19. April 2024

Außergewöhnliche Episoden aus der Geschichte

Ein Buchtipp für alle Geschichtsinteressierten: Nahezu 100 außergewöhnliche Episoden aus Geschichte, Kultur und Gesellschaft sind in dem neuen Buch „Kurz Knapp Kurios“ von Siegfried Hagl zusammengefasst, das dessen Sohn zum Anlass des 90. Geburtstag seines Vaters herausgegeben hat. Da die viele der Texte während einer redaktionellen Zusammenarbeit des Autors mit mir entstanden sind, bin ich der Einladung, ein Vorwort für das Buch zu verfassen, gern gefolgt. Ich wünsche der neuen Publikation viele Leser – mein Vorwort finden Sie nachstehend:

Die knapp 15 Jahre währende Zusammenarbeit für eine Zeitschrift zu weltanschaulichen Fragen bot mir regelmäßig Gelegenheit, den Autor dieses Buches in immer neuen Facetten kennen- und schätzen zu lernen.

Für meine Wertschätzung gab und gibt es mehrere Gründe. Der banalste mag sein, dass Siegfried Hagl ausgerechnet in einem Wissensbereich – der Geschichte – gern und erfolgreich recherchiert hat, der in meiner eigenen journalistischen Arbeit nie im Vordergrund gestanden war. Deshalb bereitete mir das Lesen seiner Texte nicht nur Vergnügen, sondern ich erhielt damit nicht selten auch willkommenen Nachhilfe-Unterricht.

„Kurz, knapp und kurios“ Diese hier als Buchtitel gewählten Attribute charakterisieren die Texte meines ehemaligen Redaktionskollegen durchaus treffend. Doch hätten sie wenig Relevanz, wenn seine thematisch auf den Punkt gebrachten Arbeiten nicht auch inhaltlich überzeugend wären. Dass sie es sind, hat gute Gründe:

Siegfried Hagls Wochenplanung umfasste regelmäßige Ausflüge in die Bayerische Nationalbibliothek in München; die Größe seiner heimischen Bücherwand war imposant und dürfte auf manchen Besucher fast erdrückend gewirkt haben; und natürlich gehörten auch Internet-Recherchen zum Werkzeug-Repertoire seiner unermüdlichen Suche nach Daten, Fakten und Zusammenhängen. Gleichzeitig bescherten ihm sein gesundes intuitives Gespür, seine kompromisslose, aber immer menschenfreundliche Offenheit und seine gut geerdete Spiritualität ein ebenso reiches Erfahrungswissen, das mit in die Texte einfloss – besonders dann, wenn es sich um engagierte Arbeiten in den Bereichen Religionsgeschichte oder Ökologie handelte.

Aber die schiere Menge des Wissens, die sich über die Jahrzehnte in Siegfried Hagls Lebensumfeld ansammelte, bildete freilich nur die Basis für seine Arbeit als Autor.

Wirklich bemerkenswert fand ich seinen unerschöpflichen Ideenreichtum im Finden neuer Themen oder thematischer Bezüge, im Herausarbeiten von Mustern, die sich in der Geschichte immer wieder zeigten, oder im Aufzeigen tieferer Hintergründe, die zahlreichen Episoden aus Geschichte, Kultur und Gesellschaft plötzlich eine zusätzliche Dimension gaben.

Oft, eigentlich regelmäßig, bewegten sich Siegfried Hagls Gedanken außerhalb dessen, was heute „wissenschaftlicher Mainstream“ genannt wird. Auch deshalb, weil er sich als idealistisch gesinnter, offener Mensch mit den Beschränkungen durch Materialismus und Naturalismus nicht abfinden wollte. Er war stets auf der Suche nach mehr, nach Weiterführendem, nach neuen Argumenten und Möglichkeiten, Grenzen zu überwinden.

Dabei lagen ihm esoterische Luftschlösser ebenso fern wie die unsaubere Vermischung von recherchierten Fakten und persönlicher Meinung – und das ist ein weiterer Grund für meine Wertschätzung. Siegfried Hagl scheute zwar nicht davor zurück, für seine Arbeiten auch Quellen heranzuziehen, die nicht das Gütesiegel allgemeiner Anerkennung ziert, aber er studierte diese Quellen wirklich und gründlich, gab sich nur ungern mit Sekundärliteratur zufrieden. 

In unseren Redaktionskonferenzen, aber auch bei privaten Gelegenheiten, schimmerte sein reiches Innenleben, seine umfassende Lebenserfahrung und seine Menschenkenntnis in oft humorvollen, manchmal auch etwas zynischen Bemerkungen durch. Vom Entstehungsprozess seiner Texte erfuhr ich dagegen nur wenig. Diesbezüglich habe ich eigentlich nur unverbindliche Understatements in Erinnerung, wie etwa: „Ich weiß nicht, ob mir dazu etwas einfällt …“ Darauf folgte dann gewöhnlich eine Überfülle neuer Arbeiten.

Zwei größere Buchprojekte des Autors – „Spreu und Weizen“ sowie „Der okkulte Kanzler“ – durfte ich in meinem Verlag publizieren, wodurch sich unsere Zusammenarbeit bis heute fortgesetzt hat. Auch in einem Interview, das vor nicht allzu langer Zeit im Rahmen meines Projektes „Thanatos TV“ veröffentlicht wurde, stellte Siegfried Hagl eindrucksvoll unter Beweis, dass das fortgeschrittene Alter seinem wachen Geist nichts anhaben konnte.

Da viele seiner hervorragenden Manuskripte bisher unveröffentlicht geblieben sind oder nur (allzu) versteckt auf seiner Webseite zu finden waren, freue ich mich über die Veröffentlichung dieses Buches ganz besonders. Richard Hagl macht damit einen Teil des sowohl qualitativ als auch quantitativ herausragenden Werks seines Vaters einem größeren Publikum zugänglich.

Trotz der Fülle handelt es sich nur um eine kleine, allerdings auch um eine besonders erlesene Auswahl von Texten. 

Zweifellos werden Sie, liebe Leser⋅innen, bei der Lektüre dieses Buches viele Impulse und Aha-Erlebnisse erfahren. Es bietet Ihnen eine spannende Reise, die hinter die Kulissen des Alltäglichen führt und immer wieder dazu einlädt, alte Scheuklappen abzulegen und neue Blickwinkel zuzulassen.