20. April 2024

Besti, basti, saron froh, fatto, matto, quid pro quo

Bastien und Bastienne

• Singspiel in einem Akt von Wolfgang Amadeus Mozart 

Libretto: Friedrich Wilhelm Weiskern (1711–1768), Johann Heinrich Müller (1738–1815) & Johann Andreas Schachtner (1731–1795) 
Musik: Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) 
Uraufführung: 1768, Wien (nicht historisch bestätigt); 2. Oktober 1890, Berlin (Architektenhaus)
Dauer: ca. 1 Stunde

Einziger Akt:
Hügel und Feld rund um ein Dorf

Hauptpersonen:
Bastienne,
eine Schäferin: Sopran
Bastien, Bastiennes Geliebter: Tenor
Colas, ein Wahrsager: Bass

Kurze Werkeinführung

„Bastien und Bastienne“ zählt gemeinsam mit „Apollo et Hyacinthus“ zu den frühesten Bühnenwerken von Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791). Er schrieb das „Singspiel“ im Alter von 12 Jahren. Vermutlich wurde das Werk im Jahr 1768 im Raum Wien uraufgeführt, denn angeblich war es vom bekannten Wiener Arzt Franz Anton Mesmer (1734–1815) in Auftrag gegeben worden. Sicher belegt ist allerdings erst eine Aufführung am 2. Oktober 1890 in Berlin.

Das einaktige Singspiel enthält neben Arien zahlreiche gesprochene Dialoge und wird wegen seiner schwungvollen Melodien und der erfrischenden Handlung bis heute erfolgreich aufgeführt.

Die Textdichtung ist französischen Ursprungs und erzählt im Prinzip eine einfache ländliche Liebesgeschichte – zwischen der Schäferin Bastienne und ihrem geliebten Bastien –, die durch Colas, einen geschickten Dorfwahrsager, ihren finalen Schwung erhält.

Die Handlung

Kurz und gut …
Die Geschichte von Bastien und Bastienne ist ein Beispiel dafür, dass sich hinter mächtigem Liebeszauber machmal vor allem geschickte Psychologie verbirgt.

Hügel und Feld rund um ein Dorf

Bastienne, eine Schäferin, fühlt sich „betäubt und ganz gedankenleer“. Sie befürchtet, ihr geliebter Bastien habe sie wegen einer Edelfrau aus dem Dorf verlassen. 

Da trifft sie auf Colas, dem der Ruf vorauseilt, ein Zauberer zu sein. Er kommt gerade Dudelsack spielend von einem Hügel.

Bastienne bittet ihn um „ein Mittel gegen den Kummer, der an mir nagt“. Sie habe gehört, dass ihr geliebter Bastien sie verlassen habe. Alle Leute aus dem Dorf redeten schon über seine Beziehung mit der Dame.

Colas beruhigt sie. Bastien sei ihr gewiss nicht wirklich untreu. Er flirte nur ein wenig, weil er „den Aufputz“ liebe. Um so einen „Unbeständigen zurecht zu bringen“ müsse „man selbst ein wenig flatterhaft scheinen“. So machten es „die Damen in der Stadt“, und Bastienne solle sich ebenso verhalten.

Die Schäferin verspricht, Colas Rat so gut sie kann zu beherzigen.

Kurz danach begegnet der Zauberer auch Bastien. Dieser ist Colas dankbar für seinen „weisen Unterricht“. Er habe dadurch nun keinen Zweifel mehr, dass Bastienne die Richtige für ihn ist und sei entschlossen, sie zu heiraten.

Colas freut sich über Bastiens Entschluss, denn lange hatte er ihm dazu geraten, von „leeren Schmeicheleien“ zu lassen und sich für Bastienne zu entscheiden. Jetzt aber entschließt er sich, den Jungen noch ein wenig mehr unter Feuer zu setzen. Er erzählt ihm listig, dass er zu spät komme; Bastienne habe sich inzwischen für einen anderen entschieden.

Bastien kann das zunächst nicht glauben, lässt sich dann aber davon überzeugen, dass Colas auf Grund der besonderen Kunst, die er beherrscht, die Wahrheit sagt – und bittet ihn um Rat, wie er Bastienne doch noch für sich gewinnen kann.

Daraufhin zieht Colas sein Zauberbuch hervor und beginnt geheimnisvoll zu gestikulieren, während er daraus liest:

Diggi, daggi,
schurry, murry,
horum, harum,
lirum, larum,
raudi, maudi,
giri, gari,
posito,
besti, basti,
saron froh,
fatto, matto,
quid pro quo.

Zuletzt verspricht Colas dem durch die Beschwörungen schon völlig verängstigten Bastien, er werde seine Schäferin wieder sehen. Doch solle er sich künftig sein „wahres Glück“ besser achten als bisher.

Bastien ist geläutert. Er verspricht sich selbst, Colas Rat zu befolgen und keinen anderen Verführungen mehr nachzugeben:

Meiner Liebsten schöne Wangen
Will ich froh aufs neue sehn;
Bloss ihr Reiz stillt mein Verlangen,
Gold kann ich um sie verschmähn.
Weg mit Hoheit, weg mit Schätzen!
Eure Pracht wirkt nicht bei mir.
Nur ein Mädchen kann ergötzen
Hundertmal noch mehr als ihr.

Bald danach trifft trifft Bastien auf seine Geliebte. Aber Bastienne weist ihn, dem Rat Colas folgend, zurück („Wer bist Du! Geh! Ich kenne Dich nicht!“).

Zunächst rebelliert Bastien gegen Bastiennes gespielte Gleichgültigkeit („Dein Trotz soll mich nicht schrecken“). Er brauche sie nicht, könne auch mit der Edelfrau sein Glück finden. 

Bastienne kontert: Sie werde sich in die Stadt begeben und dort („Anbeter treff’ ich da leicht“) wie eine Dame leben, „die hundert Herren fesseln kann“.

Nachdem sich die beiden auf diese Weise schon voneinander verabschiedet haben, schaffen sie es dann aber doch nicht, ihren – nicht wirklich ernst gemeinten – Worten Taten folgen zu lassen. 

Die gegenseitigen Vorwürfe der Treulosigkeit wandeln sich mehr und mehr in Liebesbezeugungen: „Ich liebe Dich allein“ – „Ich würde Dein auf ewig sein!“

Bastien und Bastienne haben sich glücklich gefunden – sehr zur Freude auch von Colas, der dies als Bestätigung seiner „Zaubermacht“ betrachtet und von den beiden dazu eingeladen wird, die anstehende Hochzeitsfeier zu stiften:

Lustig! lustig!
Preist die Zaubereien
Von Colas, dem weisen Mann!
Uns vom Kummer zu befreien,
Hat er Wunder heut’ getan.
Auf! auf! stimmt sein Lob an!
Er stift’ uns’re Hochzeitsfeier.
O, zum Geier, welch trefflicher Mann!

 

Anmerkungen:
Das Titelbild zeigt „Bastien und Bastienne“ in einer Aufführung des Piccolo Teatro del Baraccano, Bologna, 2012 (Foto: Lorenzo Gaudenzi)
Zitate aus dem Libretto lt. Opera Guide