oder unbewusster Eindrücke selbst produzieren. Wie können Sie sicher sein, mit Ihrer Hellsichtigkeit nicht nur eine subjektive Wirklichkeit zu erleben, sondern tatsächlich eine objektive, auch für andere Menschen relevante? Reicht Ihnen dafür die typische Empfindung, die Sie geschildert haben und machen Sie sich über diese Frage gar keine Gedanken mehr?

OFNER: Oh doch! Vielleicht ein Beispiel zur Frage, ob ich nicht die Leute anzapfe, also in das Gedankengut der Menschen hineingehe: Konkret erlebe ich immer wieder Situationen, von denen keine der anwesenden Personen weiß. Ich erinnere mich zum Beispiel an eine Botschaft aus der geistigen Welt, die ein unerwartet jung an einem Herzinfarkt verstorbener Vater, der sein Erbe nicht geordnet hatte, seiner Tochter mitteilte, die sich unter den Zuhörern befand. Er hätte in einem bestimmten Schrank im Keller in einer Schublade in einer dunklen Tasche einen höheren Geldbetrag für sie aufgehoben. Ich war selbst gespannt, ob sich das bewahrheiten würde, und erhielt später von der Freundin der Frau die Rückmeldung, dass der Betrag tatsächlich gefunden werden konnte. Warum die Dame selbst nicht mehr kam, weiß ich nicht. Vielleicht hatte sie Angst, dass ich eine Finderlohn beanspruchen könnte … (lacht) Auf jeden Fall werden so viele Sachen durchgegeben, von denen niemand wissen kann, dass aus meiner Sicht das Anzapfen von Gedanken eher nicht stattfindet.

Wenn Sie versuchen, aus den vielen einzelnen Jenseitskontakten ein Gesamtbild zu zeichnen: Was steht im Zentrum? Gibt es bestimmte Ratschläge, die Verstorbene ihren Hinterbliebenen erteilen, weil sie jetzt eine andere Sicht auf das Leben haben? Empfehlungen, die man verallgemeinern könnte?

OFNER: Was ich als Resümee bemerken kann, ist, dass jenseitige Menschen dazu aufrufen, die Lebenszeit zur Verfeinerung des Charakters zu nützen: Mut, Bescheidenheit, Ehrlichkeit, Friedfertigkeit, Respekt, Weisheit, Vergebung, um diese Werte geht es, ja … und immer um die Liebe! Die Liebe steht wirklich über allem. Die Menschen von drüben kommen, um uns daran zu erinnern, dass wir hier sind, um zu lernen, um Wissen zu erwerben – nicht intellektuelles, sondern spirituelles Wissen … das Wissen, dass es nach dem Tod weitergeht, die Liebe zu den Mitmenschen, zu Verwandten und Freunden. Es geht darum, alle Beziehungen zu pflegen, um möglichst als guter Mensch hinübergehen zu können, ohne Angst vor dem Rückblick auf das vergangene Leben. Auch wenn der Pfarrer von der Kanzel predigt, man solle die Toten ruhen lassen: Der Tag der Auferstehung kommt in Wirklichkeit sofort, das Leben geht weiter, und die sogenannten Toten möchten zeigen, dass sie höchst lebendig geblieben sind …

Wie schätzen Sie die Möglichkeiten ein, die Menschen im Jenseits durch ihren anderen Blick auf das Leben haben? Können sie Wegweiser sein?

OFNER: Manchmal schon. Einmal war eine Frau bei mir, die ihr gesichertes Berufsfeld verlassen wollte. Sie hatte von dieser Absicht noch niemandem erzählt, aber ihre verstorbene Mutter riet ihr durch mich, es nicht zu tun, sich noch Zeit damit zu lassen. Die Tochter nahm diesen Ratschlag als hilfreich an. Daraus kann man erkennen, dass manche Menschen, die wir geliebt haben, auch nach ihrem Tod an unserem Alltag Anteil nehmen und uns Hilfestellungen geben möchten. Ich sage allerdings immer: Niemand ist allein dadurch, dass er ins Jenseits hinübergeht, erleuchtet oder wesentlich weiser geworden. Trotzdem kann er Dinge anders sehen, weil er zum Beispiel im Rahmen der Lebensrückschau auch Zugang zu Lebensbildern von Hinterbliebenen bekommen hat. Wenn es um grundlegende Lebensaufgaben und Wegweisungen geht, versuche ich allerdings immer, den geistigen Führer des Menschen zu erreichen – was schwieriger ist, weil ich mich dafür noch tiefer hineinfallen lassen muss. Durch solche Kontakte können Hinweise auf Lebenspläne kommen, die dem Klienten zwar oft bewusst sind, die er aber noch nicht umgesetzt hat, obwohl er es vielleicht schon als Jugendlicher wollte. Das Leben hier auf dem Schulplaneten Erde soll uns so weit bringen, dass wir, so vermute ich es, dereinst nicht mehr inkarnieren müssen. Wobei wir Menschen meistens durch Leid lernen. Besser wäre es allerdings, zur Einsicht zu kommen und das Richtige zu machen, wenn es einem gut geht.

Welche Funktion hat denn aus Ihrer Sicht der geistige Führer eines Menschen?

OFNER: Er ist es, der bei einem Problem im Leben seines Schützlings ratend helfen kann, er weiß um seine Begabungen, seine Lebensaufgabe oder um seine Berufung. Manchmal werden mir von dem geistigen Führer auch die Zusammenhänge von Problemen im heutigen Leben des Klienten mit Ereignissen in einem vergangenen Leben gezeigt. Das ist besonders hilfreich bei Ängsten wie Phobien, wenn der Mensch erkennt, woher diese Nöte kommen und mit der Zeit verinnerlichen kann, dass sie keine Berechtigung mehr haben. Dadurch kann Heilung geschehen. Auch ist es möglich, ähnliche Fragen für sehr nahe Angehörige zu stellen, deren Konflikte oder Belastungen ja mit dem Klienten selbst verbunden sind. Auch dabei ist der geistige Führer behilflich.

Sie halten öffentliche Vorträge zum Thema Tod und Jenseits und verbinden diese dann auch mit Jenseitsschauungen. Wir funktioniert das für Sie im Allgemeinen? Schalten Sie bewusst um, wenn Sie sich für Einflüsse aus dem Jenseits öffnen oder passiert das immer von selbst?

OFNER: Unter der Dusche passiert es von selbst, beim Bodenaufwischen zu Hause auch … (lacht)

Es scheint öfter Wasser im Spiel zu sein

OFNER: Das ist wirklich so! Ein englisches Medium hat mir einmal gesagt, Wasser sei eine gute Leitung ins Jenseits. Ich habe dann darauf geachtet – es ist so. Aber natürlich wäre es schlimm, wenn die Jenseitigen immer beliebig von mir Gebrauch machen könnten. So etwas passiert nur in Ausnahmefällen. Normalerweise ist es ein bewusstes Zugehen auf die feinstoffliche Welt. Zuerst spreche ich immer ein Gebet, ich bitte um Hilfe, wende mich auch an die geistigen Führer der Menschen, mit denen ich zu tun habe, begrüße die Jenseitigen und bitte meinen eigenen Führer um Schutz. Erst dann schaue ich hinaus. Ich mache das immer mit geschlossenen Augen. Ich kann sie zwar auch offen lassen, aber sobald ich diese Dimension optisch wahrnehme, verschwimmt mir die andere ein bisschen und umgekehrt. Ich mache also die Augen zu, schaue aber nicht in mich hinein, sondern ich schaue und horche hinaus, wodurch eine gewisse Leere spürbar wird. Ich konzentriere mich hinaus, auf das, was von außen kommt. Bei machen Klienten sind die Jenseitigen sehr schnell da, das spüre ich schon während des Vorgesprächs.

Und dann müssen Sie sozusagen immer hin und her schalten, um auch mit den Menschen, die zu Ihnen kommen, zu kommunizieren.

OFNER: Ja, das geht aber problemlos, ich kann das über viele Stunden machen. Es macht mich nicht müde.

Wie ist das bei größeren Personengruppen, mit denen Sie ja bei Ihren Vorträgen zu tun haben? Da sind doch sicher viele Gedanken auf Sie gerichtet, große Erwartungen, vielleicht auch Vorbehalte, Skepsis. Stört so etwas nicht bei der inneren Öffnung? Wie schützen Sie sich davor?

OFNER: Ja, die Erwartungshaltung ist enorm. Und ich bemerke auch oft, dass die Leute Angst haben oder skeptisch sind. Aber ich muss mich nicht davor schützen. Dadurch, dass ich Freude vermitteln kann, Freude über das, was ich mit Sicherheit weiß, kann ich die Menschen packen, mitreißen. Natürlich fließen zwischendurch immer wieder Tränen, wenn ich auf ein Thema zu sprechen komme, das einzelne Menschen persönlich berührt, auch bei konkreten Botschaften. Wobei es auch Fälle gibt, in denen ich nur ein Bild beschreiben kann, das mir vermittelt wird, ohne den Zusammenhang genau zu kennen. Dann kann es vorkommen, dass die betroffene Angehörige zwar weiß, worum es sich handelt, es aber nicht sagt.

Weil sie vor den anderen in der Gruppe nicht darüber reden möchte?

OFNER: Ja, natürlich bleibt der Schwarze Peter dann bei mir. Es ist nicht angenehm, wenn man eine Botschaft nicht konkret übermitteln kann, weil ja auch Skeptiker im Publikum sitzen. Aber meist gelingt es, weil zwar vielleicht nicht mir selbst, aber dem Klienten die Bedeutung klar ist. Einmal zum Beispiel präsentierte mir eine jenseitige Mutter ein Stück Seife, und ich wusste damit nichts anzufangen. Die anwesende Klientin, auch schon eine alte Dame über 80, wollte eigentlich nur Kontakt zu ihrem verstorbenen Mann finden, aber es kommen ja auch Geistwesen, nach denen man nicht fragt, denen es aber ein Bedürfnis ist, eine Botschaft durchzugeben. Für diese Dame kam eben die Mutter und hielt mir ein Stück Seife unter die Nase. Das war mir zuerst ein bisschen peinlich. Ich dachte schon, ich wäre einem Trugbild aufgesessen und habe nicht gleich beschrieben, was geschieht. Aber die Seife kam immer näher, bis zu meiner Nase, und ich habe dann auch dran gerochen. Es war ein Stück „Fa“-Seife, eine grüne. Schließlich drängte mich mein Gewissen ganz stark dazu, das auszusprechen: „Ich sehe eine grüne Seife!“ Und kaum hatte ich das Wort „Seife“ in den Mund genommen, sind bei dieser lieben alten Dame die Tränen geflossen. Sie sagte mir: „Stellen Sie sich vor, meine Mutter ist schon vor 50 Jahren gestorben, als junge Frau. Und ich habe von ihr von noch ein Stück Seife in meinem Kasten liegen, eine grüne ,Fa‘ -Seife von damals, und jedesmal, wenn ich die Kastentür aufmache, denke ich an meine Mutter und rieche an dieser Seife.“ Die Mutter wollte ihrer Tochter zeigen: Schau, mich gibt’s noch immer, und ich werde dich abholen! Es gibt ein Wiedersehen, wie lange ich auch immer schon da drüben bin, wir haben uns nicht verloren. Solche und ähnliche Szenarien könnte ich viele aufzählen, die sich im Laufe der 25 oder 30 Jahre, in denen ich das mache, ereignet haben.

Vorhin haben Sie einen Lernprozess erwähnt, den den der Mensch beim Hinübergehen durch den Lebensrückblick erfährt. Was geschieht dabei aus Ihrer Sicht genau?

OFNER: Ich erlebe bei den Kontakten mit Menschen im Jenseits vor allem immer wieder, wie groß ihre Reue sein kann. Durch ihren Lebensrückblick tauchen sie in Situationen hinein, in denen sie anderen absichtlich oder unabsichtlich Leid zugefügt haben. Und sie können nun erfühlen und bewusst miterleben, was sie getan haben. Der Betroffene empfindet den Schmerz, den er anderen zugefügt hat, ohne dass er sich dabei selbst etwas vormachen kann. Zum Beispiel meldete sich einmal ein Vater, der seine vier Töchter missbraucht hatte. Sie alle, nun schon als Erwachsene, und auch die Mutter, waren anwesend. Der Vater war völlig verzweifelt, voller Reue. Ich habe versucht, seine Bitte um Vergebung rüberzubringen. Immer wieder bemerke ich, wie gern Menschen, die ihren eigenen Lebensrückblick erfahren haben, vieles wieder ungeschehen machen möchten, aber das geht eben nicht mehr. Wenn jedoch die Reue eines Verstorbenen hier ankommt und die Angehörigen ihm aus ganzem Herzen vergeben, dann kann dieser Mensch drüben anders weiterleben. Dadurch heilt sehr viel.

Der Lebensrückblick ermöglicht also eine bewusste Bewertung des eigenen Verhaltens, das Wissen um richtige und falsche Entscheidungen, und daraus entstehen Reue und der Wunsch nach Vergebung

OFNER: Ja, aber ich erfahre von drüben auch, dass es mit der Reue allein leider nicht getan ist. Karma löst sich erst dann auf – das war eine Botschaft, die ich von einem höheren Wesen erhielt –, wenn der Mensch selbst die konkrete Situation in einem neuen Leben durchlebt. Das muss nicht unbedingt mit den gleichen Menschen geschehen, aber erst mit dem Erleben in der materiellen Welt können sich solche Karmafäden auflösen. Für das Lernen und das Weitergehen drüben in feinstofflichen Dimensionen ist es aber sehr hilfreich, wenn man Vergebung findet.

Wenn es im Leben um einen Lern- und Entwicklungsprozess geht – was bedeutet dem gegenüber ein Suizid? Geht es Menschen, die Selbstmord begangen haben, im Leben nach dem Leben generell anders als solchen, die eines natürlichen Todes gestorben sind?

OFNER: Ja. Menschen, die durch eigene Hand sterben wollen, sind in sehr verzweifelten Situationen. Sie wollen aus dieser Lage entfliehen, wollen einfach kein Bewusstsein mehr haben, und nach dem Hinübergehen wird ihnen sofort klar, dass es ein solches Auslöschen nicht gibt. Sie erleben immer noch den gleichen Schmerz, aber zu diesem kommt noch ein viel schrecklicherer, nämlich das Erkennen, wie sehr die Angehörigen unter der Tat leiden, das Bewusstsein, zu fehlen, manchmal zum Beispiel als Versorger der Familie, machmal als Sohn, demgegenüber sich die Mutter bitterste Vorwürfe macht, schuld an seinem Tod zu sein. Diese Menschen wollen ihren Selbstmord unbedingt wieder gut machen, wollen oft auch nicht weiter ins Licht gehen, sondern suchen nach einer Gelegenheit, um Entschuldigung zu bitten und bleiben im Umfeld ihrer Angehörigen. Menschen, die durch Freitod gestorben sind, suchen oft meine Gegenwart auf, bevor noch jemand von den Angehörigen zu mir gekommen ist. Einmal bat mich zum Beispiel ein junger Mann ganz dringend um eine Durchgabe für jemanden, der in meiner Nähe wohnen sollte. Ich schrieb mir alles auf und wusste zuletzt, dass ich die Botschaft seiner Mutter überbringen soll, die hier im Dorf lebt. Ich habe dann mit Hilfe seiner Tante erfahren, welcher junge Mann es war, der sich kürzlich das Leben genommen hatte. Aber leider war es mir trotzdem nicht möglich, mit seiner Mutter Kontakt aufzunehmen, um ihr die Nachricht des Sohnes zu übermitteln, denn sie hörte davon, ging zum Pfarrer, und der hat nur die Hände gehoben und gesagt: „Lassen Sie das!“ Der junge Mann war dann noch einmal bei mir, und ich konnte nur versuchen, ihn zu trösten. Selbstmord ist ein sehr schwieriges Kapitel. Ein Suizid ist für keine Seele geplant, ein solcher Tod ist immer zu früh. Ich spreche da auch aus eigener Erfahrung, denn in den letzten zehn Jahren sind mir, ohne dass ich das angestrebt hätte, Puzzleteile aus früheren Erdenleben bewusst geworden. Auch ich habe mich einmal umgebracht.

Wurden Ihnen dabei Zusammenhänge zwischen früheren Erdenleben und dem jetzigen bewusst?

OFNER: Ja. Die vier Kinder, die ich jetzt habe, hatte ich auch in einem vergangenen Leben, wahrscheinlich im Mittelalter. Wir haben in einem Häuschen gelebt, ich habe als Näherin mein Geld verdient. Nähen, das ist eine Passion, die ich heute noch habe. Ich habe meine ersten beiden Kinder von Kopf bis Fuß angezogen …

Fähigkeiten oder Vorlieben können also mit früheren Erdenleben zu tun haben

OFNER: Die bringt man mit, natürlich, ja. Ich erinnere mich auch an die Sterbestunde von damals. Ich lag mit einer Magenkrankheit im Bett, meine vier Kinder standen herum, es war ein sehr trauriger Moment des Abschiednehmens, und ich glaube, wir haben es uns dabei in Gedanken versprochen – oder es auch ausgesprochen, das weiß ich nicht genau –, in einem zukünftigen Leben wieder zusammenzukommen. Interessant ist: Meine jüngste Tochter wollte mich schon im Kindergartenalter nie im Bett liegen lassen. Bei jeder kleinen Verkühlung oder Grippe rief sie: „Mama, du darfst nicht sterben!“ Das sagt so ein Knirps im Alter von zwei oder drei Jahren … Ich war weit davon weg, dass ich sterbe, aber jüngere Kinder haben eben oft eine sehr gute Rückerinnerung. Auch heute noch hat meine jüngste Tochter Angst, mir könnte etwas geschehen. Mein letztes vergangenes Erdenleben war nicht so schön, es endete mit dem Suizid. Ich habe mich damals als Angehörige des niederen Adels in einen Mann verliebt, den meine Eltern hinauswarfen, weil sie ihn nicht für angemessen hielten. Ich wurde depressiv, habe immer nur darauf gewartet, dass er wieder zurückkommt, aber er kam nicht mehr. Zuletzt habe ich mich von einem Turm gestürzt. Dieser Mann ist jetzige Vater meiner Kinder, es gab in dieser Beziehung wieder Probleme mit meinen Eltern, und ich bin jetzt wieder allein und muss damit fertigwerden. Aber ich habe meine Kinder, die mich aufrichten und werde sicher nicht mehr so reagieren wie damals!

So ein bewusster Blick auf die größeren Zusammenhänge des Lebens ist natürlich selten. Viele Menschen leben und sterben ja einfach mit der Überzeugung oder Erwartung, dass „danach nichts mehr kommt“. Erleben solche Menschen auch das Jenseits anders als jemand, der spirituell aufgeschlossen ist?

OFNER: Ja. Wenn wir ein spirituelles Denken haben, wenn wir davon ausgehen, dass die materielle Welt nicht alles ist, wenn wir von einem Leben nach dem Tod wissen, gibt es auch ein ganz anderes Sterben. Das Ablösen vom grobstofflichen Körper geschieht sehr viel leichter, sehr viel schneller, selbst dann, wenn ein Krankheitsverlauf normalerweise zu einem schmerzhaften Ende führt. Das Abheben des feinstofflichen Körpers vom grobstofflichen kann trotzdem fast spontan erfolgen. Eine meiner Bekannten, die selbst viel vom Leben nach dem Tod wusste, erlebte ein sanftes Sterben, obwohl ihr Körper total von Krebs zerfressen war. Sie hat sich danach auch gemeldet und mir noch erzählt, dass sie im Sterbebett nicht die Hand gehoben hat, um sich von ihrem Mann zu verabschieden, wie dieser es aufgefasst hat, sondern um ein Wesen zu begrüßen, das sie abholen kam. Menschen, die sehr spirituell gedacht und gelebt haben, kommen auch in einer helleren Ebene an, wo sie freudevoll empfangen werden. Aber es gibt auch andere jenseitige Stätten, zum Beispiel für Menschen, die bei schrecklichen Ereignissen, bei Verkehrsunfällen oder unter Schmerzen gestorben sind. Sie werden drüben von Geistwesen für kürzere oder längere Zeit in einem komaartigen Zustand gehalten, um sie für das Aufwachen im Jenseits besser vorzubereiten. Mir wurden Heilstätten gezeigt, in denen Menschen offensichtlich Heilenergien bekommen. In dunklere Ebenen hatte ich nur punktuell Einblick. Menschen, die materiell orientiert gelebt haben, sind oft sehr in sich verschlossen und können anfangs wohl auch gar nicht annehmen, dass sie gestorben sind, und aus dem heraus haben sie eine gewisse Angst, wenn jenseitige Verwandte kommen und sie begrüßen wollen. Vor Toten hat man doch Angst, die sind doch schon gestorben, mit denen will ich nichts zu tun haben – so denken sie. Und drüben im Jenseits, wie auch hier auf Erden, gibt es ein ungeschriebenes Gesetz … vielleicht ist es auch irgendwo aufgeschrieben: Der freie Wille des Menschen ist unantastbar! Wenn also jemand beschließt, sich vor Toten zu fürchten, dann muss ein Verwandter, der gekommen ist, um zu helfen, wieder gehen. Genau so auch der geistige Führer, der weiterhelfen will. Diese Menschen bleiben in sich eingekapselt, wie verpuppt. Ich merke auch, dass sie sich in düsteren Ebenen befinden. Es ist wenig Licht zu sehen, und ich kann diese Menschen oft auch nicht erreichen. Ganz anders ist es bei jemandem, der offen gelebt hat, der sich nicht nur an die Materie geklammert hat, der auch eine Ahnung vom Jenseits gehabt hat, einen Glauben, eine Hoffnung. Ein solcher lebt in einer hellen Umgebung. Dort erlebe ich sehr viel Natur, und eigenartigerweise haben mir viele Menschen, die sich von drüben aus dieser helleren Ebene melden, gezeigt, dass sie sich ihr Zuhause nachgebaut haben – mit der Kraft ihrer Gedanken … das antworten sie, wenn ich danach frage, wie sie das machen. So, wie sie hier gelebt haben, leben sie also auch drüben, das Haus, die Umgebung, der nahe Fischteich … mitsamt allen Besonderheiten. Ein Bauer hatte sich zum Beispiel ein wunderschönes Holzhaus errichtet, mit einer Rutsche, die vom ersten Stock hinab führte. Er setzte sich auf diese Holzrutsche und rutschte hinunter … alles sah so aus, wie früher tatsächlich auch hier auf der Erde. Wer hat schon ein Haus mit einer Rutsche vom ersten Stock hinunter in den Hof? Und doch entsprach dies der Wirklichkeit hier im Leben, wie mir die Tochter ganz erstaunt bestätigte.

Es gibt ja ebenso bemerkenswerte Jenseits-Schilderungen von Arbeitern, die nach dem Tod offensichtlich Ihren Traum von einem Arbeitsplatz in einer modernen Fabrik verwirklicht finden

OFNER: Ja, die Menschen brauchen wohl das, was sie gewohnt sind, für eine Zeit lang. Aber es gibt dazu auch die andere Seite: Alkoholsüchtige Menschen benötigen auch das drüben …

Unsere Intentionen und Wünsche, nach denen wir hier unser Leben gestalten, unsere Innenwelt prägt demnach das Leben nach dem Tod.

OFNER: Ja. Aber irgendwann löst sich das wieder auf, weil es nicht mehr gebraucht wird. Ich denke, dass die Seele dann in andere Ebenen weitergeht.

Mit dem Leben nach dem Tod ist gewöhnlich auch der Begriff „Unsterblichkeit“ verbunden. Die Seele des Menschen soll unsterblich sein. Nun weisen Nahtoderfahrungen und auch all Ihre Einblicke in das Jenseits darauf hin, dass unser Sein tatsächlich nicht auf ein Erdenleben beschränkt ist und dass das menschliche Bewusstsein auch außerhalb des Körpers existieren kann. Aber kann man daraus schon die Gewissheit der Unsterblichkeit ableiten? Wie stehen Sie zu dem Gedanken, dass auch für die seelisch-geistige Entwicklung nur ein bestimmter Zeitraum zur Verfügung stehen könnte, weil ja alles in der Natur sich innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens entwickeln muss. Danach ist der Wachstums- und Reifezyklus irgendwann endgültig vorbei. Demnach könnte es trotz vielfältiger jenseitiger Ebenen auch ein „Zu spät“ für die Entwicklung einzelner Menschen geben.

OFNER: Das denke ich wohl auch. Ich kann diesbezüglich allerdings mit keinen Mitteilungen aus der Jenseitswelt dienen, obwohl es drüben Gebäude gibt, in denen ich mich immer wieder finde, Städte des Wissens mit großen Büchern. Hier suche ich dann nach meinem eigenen Lebensbuch (lacht), aber ich habe es noch nicht gefunden …

… wobei die Form des Buches wahrscheinlich eine Erlebnisqualität darstellt, die für Wissenserwerb steht. Man kann wohl nicht ausschließen, dass sich die äußere Form ändert und die Menschen vielleicht bald auch Bildschirme für den Wissenserwerb vorfinden, oder?

OFNER: Was ich wirklich vertreten kann, ist: Alles geschieht zuerst im Geist. Und alles, was wir hier erfinden oder finden, wird zuerst drüben gemacht und von dort inspiriert. So sehe ich das. Ein Anhaltspunkt dafür, dass die Entwicklungsmöglichkeiten wahrscheinlich nicht unendlich lange gegeben sind, ist für mich die Tatsache, dass jetzt sehr viel mehr Menschen inkarnieren als früher. Vielleicht, weil es hier auf der Erde so wichtige Entwicklungsmöglichkeiten gibt, aber vielleicht auch, weil diese Möglichkeiten zeitlich begrenzt sind. Persönlich habe ich den Eindruck, dass die spirituelle Entwicklung voranschreitet. Vor 15 Jahren gab es noch vergleichsweise wenige Menschen, die konkret an ein Leben nach dem Tod geglaubt haben. Todeserfahrungen, Jenseitskontakte, vergangene Leben, Wiedergeburt … in der Masse sind es heute schon sehr viel mehr Menschen geworden, die über solche Themen sprechen.

Jetzt gibt es dazu schon Fernsehshows. Sie waren ja auch schon in einer eingeladen!

OFNER: Ja, genau. Und was ich außerdem mit Freude feststelle: die Männer kommen! Bis vor nicht allzu langer Zeit hatte ich vor allem mit alten, lieben Pensionistinnen zu tun. Jetzt sind bei machen Vorträgen die Männer sogar in der Mehrzahl. Was ich auch besonders fördern möchte, ist das Interesse der Studenten. Die können gratis kommen, denn die Jugend soll das Wissen ja weitertragen. Wenn sie nur kommen würde …

Jenseits, Tod, Geister … dieser Themenkreis erzeugt bei vielen Menschen Angst, weil sie dabei eher an Horrorfilme denken. Hatten Sie nie Angst, wenn Sie Jenseitige sehen? War da nie etwas Unheimliches? Vielleicht auch nur die Angst, dass Sie damit überfordert sein könnten oder dass etwas von Ihnen Besitz ergreift, was Sie nicht wollen?

OFNER: Solche Ängste hatte ich wirklich nie. Als kleines Kind war mir nicht bewusst, dass das Geister sind. Und als es mir dann bewusst war, waren sie mir herzlich willkommen. Weil es letztlich ja immer nur Menschen sind – einmal mit einem grobstofflichen Körper, und einmal eben ohne.

Aber es gibt ja auch unangenehme Menschen!

OFNER: Ja, das ist richtig, aber vor unangenehmen Geistern kann ich mich leichter schützen als vor meiner unangenehmen Nachbarin, der ich weniger gut ausweichen kann. Letztlich ist alles ganz natürlich, die Menschen drüben gehen auch Tätigkeiten nach, sie haben ihre Arbeit und sie beachten mich zum Teil gar nicht, wenn ich ihnen zusehe.

Mit aufdringlichen Poltergeistern oder sogenannten Dämonen hatten Sie nie zu tun?

OFNER: Wirklich nie. Es gibt bei meinen Vorträgen machmal Situationen, wo sich Jenseitige von hinten nach vorne hechten und mich bedrängen. Da hängt jemand dann vielleicht verkehrt vor meinem Gesicht, und ich muss ihm sagen: Bitte geh’ ein bisschen zur Seite, denn ich bin gerade bei einer Durchgabe. Aber damit komme ich zurecht. Im Alltag passiert so etwas nicht. Nur einmal, ich war gerade beim Einschlafen, wollten zwei Menschen von drüben unbedingt auf sich aufmerksam machen. Einer davon hielt seinen Kopf ganz knapp vor mich – so, als ob Ihnen jemand in der Fußgängerzone plötzlich vor die Nase hüpft und sie mit einem blöden Gesicht anschaut. Da werden Sie auch denken oder sagen: „Ja hast du Sie noch alle?“ Und so habe ich auch dem Jenseitigen gesagt: „Weißt du was, das gehört sich nicht!“ Das hat gereicht, die hören offenbar auf mich, und so etwas ist mir dann auch nicht mehr passiert. Dämonen oder Ähnliches kenne ich nicht.

In der normalen christlichen Beisetzungsrede sagt man über den Verstorbenen, er sei jetzt bei Gott. Wenn man demgegenüber Jenseits-Schilderungen hört, ist darin zwar sehr oft von Licht und Liebe die Rede, aber die Religiosität von Menschen, die selbst etwas vom Jenseits erleben, vertieft sich in anderer Weise. Sie hat meist nichts mehr mit kirchlichen Traditionen zu tun. Wie ist das bei Ihnen?

OFNER: Das kann ich unterstreichen. Als Kind habe ich einmal ein Buch über Kinder gefunden, die heilig gesprochen worden sind. Damals habe ich mir gewünscht, auch eine Heilige zu werden. Und ich bin dann auch wirklich jeden Sonntag in die Kirche gegangen, zum Teil geprägt von meiner Großmutter, weil man das halt so macht. Meine tiefe Überzeugung als Kind war, dass es Gott gibt, aber später ist meine Religiosität irgendwie weggebrochen, sie entwickelte sich erst wieder mit meiner Hellsichtigkeit. Heute fühle ich mich eingebettet in ein großes Ganzes, als Bestandteil davon, das kann ich ehrlichen Herzens sagen. Wenn ich hinaus gehe in meinen Garten, schaue ich die Bäume oder die Rosen als Bestandteile eines großen Ganzen an, zu dem auch ich gehöre – und über dem Gott ist.

Die Achtung vor dem Leben hat sich also vertieft!

OFNER: Ja, sie hat sich vertieft, verändert, der Glaube ist einfach zu einer Gewissheit geworden. Ich weiß, dass wir alle auf dem Weg sind und letztlich ein Ziel erreichen werden, vielleicht gottähnlich werden können. Aber bis dahin gibt es viele Hürden zu überwinden.

„Der Kontakt zu jenseitigen Menschen ist möglich“ | Ingrid Ofner im Gespräch

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