7. November 2024

Leben nach dem Tod

Auch wenn die meisten Menschen den Gedanken daran verdrängen: der Tod, das Abschiednehmen von der physischen Welt, gehört untrennbar zu unserem Leben hier auf der Erde. Mit jedem Lebensjahr, jeder Lebensminute kommen wir dem Moment des Sterbens näher. Täglich verlassen in Deutschland rund 2.500 Menschen diese Welt, pro Jahr überschreiten über 900.000, weltweit 70 Millionen Menschen die „Schwelle“. Die Schwelle … wohin? Wer kann dafür bürgen, dass es wirklich ein Leben nach diesem Leben gibt? Und wenn es wirklich „weitergeht“ – wer könnte sagen, wie und wohin uns die „Reise“ führen soll?

Uralte Überlieferungen aus verschiedensten Kulturen lassen erkennen, dass wir Menschen uns mit der „Frage aller Fragen“ schon immer beschäftigt haben. Und dass auch Antworten gefunden wurden, sogar erstaunlich gut übereinstimmende Antworten.

Ob man sich mit der Philosophie der Alten Griechen befaßt, mit der jüdischen und christlichen Mystik, ob mit dem tibetanischen Buddhismus, dem indischen Hinduismus, ob mit den Alten Römern oder mit den Ureinwohnern Amerikas, Afrikas oder Australiens: Stets trifft man auf die Überzeugung, dass der Mensch beim Tod nur seinen Körper zurückläßt, während die Seele in einer jenseitigen Welt weiterlebt.

In den vergangenen Jahrhunderten neigte der „aufgeklärte Homo sapiens“ mehr und mehr dazu, religiöse Überlieferungen kritisch zu hinterfragen. „Glaubensbelange“ wurden vom „echten“, das heißt vom intellektuell erfaßbaren Wissen getrennt. Die Gewißheit eines Weiterlebens nach dem Tod verblaßte, die vielen Zeugnisse früherer Kulturen wurden nicht mehr so recht ernstgenommen.

Auch heute herrscht im allgemeinen die Auffassung, die Vorstellungen über das Leben nach dem Leben seien nichts weiter als trostreiche Ideen. Der Mensch könne sich mit seiner Vergänglichkeit nicht abfinden, deshalb habe er sich schon immer in religiöse Glaubensbilder geflüchtet. In Wirklichkeit aber sterbe unser Bewusstsein mit dem Gehirn, dem es untrennbar verbunden ist. Ohne Körper gebe es kein menschliches Leben.

Nahtoderlebnisse werfen brisante Fragen auf

Dieses materialistische Menschenbild gerät nun allerdings mehr und mehr ins Wanken. Einerseits in der breiten Allgemeinheit – immerhin glaubt heute jeder dritte an ein Leben nach dem Tod -, andererseits auch in der bei Glaubensfragen außerordentlich skeptischen Gemeinde der Wissenschaftler.

Ein wesentlicher Grund dafür, dass die allzu einfache Gleichung „Der Mensch ist sein Körper“ von vielen Forschern wieder in Frage gestellt wird, sind die sogenannten „Nahtoderfahrungen“ (NTE), die seit Jahrzehnten überall auf der Welt dokumentiert werden.

In unmittelbarer Todesnähe schildern Menschen übereinstimmend Begebenheiten, die zum Schluss führen, dass unser Bewusstsein auch außerhalb des Körpers bestehen kann und folglich auch nach dem Tod ein bewusstes Leben möglich ist.

Mit Erstaunen hat man festgestellt, dass NTE nicht nur sehr häufig vorkommen – allein in Deutschland dürften mehr als drei Millionen Menschen Erlebnisse dieser Art gehabt haben –, sondern auch, dass von allen Betroffenen – sogar von Kindern – ähnliche Begebenheiten geschildert werden und dass diese Schilderungen noch dazu im Einklang mit den religiösen Überlieferungen alter Kulturen stehen.

Offenbar gab und gibt es gleichartige NTE unabhängig von Kultur, Religion oder Bildung. Steckt hinter der Auffassung, dass der Mensch beim Tod nur seinen Körper zurückläßt, also vielleicht doch mehr als Glaube und Trost? Handelt es sich womöglich um ein Erfahrungswissen, das uns aus alten Zeiten überliefert wurde?

Was erlebt der Mensch beim Sterben?

Übereinstimmend berichten Betroffene, zunächst von einer praktisch unbeschreibbaren Bewusstseinserfahrung überwältigt worden zu sein. Ein Gefühl des Friedens und der Ruhe durchströmte sie, körperliche Schmerzen und sogar Behinderungen verschwanden. Menschen, die im irdischen Leben blind, farbenblind oder taub waren, konnten nun wieder sehen und hören.

Die „Last“ des kranken Körpers fiel ab, viele erlebten sich selbst nun außerhalb ihrer physischen Hülle und beobachteten „von oben“, wie ihr Körper reanimiert oder operiert wurde. Danach fanden sie sich in einem dunklen Raum oder Tunnel wieder, an dessen Ende ein Licht sichtbar wurde, zu dem es sie machtvoll hinzog.

Schließlich tat sich ihnen eine wundervolle überirdische Welt auf, in herrlichen Farben, geziert von schönen Blumen und durchklungen von herrlicher Musik. Hier begegneten sie verstorbenen Verwandten oder Freunden – und … einem strahlenden Licht, das als bedingungslose Liebe in Erscheinung trat. Sie erlebten dabei ein tieferes, umfassenderes Wissen, ein erweitertes Bewusstsein, verbunden mit einer panoramaartigen Lebensrückschau, bei der ihnen in einem einzigen Augenblick das gesamte vergangene Erdenleben von Geburt an nochmals gegenwärtig wurde – im Wissen um alle guten und schlechten Entscheidungen, alle genützten Gelegenheiten und alle Versäumnisse.

Oft folgte dieser Rückschau eine Vorausschau, bei der ein Teil des künftigen Lebens überblickt werden konnte. Zuletzt nahmen sie dann eine Grenze wahr und erkannten, dass sie nur in den irdischen Körper zurückkehren konnten, wenn diese Grenze unüberschritten blieb. Die bewusste Rückkehr in den eigenen Erdenkörper folgte, verbunden oft mit dem Schmerz und der Enttäuschung, diese jenseitige Welt wieder verlassen zu müssen …

Je nachdem, ob viele dieser Erfahrungen oder nur einzelne „Stationen“ durchlebt werden, sprechen die Forscher von „tiefen“ oder „komplexen“ und weniger tiefen NTE. Nicht jeder Mensch berichtet also von allen diesen Erlebnissen, und nicht jeder erlebt die Todesnähe in gleicher Form.

Einige wenige fühlen sich zum Beispiel in dem dunklen Tunnel eingeschlossen; es gelingt ihnen nicht, das Licht zu erreichen, und sie beschreiben ihre NTE als „Höllenerfahrung“. Andere erleben eine Lebensrückschau, sind aber vor allem tief berührt von der bitteren Erkenntnis, wie viele Gelegenheiten sie durch Trägheit oder Nachlässigkeit versäumt haben.

Allen Menschen gemeinsam ist indes, dass die Erlebnisse an der Schwelle zum Jenseits ihr Leben tiefgreifend und nachhaltig verändern.

Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass fast alle Betroffenen nach einer NTE die Angst vor dem Tod verloren haben und von einem Leben nach dem Tod überzeugt sind. Aber nicht nur das: Spiritualität und Religiosität spielen von nun an eine große Rolle für sie, während organisierte Formen der Konfession, also die Zugehörigkeit zu einer Kirche oder Glaubensgemeinschaft, an Wert und Beachtung verlieren.

In der Regel zeigt sich nach dem Erleben eines erweiterten Bewusstseins durch die Todesnähe bei den betroffenen Menschen auch eine Form anhaltend verstärkter Empfindungskraft und Sensibilität. Dies kann von einfacher, besserer Intuition und dem gezielten Erinnern von Träumen bis zum Aurasehen und anderen Formen der Hellsichtigkeit reichen. Bei manchen Menschen offenbaren sich auch heilende Kräfte.

Die ersten Schritte in die jenseitige Welt

Mit all diesen Phänomenen, die zu den ersten Schritten in die jenseitige Welt gehören, befasst sich ein eigener Wissenschaftszweig, die Thanatologie (Sterbeforschung), erst seit relativ kurzer Zeit. Vor ziemlich genau 40 Jahren, 1969, thematisierte Elisabeth Kübler-Ross mit ihrem Buch „Interviews mit Sterbenden“ das große gesellschaftliche Tabu von Erlebnissen im Sterbebett. Kurz danach, 1975, veröffentlichte Raymond Moody in seinem internationalen Bestseller „Leben nach dem Tod“ erstmals eine zusammenfassende Studie, aus der deutlich wurde, wie verbreitet das NTE-Phänomen ist und dass sich die Beschreibungen aller Betroffenen weitgehend ähneln.

Drei Dutzend weitere wissenschaftliche Arbeiten, die zu den gleichen Ergebnissen kamen, folgten. Doch sie alle hatten einen entscheidenden Schwachpunkt: Sie fassten nur Aussagen von Menschen zusammen, die irgendwann einmal eine NTE hatten. Die näheren medizinischen Umstände, die zu den Erlebnissen geführt hatten, konnten nicht mehr kontrolliert werden: Waren die Betroffenen wirklich klinisch tot? Oder welche Krankheitssymptome begleiteten ihre Erlebnisse? Unter welchen Umständen kam es genau zu der NTE? Für Skeptiker boten sich durch den retrospektiven Charakter dieser Studien viele Angriffsflächen.

Dann jedoch – in den Jahren 1988 bis 1992 – führte der niederländische Kardiologe und Todesnähe-Forscher Dr. Pim van Lommel die erste prospektive NTE-Studie unter kontrollierten Bedingungen durch: Er untersuchte in dieser Zeit insgesamt 344 Patienten, die definitiv klinisch tot gewesen waren, aber erfolgreich reanimiert werden konnten. Menschen also, deren Herz durchschnittlich etwa zwei Minuten lang stillgestanden und bei denen in der Folge auch keine Gehirnaktivität mehr vorhanden gewesen war.

Wenn es zu einem Herzstillstand kommt, folgt innerhalb weniger Sekunden die Bewusstlosigkeit; nach 6,5 Sekunden zeigt das EEG Symptome eines Sauerstoffmangels im Gehirn; nach etwa 10 bis 20 Sekunden weist es aufgrund des vollständigen Ausfalls aller elektrischen Aktivität in der Hirnrinde eine Nullinie auf.

Doch auch solche Patienten schilderten – trotz des Totalausfalls ihrer Gehirnfunktionen – die Erfahrungen eines erweiterten, klaren Bewusstseins, wie sie für NTE typisch sind. Nachdem Pim van Lommel in seiner kontrollierten Langzeitstudie auch die vielfältigen anhaltenden Persönlichkeitsveränderungen nach solchen Erlebnissen näher untersucht hatte, veröffentlichte er seine Arbeit im Jahr 2001 – und löste damit weltweit heftige Diskussionen aus. Denn die Schlussfolgerung aus seinen Untersuchungen war klar: Das menschliche Bewusstsein kann nicht an Gehirn und Körper gebunden sein! Ein neues, umfassenderes Verständnis des Menschen scheint seither dringend nötig!

Dies um so mehr, als inzwischen alle materialistischen Theorien über das Zustandekommen von NTE ausnahmslos widerlegt wurden. Man vermutete als Ursache zum Beispiel einen Sauerstoffmangel im Gehirn, verbunden mit anormaler Hirnaktivität und erhöhter Endorphin-Freisetzung, was die immer wieder beschriebenen Glücksgefühle erklären sollte.

Doch bei näherer Betrachtung paßt diese Annahme ganz und gar nicht zu den klaren Bewusstseinserfahrungen und ebensowenig zu den klaren Erinnerungen daran. Sie widerspricht auch der Tatsache, dass NTE ebensogut in Situationen möglich sind, in denen nachweislich kein Sauerstoffmangel im Gehirn herrscht. Auch andere physiologische Theorien (chemische Reaktionen, elektrische „Kurzschlüsse“ im Gehirn, Medikamente) sowie psychologische Erklärungsversuche (sie reichten von „Einbildung“ über „Geburtserinnerung“ bis hin zur Vermutung von „Betrug“) griffen nachweislich zu kurz.

Wenngleich es von naturalistisch fixierten Wissenschaftlern naturgemäß große Vorbehalte gibt, so hat die Thanatologie inzwischen doch nahe gelegt, dass menschliches Bewusstsein nicht an das Gehirn und den materiellen Körper gebunden ist.

Nahtoderfahrungen beschreiben demnach unsere ersten Schritte in eine jenseitige Welt, in der wir ohne physischen Körper bewusst weiterleben. Aber wie kann man sich diese Welt vorstellen – und woher stammt das menschliche Bewusstsein?

Nach der Loslösung von dem Körper

Bei solchen Fragen stößt die Todesnähe-Forschung an ihre Grenzen. Pim van Lommel spricht von einem „endlosen Bewusstsein“ – so auch der Titel seines im Herbst 2009 erschienenen, lesenswerten Buches, in dem er zentrale wissenschaftliche Erkenntnisse zusammenfasst und unter anderem auch alle materialistischen NTE-Theorien fundiert und ausführlich widerlegt. Aber was bedeutet „endloses Bewusstsein“ konkret?

Zunächst weist der Begriff auf jene zentrale Tatsache hin, von der auch die alten Überlieferungen verschiedenster Kulturen berichten: Das menschliche Bewusstsein ist nicht an die Begrenzungen und die Vergänglichkeit des physischen Körpers gebunden. Mit dieser Erkenntnis kommt man dem überlieferten Erfahrungswissen, dass eine unsterbliche Seele nach dem Tod weiterlebt, schon ziemlich nahe. Nicht das Gehirn ist also der „Sitz“ unseres Bewusstseins, sondern dessen Wesen gründet sich in einer physikalisch nicht erfassbaren Realität jenseits von Raum und Zeit.

Diese Erkenntnis scheint auf den ersten Blick verschiedenen Ergebnissen aus der Gehirnforschung zu widersprechen, aus denen ja deutlich wurde, dass es einen engen Zusammenhang zwischen Gehirnfunktionen und Bewusstsein gibt. Sobald Störungen in der Gehirntätigkeit vorliegen – man denke zum Beispiel an die Demenz-Erkrankung –, kann der Mensch nicht mehr „er selbst“ sein. Muss man aus solchen Beobachtungen nicht schließen, dass unser Bewusstsein doch aus Gehirntätigkeit resultiert?

Durchaus nicht, sind manche Forscher überzeugt. Was solche Beispiele verdeutlichen, ist lediglich die Tatsache, dass es einen engen Zusammenhang zwischen Gehirntätigkeit und Bewusstsein gibt. Aber es liegt kein wissenschaftlicher Beweis für die Annahme vor, dass Bewusstsein aus der Gehirntätigkeit resultiert, dass es also aus materiellen, körperlichen Prozessen entsteht.

Viele Gegebenheiten widersprechen dieser Annahme sogar deutlich – vor allem die Erfahrung, dass das Gehirn sich den Bedürfnissen des Bewusstseins soweit wie möglich anpasst. So können, vor allem bei jungen Menschen, bestimmte Gehirnregionen den Ausfall anderer übernehmen. In Baltimore (USA) wurde die John-Hopkins-Klinik wegen der radikalen Gehirnoperationen bekannt, die dort an Kindern mit sonst nicht behandelbarer Epilepsie durchgeführt werden.

So wurde einem dreijährigen Mädchen wegen einer ernsten chronischen Entzündung die gesamte linke Gehirnhälfte entfernt – mit großem Erfolg: Nach einem Jahr war seine halbseitige Lähmung verschwunden, es konnte wieder klar denken und entwickelt sich heute völlig normal.

Die Gehirnfunktionen folgen demnach den Bedürfnissen des Bewusstseins. Oder anders gesagt: Das Gehirn erzeugt nicht Bewusstsein, sondern es ermöglicht Bewusstsein im physischen Körper. Es ist einem Sender-Empfänger vergleichbar: Wie ein Fernsehgerät, das funktionieren und eingeschaltet sein muss, empfängt es Signale aus dem Bewusstsein, und es sendet gleichzeitig verarbeitete Sinneseindrücke und Körperimpulse an das Bewusstsein.

Das Gehirn ist also eine Schnittstelle zwischen dem physischen Körper und dem Bewusstsein, das nicht-physischer Natur ist. Mit dem Eintreten des Todes verliert diese Schnittstelle natürlich ihre Funktion, das Gehirn stirbt mit dem Körper. Das Bewusstsein aber – und damit der eigentliche „innere Mensch“ oder die „Seele“ – besteht weiterhin.

Wir leben also nach der Loslösung vom Körper, die man üblicherweise als „Sterbeprozess“ bezeichnet, in einer Welt jenseits von Raum und Zeit. Diese alte Erkenntnis wurde durch die Schlussfolgerungen aus der Thanatologie nun wieder hochaktuell!

Das „ureigene Jenseits“ jedes Menschen

Aber wie konkret leben wir in diesem Jenseits weiter?

Aus den NTE-Schilderungen wird deutlich, dass der Mensch in irgendeiner Form eine Erweiterung seines Bewusstseins erfährt, eine unmittelbare Lebensnähe spürt, die Verbundenheit mit aller Schöpfung. Die Enge und die Begrenztheit der physischen Welt und auch das träge, rein ichbezogene Denken und damit verbundene Selbsttäuschungen sind überwunden. Die Wahrheit und das Wesentliche zeigen sich in ungeschminkter Klarheit. Jeder Mensch erlebt sich selbst in seiner ureigenen Art und zugleich in seiner Bedeutung im großen Ganzen.

Man könnte davon ausgehen, dass der endgültige Schritt über die „Grenze“, von der in NTE-Berichten immer wieder gesprochen wird, letztlich in eine jenseitige Welt führt, die ganz genau dem einzelnen Menschen entspricht, also seiner inneren Eigenart. Denn wo sollte das Wesen unseres Bewusstseins besser erfasst sein als in unserer Innenwelt?

Die Bilder und Empfindungen der Gedanken, Erinnerungen und Sehnsüchte, die wir in uns tragen, sind es doch, die unser menschliches Wesen ausmachen. Die Erlebnisfähigkeit unseres Inneren macht das Leben erst lebenswert. Und stets sind es die inneren Vor-Bilder, die nach außen, zur Nach-Bildung, zur Verwirklichung drängen.

Jeder Mensch lebt in „seiner“ Welt und formt aus dieser Innenwelt sein persönliches Leben. Dies gilt im physischen Leben, wo beispielsweise das persönliche Umfeld immer auch den Charakter eines Menschen widerspiegelt. Es gilt aber um so mehr für das Leben nach dem Leben, wo sich aus der bewussten Innenwelt ebenfalls die Außenwelt formt.

Wir dürfen also davon ausgehen, dass es eine lichtvolle Welt jenseits unserer irdischen Raum- und Zeitbegriffe gibt, dass sich in diesem Jenseits aber die konkrete Wirklichkeit für jeden Menschen unter dem Einfluss seines Bewusstseins individuell formt.

Wollte man religiöse Begriffe verwenden, könnte man einfach sagen: Der Mensch bereitet sich Himmel oder Hölle selbst – nämlich durch die Art, wie er lebt und ist. Und wollte man diesem Vorgang naturwissenschaftlich näherkommen, könnte man auf die Quantenphilosophie verweisen. Denn auch sie geht davon aus, dass sich erst unter dem Einfluss unseres Bewusstseins aus einem allgemeinen „Zustand der Möglichkeiten“ die konkrete Wirklichkeit formt.

Nach dem Tod beginnt daher kein neues Leben für uns, sondern es ist eine Fortsetzung in anderer Art, mit anderen Erlebnis- und Entwicklungsmöglichkeiten, aber geformt durch das gleiche Bewusstsein, durch die gleiche Innenwelt – oder anders gesagt: durch den gleichen Geist. Dieses Wort „Geist“ beschreibt sehr gut unseren menschlichen Wesenskern.

Analysiert man die in NTE oft beschriebene „Lebensrückschau“, so findet man, dass jenseits der irdischen Raumzeit die Spanne eines Erdenlebens nicht mehr als ein (wenn auch einschneidend wichtiger) Augenblick in unserem gesamten Sein ist. Das eigentliche Leben, das wir Menschen als spirituelle Wesen führen, geht – zeitlich und örtlich – weit darüber hinaus.

Auch auf den Sinn den menschlichen Lebens lassen sich aus der „Zeitraffer-Rückblende“, wie sie (nicht nur) in Todesnähe erfahren wird, Rückschlüsse ziehen: Offenbar üben alle Gedanken und Handlungen einen Einfluss aus; sie wirken aufbauend oder auch verletzend und zerstörend, wobei an der Schwelle des Todes genau das zur Gewissheit wird, was zuvor immer auch das Gewissen verdeutlicht hat: Ob etwas gut war oder nicht, ob sich jemand als reifer, liebevoller Menschen erwiesen hat oder ob er sich dem Prinzip der Liebe entfremdet hat und etwas lernen, besser machen sollte.

Lernen und geistig reifen – darin liegt aus dieser Sicht der tiefe Sinn des menschlichen Daseins, aller angenehmen und unangenehmen Erfahrungen, die der Geist im Laufe seines Seins durchlebt.

Die geistige Heimat

Aus den NTE-Forschungsergebnissen könnte folgendes Gesamtbild abgeleitet werden: Das menschliche Bewusstsein hat seinen Ursprung in einer nicht-physischen Welt. Aber die physische Welt – und damit auch der physischer Körper – formt sich unter dem Einfluss der Informationen des Bewusstseins. Die irdische Welt ist gewissermaßen der „Niederschlag“ oder das „Abbild“ einer höheren Wirklichkeit.

Analog weitergedacht, kann es noch weitere „überirdische“ Welten geben, die ihrerseits wiederum nur der Niederschlag eines jeweils noch „ätherisierteren Seinsfeldes“ sind. Es gibt für diese übereinander liegenden „Himmelsebenen“ in religiösen Überlieferungen und auch in manchen aktuellen spirituellen Lehren viele Hinweise und unterschiedliche Bezeichnungen.

Der Ursprung des menschlichen Bewusstseins können als „geistig“ beschrieben werden – eine in sich lebendige, nicht dem Werden und Vergehen unterworfene Wirklichkeit, die geborgen im Schoß der Ewigkeit liegt und als spirituelle Heimat dem entspricht, was religiöse Schriften als „Paradies“ beschreiben.

Nahtoderlebnisse, auch wenn sie nur wenige Momente dauern und lediglich die Schwelle, nicht das jenseitige Leben selbst beschreiben, stärken die Sehnsucht nach dieser Heimat in kaum vorstellbarer Weise. Sie erinnern und ermahnen an das eigentliche, von Liebe durchflutete Leben, an dem der Mensch in der Alltagsjagd nach Vorteilen und Genüssen oft vorüber geht, obwohl es ihn erfüllen könnte wie nichts anderes  …