Edward Bergers Filmdrama „Konklave“
• Der Papst ist an einem Herzinfarkt gestorben. Im Vatikan versammeln sich die Kardinäle der römisch-katholischen Kirche, um ein neues Oberhaupt zu wählen. Die Wahl wird in der verschlossenen Sixtinischen Kapelle stattfinden. Das „Konklave“ soll gewährleisten, dass das Kardinalskollegium von allen Einflüssen der Außenwelt abgeschirmt bleibt und sich seiner hohen Aufgabe widmen kann: Einen neuen, würdigen „Pontifex Maximus“ zu wählen, inspiriert durch das Wirken des „Heiligen Geistes“.
Dem britischen Kardinal Thomas Lawrence (Ralph Fiennes) fällt die Aufgabe zu, als Dekan das Konklave zu leiten. Schwester Agnes (Isabella Rossellini) kümmert sich indes um den Haushalt und die Versorgung der Kardinäle.
Die geheime Wahl des neuen Papstes bedeutet für die Kirche eine Richtungsentscheidung. Denn die vier aussichtsreichsten Kandidaten stehen für unterschiedliche Überzeugungen:
Der italienische Kardinal Aldo Bellini (Stanley Tucci) ist – als einziger – ausgesprochen liberal orientiert; dagegen ist der nigerianische Kardinal Joshua Adeyemi (Lucian Msamati) erzkonservativ eingestellt. Kardinal Joseph Tremblay (John Lithgow) aus Quebec gehört ebenfalls zu den Konservativen, und der traditionsbewusste Italiener Goffredo Tedesco (Sergio Castellitto) hat sich als Kritiker des Zweiten Vatikanischen Konzils profiliert.
Auch der Dekan des Kollegiums wäre, wie einige Kardinäle meinen, ein würdiger Papst. Doch Thomas Lawrence strebt dieses Amt nicht an. Er selbst ist liberal orientiert, versucht aber, das Konklave möglichst neutral leiten. Doch diese Aufgabe wird zur Herausforderung.
Zunächst trifft zur Überraschung aller der aus Mexiko stammende Bischof von Kabul, Vincent Benítez (Carlos Diehz), in Rom ein, um am Konklave teilzunehmen. Wie sich herausstellt, hatte ihn der verstorbene Papst heimlich zum Kardinal berufen; er darf nach den Statuten an der Wahl teilnehmen.
Vor allem aber wird Lawrence bald klar, dass jeder der aussichtsreichen Kandidaten größere oder kleinere „Leichen“ im Keller hat. Machthunger, Intrigenspiele, Lügen und Geheimniskrämerei … vieles, alles scheint der Nachfolge Christi im Wege zu stehen.
Eine Abstimmung nach der andren bleibt ergebnislos. Es wird schwer werden, einen würdigen neuen Papst zu wählen – während die Welt der Gläubigen auf das Wirken des Heiligen Geistes hinter den verschlossenen Türen vertraut und darauf wartet, dass weißer Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle tritt – als Zeichen dafür, dass es einen neu gewählten Papst gibt – Habemus papam …
Man könnte vermuten, dass ein Spielfilm zu einem so speziellen Thema allenfalls für ein tief im römisch-katholischen Glauben verwurzeltes Publikum attraktiv ist. Doch die phantastischen, gemäldeartigen Bilder, die der österreichisch-schweizerische Filmregisseur Edward Berger für sein Drama „Konklave“ gezaubert hat, haben etwas Überkonfessionelles. Sie ziehen unmittelbar in den Bann und manchen es zum Vergnügen, „hinter die Kulissen“ eines Geschehens zu blicken, das von der weltgrößten Glaubensgemeinschaft als heiliges Ereignis inszeniert wird.
Dass hier eine fiktive Geschichte erzählt wird, tut nichts zur Sache. Edward Berger zeichnet die Rahmenbedingungen eines Konklaves detailgenau nach – dem gleichnamigen Roman des britischen Schriftstellers Robert Harris folgend.
Die hervorragend geschriebenen Dialoge (Drehbuch: Peter Straugham) werden von einem großartigen Schauspielerensemble umgesetzt. Die Kostüme und das Szenenbild sind eine Klasse für sich: So wurde beispielsweise die Sixtinische Kapelle mit Michelangelos „Jüngstem Gericht“ von einem mehr als 100-köpfigen Team (Stuckateure, Maler, Dekorateure und Bauarbeiter) nachgebildet.
Dramaturgie, Kameraführung, Schnitt und Soundtrack sorgen außerdem dafür, dass „Konklave“ etwas von der Anmutung eines Thrillers hat, ohne dabei jedoch ins Reißerische abzugleiten. Das große Finale mag ein wenig an die „Päpstin“ erinnern, doch das tut dem Gesamterlebnis keinen Abbruch.
Edward Berger ist mit diesem Film ein mehrfach ausgezeichnetes Meisterwerk gelungen, das Kritik und Publikum gleichermaßen begeisterte.
(2024, 121 Minuten)