8. September 2024

„O seid nicht so spröde, o blickt nicht so schnöde und wendet die Augen ein wenig uns zu!“

Così fan tutte

Oper in zwei Akten von Wolfgang Amadeus Mozart

Libretto: Lorenzo Da Ponte (1749–1838)
Musik: Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)
Uraufführung: 26. Januar 1790, Wien (Burgtheater)
Dauer: ca. 3 Stunden

1. Akt: Veranda eines Kaffeehauses; Garten am Meeresstrand; Vornehmes Zimmer; Garten des Hauses
2. Akt: Zimmer der Damen; Garten am Meeresstrand; Zimmer der Damen; Ein Festsaal

Hauptpersonen:
Fiordiligi,
eine vornehme Dame: Sopran
Dorabella, Fiordiligis Schwester: Mezzosopran
Ferrando, Offizier: Tenor
Guglielmo, Offizier: Bariton
Don Alfonso, alter Philosoph: Bass
Despina, Kammerzofe: Sopran

 

Kurze Werkeinführung

Die Oper „Così fan tutte“ (vollständiger Titel: „Così fan tutte, ossia La scuola degli amanti“; dt. „So machen es alle [Frauen] oder: Die Schule der Liebenden“) gehört zu den am meisten gespielten Bühnenwerken Mozarts. Er komponierte sie, wie zuvor auch „Le nozze di Figaro“ und „Don Giovanni“ zu einem Text des italienischen Dichters und Librettisten Lorenzo Da Ponte (1749–1838).

Uraufgeführt wurde das „komische Singspiel in zwei Akten“ am 26. Januar 1790 in Wien. Die Oper hatte zunächst zwar einigen Erfolg, jedoch war ihr Text – eine unbeschwerte, aber auch unglaubwürdige Farce – so umstritten, dass es zahlreiche Versuche gab, Wolfgang Amadeus Mozarts großartiger Musik einen anderen Text beizustellen. Da Pontes Libretto galt nicht nur als albern, sondern auch als unmoralisch. 

Erst im 20. Jahrhundert wurde auch die Textdichtung als Parodie akzeptiert. Seither steht „Così fan tutte“ als Meisterwerk auf einer Stufe mit Mozarts anderen Da-Ponte-Opern.

Die Handlung spielt in der Zeit der Entstehung der Oper, im Neapel des 18. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt der Komödie stehen die Schwestern Dorabella und Fiordiligi. Beide sind mit jungen Offizieren, Ferrando und Guglielmo, liiert, und die Männer sind sich der absoluten Treue ihre Frauen sicher … bis sie alle der Verführung eines alten Philosophen zum Opfer fallen.

 

Die Handlung

Kurz und gut …
Ein alter, von Frauen enttäuschter Philosoph will nicht glauben, dass die Verlobten seiner beiden jungen Freunde wirklich treue Frauen sind. Er stürzt alle ins Unglück und verkauft die Sache als „tolle Komödie“. 


1. Akt: Veranda eines Kaffeehauses

Auf der Veranda eines Kaffeehauses sitzen drei Neapolitaner beim Frühstück: Die beiden jungen Offiziere Ferrando und Guglielmo sowie ihr alter Freund Don Alfonso, ein Philosoph. Das Gespräch der Männer dreht sich um die Frauen. 

Ferrando und Guglielmo sind mit den beiden Schwestern Dorabella und Fiordiligi verlobt – und davon überzeugt, dass diese Frauen, die sie über alles lieben, ihnen niemals untreu werden könnten. Don Alfonso hat hingegen die Lebenserfahrung, dass wirklich treue Frauen etwas mit dem arabischen Phönix gemeinsam haben – es gibt sie nicht.

Das freundschaftliche Streitgespräch der drei Männer endet mit einer Wette. Don Alfonso will den Freunden beweisen, dass die Herzen auch ihrer Frauen doch nicht unerschütterlich sind. Er werde Dorabella und Fiordiligi auf die Probe stellen – Ferrando und Guglielmo würden die Untreue der beiden selbst miterleben können. Sie müssten lediglich versprechen, ihren Verlobten kein Wort von diesem Plan zu verraten.

Hundert Zechinen stehen auf dem Spiel. Die Offiziere gehen siegessicher auf die Wette ein – und geloben mit ihrem „Soldatenwort“, Don Alfonsos Plänen in den kommenden 24 Stunden widerspruchslos zu folgen …

Garten am Meeresstrand

In einem Garten am Meeresstrand erwarten Dorabella und Fiordiligi ihre Geliebten. Aber zunächst kommen nicht Ferrando und Guglielmo des Wegs, sondern Don Alfonso. Er bringt den beiden Frauen die bittere Nachricht, dass ihre Liebsten auf Befehl des Königs einberufen seien und sofort aufbrechen müssten. 

Bald danach erscheinen auch die beiden Offiziere, bereits in Uniform, um von ihren Verlobten mit innigen Liebesbezeugungen Abschied zu nehmen. Und dann müssen Dorabella und Fiordiligi zusehen, wie Ferrando und Guglielmo gemeinsam mit anderen Soldaten zu einem Schiff aufbrechen, das sie nach Übersee bringen wird. Es bleibt ihnen nur, ihren Geliebten alles Gute zu wünschen: 

Weht leise, ihr Winde,
Sanft schaukle die Welle,
Seid freundlich und linde
Ihr wogenden Fluten,
Seid hold ihrer Fahrt!

Nur Don Alfonso weiß, dass dieser Abschied nichts weiter als eine große Inszenierung ist. Ferrando und Guglielmo sind nicht wirklich abgereist. Vielmehr würden sie nun selbst miterleben, wie die Herzen ihrer Verlobten schwach und untreu werden …

Vornehmes Zimmer

In einem vornehmen Zimmer im Haus der Schwestern Dorabella und Fiordiligi serviert Despina, die Kammerzofe, Schokolade – ein wenig missmutig, weil sie immer nur andere bedienen muss. Doch schnell wird ihr klar, dass es ihrer Herrschaft heute auch nicht besonders gut geht. Die Schwestern zeigen sich untröstlich, dass der König ihre über alles geliebten Männer „hinaus zu blutigen Schlachten“ berufen habe. Würden Ferrando und Guglielmo getötet, erschiene die Erde nur noch wie ein „Grabgewölbe“.

Die Reaktion ihrer Kammerzofe verbessert Dorabellas und Fiordiligis Gemütszustand nicht wirklich. „Liebesgram“, meint Despina, habe noch niemals ein Mädchen getötet. Würden die beiden Männer tatsächlich im Krieg fallen, so gäbe es ja ausreichend andere. „Ein Mann taugt wie der andre, denn alle taugen nichts.“ Außerdem habe es „noch keine Not“, wahrscheinlich würden Ferrando und Guglielmo ohnehin bald zurückkehren: „Drum besser, als mit Tränen die Zeit zu verbringen, denkt daran, Euch zu amüsieren.“ Treue, meint Despina, sei ohnehin ein Märchen. „Die beiden Herren im Felde“ würden es doch sicher auch „nicht besser machen“.

Nachdem Dorabella und Fiordiligi sich empört zurückgezogen haben, erscheint Don Alfonso im Haus der Schwestern, um den nächsten Akt seines Planes vorzubereiten: Ferrando und Guglielmo sind bereits dabei, sich zu verkleiden, um als „Fremde“ die Herzen der einsamen Schwestern zu gewinnen. Doch damit das gelingt, sollte die Kammerzofe mitspielen.

Also bietet Don Alfonso Despina ein Goldstück dafür, dass sie „zwei charmanten jungen Leuten“ Einlass gewährt, die Dorabella und Fiordiligi gern kennenlernen würden. Dies könnte den Damen Trost spenden, und ja, die beiden Herren seien manierlich.

Despina („Für Geld tu’ ich gar manches“) ist einverstanden, denn diese Entwicklung fügt sich gut zu ihrer eigenen Überzeugung, dass die beiden Schwestern sich lieber amüsieren als Trübsal blasen sollten.

Also betreten schon bald zwei vornehm gekleidete „Türken“ das Haus. Ferrando und Guglielmo, mit Bart und Turban bewaffnet, sind weder für Despina, noch für Dorabella oder Fiordiligi zu erkennen. Doch die beiden Schwestern betrachten es als Zumutung, dass ihre Kammerzofe ausgerechnet jetzt, wo sie um ihre Verlobten trauern, zwei Fremde ins Haus gelassen hat, die ihnen vermutlich den Hof machen wollen. Sie möge die beiden unverzüglich fortschaffen.

Da betritt Don Alfonso den Raum und rettet den Fortgang seines Treue-Experiments, indem er sich als guter Freund der beiden Fremden ausgibt: „Himmel!“, ruft er mit gespieltem Erstaunen. „Träum’ ich oder wach’ ich? Ihr meine Freunde, meine teuersten Freunde! Ihr hier? Sagt mir, woher? Wie denn? Und weswegen? Himmel, wie ich mich freue!“

Überrascht nehmen Dorabella oder Fiordiligi zur Kenntnis, dass die beiden Türken offenbar doch nicht so fremd sind, weisen dann aber deren unverblümte Versuche, ein amouröses Abenteuer einzuleiten („O seid nicht so spröde, o blickt nicht so schnöde und wendet die Augen ein wenig uns zu!“) zurück: „Entweiht nicht länger durch gift’gen Hauch der frevelhaften Zunge unser Herz, uns’re Ohren und alle Sitte. Es ist umsonst, was Ihr versucht, denn niemals findet Ihr hier Gehör!“, empört sich Fiordiligi:

Wie der Felsen, der ohne Schwanken
Trotzt den Wellen, des Sturms Gefahren,
So wird stets mein Herz bewahren
Seine Treue, dem heiß es schlägt.
Nimmer wird die Liebe wanken,
Die uns reinste Freuden spendet.
Nur die Todesstunde endet,
Was des Weibes Herz bewegt.
Achtet, undankbare Männer,
Dieses Beispiel fester Treue
Und versucht uns nie auf’s Neue,
Ehret unsern heil’gen Eid!

Nachdem sich Dorabella oder Fiordiligi entschlossen in den Garten zurückgezogen haben, gratulieren Ferrando und Guglielmo einander. Offenbar haben sie sich in der Treue ihrer Verlobten nicht getäuscht. Don Alfonso aber mahnt die beiden, sich nicht zu früh zu freuen. Das ganze könne für sie noch zum Trauerspiel werden …

Während die beiden Offiziere das Haus ihrer Verlobten verlassen, um draußen auf der Straße Don Alonso zu erwarten, will dieser sich vergewissern, ob Despina weiterhin auf seiner Seite spielt – und kann sich davon überzeugen, in ihr eine Mitstreiterin zu haben.

Ja, versichert er ihr, die beiden Männer seien wirklich in die Schwestern verliebt. Dann, meint die Kammerzofe, würden Dorabella oder Fiordiligi unterliegen. Sie werde selbst die Fäden ziehen. Die beiden „Monsieurs vom Schnurrbart“ müssten nur alles das tun, was sie ihnen sage: „Hab’ ich schon hundert Männer an der Nase herumgeführt, gelingt’s auch bei zwei kleinen Mädchen mir.“

Garten des Hauses

Im Garten ihres Hauses hadern Dorabella und Fiordiligi weiterhin mit ihrem Schicksal („Hinweg gewelkt ist jede Lust“), als sie plötzlich „furchtbar Angstgeschrei“ vernehmen: „Ja, sterben will ich, sterben, mögen sie dran sich weiden …“

Schon stürzen die beiden „Türken“, Ferrando und Guglielmo, zu den Schwestern hinaus in den Garten, beide mit einem Fläschchen in der Hand. Don Alfonso folgt ihnen und klärt Dorabella und Fiordiligi auf. Die Männer hätten aus Liebeskummer „Gift von schärfster Sorte“ getrunken und würden schon bald sterben müssen. 

Die Schwestern sind entsetzt, gleichzeitig aber in größter Sorge. Despina müsse unverzüglich etwas unternehmen, um die beiden zu retten. Also bittet die Kammerzofe Don Alfonso, sie zu Dr. Eisenbart zu begleiten. Dieser könne „durch Sympathie“ heilen.

Während die beiden unterwegs sind, wagen sich Dorabella und Fiordiligi Schritt für Schritt näher an die „Vergifteten“, um deren Puls zu fühlen und den Atem zu spüren … in durchaus liebevoller Fürsorge.

Dann trifft Don Alfonso auch schon mit dem „Arzt“ ein – in Wirklichkeit handelt es sich um die verkleidete Despina, die sich nach rasch erfolgter Diagnose für eine Magnetisierungskur entscheidet:

Hier, ein Magnetstein,
Den ich empfangen
Aus Doktor Mesmers Hand,
Der rings im deutschen Land
Tote kurierte,
Und dessen Nam’ sogar
In England strahlt!

Dorabella und Fiordiligi mögen, bittet sie der „Arzt“, die Köpfe der Männer halten und ihnen dann die Hände auflegen. 

Tatsächlich erleben die beiden Schwestern erfreut, wie ihr Magnetismus heilend wirkt und die „Vergifteten“ zu neuem Leben erwachen – durch und durch beglückt, sodass Ferrando und Guglielmo sogleich, erfüllt von neuer Liebesglut, die Hände der Frauen küssen.

Diese Ungestümheit könnten die beiden ja eventuell noch als Nachwirkung ihrer Magnetismus-Behandlung akzeptieren, aber als Ferrando und Guglielmo dann auch noch Küsse als „Nachkur“ verlangen („O ein Kuss von deinem Munde mache, dass ich ganz gesunde“), wird es den Schwestern doch zu viel. Sie weisen die beiden von sich:

Da Ihr völlig nun genesen,
Eilet unverweilt von hinnen.
Solch ein frevelhaft Beginnen
Reizet meines Zornes Wut.

Despina und Don Alfonso sind nun davon überzeugt, dass nicht mehr viel nötig sein wird, damit dieser Zorn sich in Liebe verwandelt. Ferrando und Guglielmo hoffen indes, dass es nicht dazu kommt. Bisher hätten die Frauen ihre Prüfungen ja ganz gut „bestanden“ 

2. Akt: Zimmer der Damen

In einem Zimmer ihres Hauses werden Dorabella und Fiordiligi von ihrer Kammerzofe moraltechnisch bearbeitet. Despina rät den beiden dringend, sie sollen „schöne Gelegenheiten nicht versäumen“. Die beiden Kavaliere seien edel, „stattlich, ritterlich und sehr reich“, wie Don Alfonso bezeugen könne. Zudem müsse ja niemand von einer Affäre erfahren, denn sie, Despina, würde einfach das Gerücht verbreiten, dass der Hausbesuch der beiden Herren ihr selbst gelte.

Langsam schwindet der Widerstand der Schwestern. Ein harmloser Flirt sei doch sicherlich erlaubt: „Man sucht sich Unterhaltung, um nicht vor langer Weile zu sterben, das heißt wahrlich noch nicht die Treue brechen.“

Von den beiden „Türken“ erwählt sich Dorabella „den Braunen“, der ihr „recht possierlich scheint“.

„Nun“, meint daraufhin Fiordiligi, „so nenne ich den Blonden zu dem Scherze meinen Freund.“

Damit hat sich keine Schwester ihren eigenen Verlobten „ausgesucht“ – und beide freuen sich nun schon auf ihre Rendezvous im Garten.

O was wird das für Vergnügen,
Welch’ ein Späßchen wird das sein!
Klagt er mir sein heißes Sehnen,
Geh’ ich scherzend darauf ein.

Garten am Meeresstrand

Im Garten am Meeresstrand wird ein großes Fest gefeiert; in einem Boot erscheinen Sänger und Musikanten. Ferrando und Guglielmo bringen im Duett ihre eindeutigen Absichten zum Ausdruck, und Dorabella und Fiordiligi reagieren auf ihre Werbung erstmals nicht mehr abweisend – was die verkleideten Offiziere etwas in Verlegenheit bringt.

Schließlich findet sich zu Don Alfonsos Amüsement tatsächlich jeder der beiden allein mit der Verlobten seines Freundes: Guglielmo wandelt mit Dorabella durch den Garten, Ferrando mit Fiordiligi. Dabei ist ersterer zunächst deutlich erfolgreicher: Guglielmo kann Dorabella sogar dazu überreden, das Bildnis ihres Verlobten, das sie um den Hals trägt, gegen das seine auszutauschen. Denn sie ist bereits hin und weg: „Wie glüht mir die Wange, wie bebt mir das Herz!“

Fiordiligi indes weist Ferrandos Begehr scharf zurück: „Ich seh’ den Schlangenblick, die Hydra, den Basilisken!“ 

In Wirklichkeit jedoch kämpft auch sie bereits mit ihren Gefühlen und wendet sich deshalb in reuevollen Gedanken an ihren „fernen Geliebten“, dem sie Treue versprochen hatte, und zugleich, in plakativer Bußbereitschaft, an die himmlische Macht:

O verzeih’, verzeih’, Geliebter,
Dies Vergehen dem schwachen Weibe;
Dass es ewig verborgen bleibe,
Darum fleh’ ich Gott dich an!
Dass ich ganz und gar gesunde,
Will in Reu’ den Fehl ich büßen;
Nie gedenk’ ich mehr der Stunde,
Die an Grauen und Schmach mich mahnt.
Ach, und wem brachst du die Treue,
Wem schufst du so bitt’res Leid?
Sieh’, ich schwöre dir aufs Neue,
Treu zu sein in Ewigkeit!

Nach ihren Rendezvous treffen sich die Freunde nun, um die Lage zu besprechen. Ferrando hat gute Neuigkeiten für Guglielmo: Fiordiligi sei „ein Weib ganz ohnegleichen“ und „rein wie eine Taube“. Sie habe allen Annäherungsbemühungen getrotzt und ihn zuletzt aufgefordert, zu gehen.

Ferrando selbst hingegen steht eine herbe Enttäuschung bevor. Guglielmo versucht zwar, seinem Freund möglichst schonend beizubringen, dass Dorabella nicht ganz so widerstandsfähig gewesen war wie ihre Schwester, aber als Ferrando die Sache mit dem Bildnis erfährt, überkommen ihn Wut und Empörung – bis er sich zuletzt doch darauf besinnt, Dorabella trotz allem zu lieben:

Verraten, verspottet,
Welch’ furchtbarer Schmerz!
Und doch schlägt voll heißer,
Unendlicher Liebe
Der Teuren noch immer
Mein zärtliches Herz!

Ferrando und Guglielmo schlagen Don Alfonso nun vor, die Wette als unentschieden zu beenden. Er habe 50 Zechinen gewonnen und 50 verloren. Doch der alte Freund steigt darauf nicht ein. Noch seien die 24 Stunden nicht verstrichen … 

Zimmer der Damen

In ihrem Zimmer lassen die Schwestern ihre Flirts mit den beiden „Türken“ Revue passieren, während Despina einmal mehr bekräftigt, wie gut es für Mädchen sei, „etwas zu naschen“, und wie klug, eine solche „Gelegenheit beim Schopf zu fassen“. 

Zur Dorabellas Freude gesteht Fiordiligi, dass auch sie, „mehr als sich geziemt“, dem „reizenden Blonden“ zugetan sei. Doch anders als ihre Schwester, die sich sogar schon vorstellen kann, ihren neuen „türkischen“ Liebhaber zu heiraten, will sie gegen ihre Gefühle ankämpfen.

Fiordiligi entschließt sich, ihrem Verlobten auf das Schlachtfeld zu folgen, um treu bei ihm zu bleiben – und sie hofft, dass Dorabella ihrem Beispiel folgen wird: „Es gibt keinen andern Weg, uns’re Ehre zu retten.“

Don Alfonso bleibt diese Absicht nicht verborgen, denn Fiordiligi hat sich von Despina bereits Degen, Hut und Uniform bringen lassen. Aber das „Schauspiel der Türken“ soll noch einen letzten Akt erhalten:

Als Fiordiligi zu ihrem Verlobten aufbrechen will, tritt ihr Ferrando in den Weg – und geht geht aufs Ganze: Er habe sich zu sterben entschlossen, sofern sie seine Liebe nicht erwidere. Innig bittet er sie sie noch einmal um ihre Gunst: 

Wende auf mich dein holdes Auge
Und lass’ ab von allem Bangen.
Holde, Geliebte, erhör’ mein Verlangen,
Lass, o lass uns glücklich sein!

Und angesichts dieses erneuten Liebesflehens wird nun auch Fiordiligi schwach – und öffnet Ferrando ihr Herz: „Du besiegst mich … Ja, auf ewig bin ich dein!“

Guglielmo hat die Szene heimlich miterlebt – und ist ernüchtert: „War das meine Fiordiligi, die Penelope, die Artemis ihres Jahrhunderts? Die Falsche, Ungetreue, Verräterin, Diebin, Mörderin!“

Ohne Zweifel hat also Don Alfonso die Wette gewonnen. 

Und er rät seinen enttäuschen jungen Freunden, die Sache nicht allzu ernst zu nehmen. Man könne den Schwestern ja nicht einmal einen Vorwurf machen. Frauen seien einfach so. Così fan tutte –  so machen’s alle.

Da überbringt Despina den „Türken“ eine Nachricht von den Damen: Beide seien bereit zu einer Hochzeit: „Sie versprechen, in ungefähr drei Tagen Neapel mit Ihnen zu verlassen. Ich soll nun eiligst den Notar bestellen, um den Kontrakt zu stipulieren. Im großen Saale werden Sie sehnlichst erwartet. Sind Sie nun auch zufrieden?“

Ferrando und Guglielmo sind es. Denn auch sie haben sich zur Heirat entschlossen …

Ein Festsaal

In einem festlich erleuchteten Saal ist bereits die Tafel für vier Personen gedeckt – eine Doppelhochzeit steht an. Und wenngleich damit für die Damen des Hauses vermutlich die Ernüchterung ihres Lebens verbunden, sind Despina und Don Alfonso höchst zufrieden: „Eine tollere Komödie sah man noch zu keiner Zeit“, frohlocken sie.

Nachdem die „glücklichen Paare“ Platz genommen haben, leitet die Kammerzofe das große Finale ein. Despina erscheint als Notar verkleidet und präsentiert die Eheverträge, die Dorabella und Fiordiligi auch sofort unterschreiben.

Plötzlich jedoch dringen von draußen Trommelwirbel und Chöre in den Saal. Don Alfonso eilt zum Fenster und berichtet, dass die Soldaten von ihrem Kriegseinsatz zurückkehren. Guglielmo und Ferrando könnten also in jedem Moment durch die Tür kommen!

Verzweifelt verfrachten Dorabella und Fiordiligi ihre neuen Liebhaber ins Nebenzimmer, wo die beiden sich rasch umziehen, um unmittelbar danach als „Heimkehrer“ den Festsaal zu betreten. 

Der Empfang durch die Damen des Hauses bleibt eher verhalten, und natürlich „entdecken“ die beiden Soldaten sofort das Heiratsdokument. Ohne erkennbare Gewissensbisse stellen sie Dorabella und Fiordiligi zur Rede, die in ihrer Not auf Don Alfonso verweisen. Er sei der eigentliche „Verräter“.

Das gibt der Beschuldigte ohne weiteres zu, zeigt auf das Nebenzimmer, in dem die beiden Frauen immer noch ihre Liebhaber vermuten, und meint, der Beweis für alles sei in diesem Raum zu finden.

Also verlassen Guglielmo und Ferrando zum größten Schrecken von Dorabella und Fiordiligi noch einmal den Saal – aber nur, um sich im Nebenzimmer ein letztes Mal als Türken zu verkleiden und die Frauen – inklusive Despina – danach sprachlos zu machen, indem sie ihnen offenbaren, wer die „Türken“ wirklich waren.

Don Alfonso gesteht, dass die Idee für dieses Rollenspiel von ihm stammte. Seine Freunde sollten „Weisheit erlangen“ und ihre falschen Vorstellungen von weiblicher Treue überwinden. Jetzt sei die Zeit da, sich wieder zu versöhnen, einander zu umarmen und zu lachen. „Und ich lache selber mit!“, sagt er unbekkümmert.

Und so geschieht’s. Alle versuchen sich in Heiterkeit. Auf die Idee, dass Don Alfonso alle an dieser „tollen Komödie“ Beteiligten nur verführt haben könnte, um seine eigenen Vorurteile zu befeuern, kommt niemand.

Hinweise:
Alle Zitate aus dem Libretto (lt. Opera Guide)
Titelbild: Dolores Ziegler und Edita Gruberova in einer Inszenierung von Jean-Pierre Ponnelle (1988 als Film veröffentlicht)