29. März 2024

„Gönn’ mir, mein Lieb, den Todeskuss“

Rusalka

• Oper in drei Akten von Antonin Dvorák

Libretto: Jaroslav Kvapil (1868–1950) • 
Musik: Antonin Dvorák (1841–1904) • 
Uraufführung: 31. März 1901, Prag (Nationaltheater) • 
Dauer: ca. 2,5 Stunden

Akte:
1. Wiesengrund am Ufer eines Sees
2. Ein Schlosspark
3. Wiesengrund am Ufer eines Sees

Hauptpersonen:
Rusalka,
eine Nixe: Sopran
Vodník, ein Wassermann: Bass
Ježibaba, eine Hexe: Mezzosopran
Der Jäger: Tenor
Der Prinz:
Tenor
Der Förster/Heger:
Tenor
Der Küchenjunge: Sopran
Die fremde Fürstin: Sopran

Kurze Werkeinführung

„Rusalka“ ist die bekannteste Oper des aus Österreich-Ungarn stammenden böhmischen Komponisten Antonin Dvorák (1841–1904) und, neben Bedřich Smetanas Werk „Die verkaufte Braut“, bis heute die bekannteste tschechische Oper überhaupt. Sie gilt als ein Meilenstein in der Entwicklung der dramatischen Musik des Landes.

Das vom tschechischen Dichter Jaroslav Kvapil (1868–1950) verfasste Libretto hat Volksmythen über die „rusalky“, also Wassergeister, zum Inhalt. Rusalka ist eine Nixe.

Die Oper wurde am 31. März 1901 am Prager Nationaltheater uraufgeführt, stand seitdem immer auf den Spielplänen tschechischer Opernhäuser und eroberte bis heute erfolgreich auch die großen internationalen Bühnen.

Die Handlung

Kurz und gut …

Nixen sollten nicht von menschlichen Luftikussen träumen. Sie fühlen sich ja doch nur im Wasser wirklich wohl und laufen sonst Gefahr, als Irrlichter zu enden.

1. Akt: Wiesengrund am Ufer eines Sees

Auf dem Wiesengrund am Ufer eines Sees, umgeben von Wäldern, tanzen bei Vollmond drei junge Elfen. Aus der Tiefe des Sees taucht ein Wassermann auf und entdeckt Rusalka, die traurig auf einer alten Weide sitzt. Die Nixe gesteht ihm, sich in einen Prinzen verliebt zu haben, der hier im See oft badet. Weil sie für ihn aber unsichtbar ist, wünscht sich Rusalka, ein Mensch zu werden („Wie ich ihn möcht’ umfangen, nehm’ er mich in den Arm und stille mein Verlangen!“).

Der Wassermann warnt Rusalka vor einem solchen Schritt („Wehe dir, dass dich Verblendung schlug, verloren, verkauft an Menschentrug!“), aber die Nixe will von in ihrem Vorhaben nicht ablassen. 

Im Schein des Mondes sucht sie die in der Nähe des Sees hausende Hexe Ježibaba auf, denn sie könnte die Verwandlung durchführen:

Silberner Mond du am Himmelszelt,
strahlst auf uns nieder voll Liebe.
Still schwebst du über Wald und Feld,
blickst auf der Menschheit Getriebe.
Oh Mond, verweile, bleibe,
sage mir doch, wo mein Schatz weile.
Sage ihm, Wand’rer im Himmelsraum,
ich würde seiner gedenken: mög’ er,
verzaubert vom Morgentraum,
seine Gedanken mir schenken.

Die Hexe erscheint und ist bereit dazu, die Nixe zu verwandeln. Doch sei dies an Bedingungen geknüpft: Erstens werde Rusalka als Menschenfrau stumm sein, und zweitens würde der Prinz sterben müssen, wenn sie sich einst, enttäuscht von dieser Liebe, doch dazu entschließen werde, ins Wasserreich zurückzukehren. 

Rusalka ist bereit dazu, die Bürde der Stummheit auf sich zu nehmen („Wenn seine Seele die meine liebt, trägt sich’s leicht, dass es keine Worte gibt!“) und zweifelt nicht daran, mit dem Prinzen glücklich werden zu können. 

Also treten beide in die Hütte der Hexe ein, um die Verwandlung durchzuführen. „Im Fenster erglüht ein roter Schein. Ein Strom von Funken schlägt zum Kamin heraus. Im Kessel hört man es zischen. Die Elfen hören das Geräusch, laufen aus dem Wald hervor und gucken ängstlich durch das Fenster in die Hütte hinein.“

Kurz darauf erreicht auch schon der Prinz mit einer Jagdgesellschaft den See, und er erblickt Rusalka – ein wunderschönes Mädchen, das ihm stumm die Arme entgegen streckt.

Der Prinz ist verzaubert („Holdester Traum du, süß und mild, bist du ein Mensch, bist ein Märchen?“), erkennt schnell, dass Rusalka zwar nicht sprechen kann, ihm aber in großer, hingebungsvoller Liebe zugeneigt ist. 

Kurz entschlossen führt er sie als Braut auf sein Schloss, während die Nixen im See um ihr „Schwesterlein“ trauern.

2. Akt: Ein Schlosspark

Im Schlosspark des Prinzen wird dessen Hochzeit vorbereitet. Seine Liebe zu dem fremden Mädchen wird von der Gesellschaft argwöhnisch beobachtet. Besonders einer Fürstin ist die stumme Rusalka ein Dorn im Auge, und sie entschließt sich, „das fremde Weib zu trennen von dem Mann“.

Ihre alte Freundschaft zum Prinzen ausspielend, macht sie sich verführerisch an ihn heran, tritt zwischen ihn und Rusalka und erreicht es schließlich, dass der Prinz, der sich seiner Liebe zu dem eigentümlichen stummen Mädchen inzwischen doch nicht mehr ganz sicher ist, mit ihr den Schlosspark verlässt.

Rusalka „blickt den beiden schmerzerstarrt nach“. 

Der Wassermann, der die Szenerie rund um den Festsaal des Schlosses beobachtet hat, versucht sie aufzumuntern („Finde selbst, was dir Lind’rung schafft, suche Trost in deiner eignen Kraft!“), aber Rusalka erkennt nun, dass sie als Wasserwesen den menschlichen Vorstellungen von leidenschaftlicher Liebe nie und nimmer gerecht werden kann („Ich kam aus kühlen Fluten, hab’ niemals Erdenglut gekannt!“) und macht sich ihr Schicksal bewusst:

Nicht Frau, nicht Nixe, bittere Not,
ich kann nicht leben, noch bin ich tot!

Der Prinz ist indessen den Verführungskünsten der Fürstin vollends erlegen. Er himmelt jetzt sie an und gesteht sich selbst ein, dass seine Liebe zu Rusalka nicht echt war:

Und sollt’ dem Paradies,
dem ew’gen ich entsagen –
für dich, o du süsse Frau,
wollt’ alles ich ertragen!
Jetzt, jetzt erst fühle ich es ganz,
wonach mein Herz geschmachtet,
als es in wilder Glut
nach Nixenliebe getrachtet!

Als Rusalka sich verzweifelt in die Arme des Prinzen stürzt, um sein Herz doch für sich zurückzugewinnen, stößt er sie von sich („Eiskalt und schaurig weht’s von dir, du kalte Schönheit, fort von mir!“).

Daraufhin zieht der Wassermann Rusalka mit sich fort und verkündet dem Prinzen „mit geisterhafter Stimme“ Unheil. Diesen ergreift daraufhin Todesangst, er stürzt der Fürstin, um Hilfe flehend, zu Füßen („Rette mich“), doch diese weist ihn „mit wildem Auflachen“ von sich. Sie hatte nie wirklich Interesse an dem Prinzen.

3. Akt: Wiesengrund am Ufer eines Sees

Am Wiesengrund des Waldsees beklagt Rusalka, wieder auf der Weide verweilend, „farblos und bleich“ ihr trauriges Schicksal:

Fühllose Flut ohne Mitleid,
zieh mich in deinen Schoss hinein.
Kalte Wellen, eilt heran
mein Grab zu sein!
Nirgends daheim, grausam verbannt
aus der Schwestern frohen Reih’n,
der der Liebe Glücksstern entschwand,
ewig soll ich verdammt nun sein.

Ježibaba, die Hexe, nähert sich der Unglücklichen, spottet ein wenig („Nun, nun, das war ein kurzes Glück!“) und erklärt ihr dann, wie sie wieder in eine Nixe zurück verwandelt werden könne: „Menschenblut nur kann Dir helfen!“. Sie müsse den Prinzen töten, dadurch könne sie selbst frei werden. 

Rusalka weist diesen Gedanken empört von sich („Gern trag ich Qual und Pein – nur er, er soll gerettet sein“), denn sie liebt den Prinzen immer noch. Daraufhin zieht sich die Hexe zurück und überlässt Rusalka ihrem Schicksal: „Leide nur in Ewigkeit, vergeh’ in Sehnsucht um dein Menschenleid!“

Unmittelbar danach bekommt Ježibaba Besuch von einem Jäger und einem Küchenjungen. Die beiden bitten sie um Rat. Ein „teuflisch Weib“ habe ihren Prinzen verzaubert und zunächst an sich gebannt. Dann sei sie „tückisch, heimlich ihm davon gerannt“. Der Prinz sei nun „krank an Leib und Seele“, das ganze Schloss mit einem Zauber belegt. 

Der Wassermann hat dieser Geschichte gelauscht, stürmt aus dem See erbost auf die beiden zu und klagt sie und den Prinzen an: „Verlogene Heuchler, er selbst verriet sie, er stieß ins Unglück sie!“

In größter Angst stürzen der Jäger und der Küchenjunge davon, die Hexe „humpelt in ihre Hütte ab“, das Abendrot erlischt und auf der Waldwiese versammeln sich die Elfen …

Da erscheint auch der Prinz. Er ist auf der Suche nach Rusalka und bereut es zutiefst, ihr untreu geworden zu sein. Sie „erscheint im Mondlicht über dem See“ und erklärt ihrem Geliebten, durch seinen „flatterhaften Sinn“ zur „Spukgestalt“, zum „Irrlicht“ geworden zu sein. Sie könnten einander jetzt nicht mehr als Liebende verbunden sein, dies würde ihn töten:

Du suchtest Leidenschaft, die mir fremd,
Umarmung voll Blut,
wenn jetzt dich mein Kuss berührt,
dann bist du verloren!

Doch der verzweifelte Prinz will dieses Schicksal in Kauf nehmen:

Alles von dir soll willkommen sein.
Küss mich, und ewig bin ich dein.
Gönn’ mir den letzten Liebesgruß,
gib mir, mein Lieb, den Todeskuss!

Deine Umarmung macht von Schuld mich frei,
ich sterbe glücklich, dass endlich Frieden sei!

Trotz der Warnungen des Wassermanns („Was nützt es dir, dass er verdirbt? … Rusalka, du bist verloren!“) umarmen sich die beiden. 

Der Prinz stirbt. 

Rusalka hofft „um der Liebe willen“ auf Gottes Erbarmen und „taucht in den See“.

(Zitate aus dem Libretto; deutsche Übersetzung aus „Opera Guide“)