Die Gärtnerin aus Liebe •
Oper in drei Akten von Wolfgang Amadeus Mozart •
Libretto: (vmtl.) Giuseppe Petrosellini (1727–1799) •
Musik: Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) •
Uraufführung: 13. Januar 1775, München •
Dauer: ca. 3,5 Stunden
Akte:
1. Akt: Schloss und Garten des Podestà
2. Akt: Halle im Schloss des Podestà; Ein Steinbruch
3. Akt: Schloss des Podestá
Hauptpersonen:
Der Podestà, Don Anchise: Tenor
Graf Belfiore: Tenor
Marchesa Violante Onesti (als Gärtnerin unter dem Namen Sandrina): Sopran
Arminda, ein edles Fräulein: Sopran
Ramiro, Armindas Geliebter: Sopran
Serpetta, Kammermädchen: Sopran
Roberto, Diener Violantes (als „Nardo“ Gärterbursche beim Podestà): Bass
Kurze Werkeinführung
„Die Gärtnerin aus Liebe“ (La finta giardiniera) zählt zu den Frühwerken Mozarts und wird zur Kategorie der halbernsten Opern (Opera semisera) gerechnet. Er komponierte sie im Alter von etwa 18 Jahren für den Münchner Fasching. Die Uraufführung fand dort am 13. Januar 1775 statt.
Das Werk wird musikalisch als frühes Meisterwerk Mozarts geschätzt und gelegentlich bis heute aufgeführt.
Die Oper spielt in der Nähe Mailands, Mitte des 18. Jahrhunderts, im Schloss und Garten des „Podestà“, des Administrators und Bürgermeisters.
Die tragische Vorgeschichte: In einem heftigen Eifersuchts-Streit hat der Graf Belfiore seine Geliebte, die Marchesa Violante, mit einem Dolch schwer verletzt. Er vermutet, dass sie an den Folgen der Verletzungen sogar gestorben sein könnte. Sie liebt ihn immer noch und bemüht sich darum, ihn irgendwo wieder zu treffen. Die beiden haben sich seit dem Vorfall nicht mehr gesehen.
Die Handlung
Kurz und gut …
Wenn ein Graf seine Marchesa aus Eifersucht mit dem Dolch beinahe tötet und sie ihm nicht nur verzeiht, sondern sich gesellschaftlich zur Gärtnerin degradiert, um ihm wieder nah zu sein, dann kann es sich dabei nur um Liebe handeln.
1. Akt: Schloss und Garten des Podestà
Die Marchesa Violante Onesti hat sich beim Podestà als Gärtnerin anstellen lassen, weil sie gehört hat, dass ihr Geliebter, Graf Belfiore, den sie seit einer tragischen Eifersuchts-Szene nicht mehr gesehen hat, sich in der Gegend aufhalten könnte. Sie nennt sich „Sandrina“. Begleitet wird sie von ihrem Diener Roberto. Da eine Gärtnerin üblicherweise ja keinen Diener hat, gibt Roberto sich als Bruder der Marchesa aus und nennt sich Nardo.
Der Podestà ist erotischen Abenteuern gegenüber aufgeschlossen, und da seine neue Gärtnerin recht hübsch ist, sucht er Sandrinas Nähe – sehr zum Missfallen des Kammermädchens Serpetta, um das er sich vor kurzem noch leidenschaftlich bemüht hatte.
Roberto/Nardo wiederum hat sich in Serpetta verliebt, die dem „Gärtnerburschen“ jedoch keine Beachtung schenkt.
Die Marchesa Violante/Sandrina hat Recht behalten: Graf Belfiore findet sich tatsächlich auf dem Anwesen des Podestà ein. Allerdings muss sie erkennen, dass er als Bräutigam hierher gekommen ist. Arminda, die Nichte des Podestà, soll seine Frau werden.
Als er im Schloss eintrifft, weiß Belfiore noch nicht, dass die Frau, die er seit einem Eifersuchtsstreit tot wähnt, aber immer noch liebt, am Leben ist. Er ist bereit für die Hochzeit mit Arminda, die sich schon darauf freut, bald Gräfin zu sein und für diese Aussicht ihren bisherigen Verlobten, Don Ramiro, verlassen hat.
Doch es kommt, wie es kommen muss: Belfiore glaubt in Sandrina, der „Gärtnerin aus Liebe“, die Totgeglaubte wieder zu erkennen
Eine Begegnung mit weit reichenden Folgen: Arminda sieht ihren Traum, an der Seite des Grafen zum Altar zu schreiten gefährdet, und der Podestà ahnt, dass Sandrina, seine neue Flamme, bereits für einen anderen brennt. Serpetta und Nardo stimmen in den Chor der Verwirrten ein:
Welche Verwirrung
ohn’ alle Rettung!
Der Zorn zernaget mit das Herz im Busen.
Nichts dämpfet diese Glut,
nichts hemmt die Wut!
2. Akt: Halle im Schloss des Podestà; Ein Steinbruch
Durchs Schloss des Podestà tönt allgemeines Wehklagen. Arminda ist sich über ihre Gefühle im Unklaren. Nardo versucht bei Serpetta zu landen, der aber sein geziertes Verhalten missfällt. Graf Beliflore und Sandrina kommen einander näher, doch trotz ihrer Liebe weist sie ihn angesichts seiner Verlobung mit Armida zurück und gibt sich nicht als die Marchesa Violante zu erkennen.
Dies ändert sich, als ein Schreiben des Hohen Rates eintrifft. Der Podestà erhält damit den Befehl, Graf Belfiore zu inhaftieren, da dieser verdächtigt wird, die Marchesa Violante Onesti getötet oder entführt zu haben.
Um ihn zu entlasten, enthüllt Sandrina ihre Identität, lässt Belfiore jedoch weiterhin im Unklaren und verlässt dann das Schloss, um seiner bevorstehenden Heirat mit Arminda aus dem Weg zu gehen.
Doch der Graf folgt ihr, Roberto/Nardo ebenfalls, und mit ihm auch Serpetta. Denn, so denkt das Kammermädchen, wenn Sandrina adeliger Herkunft ist, dann ist es auch ihr Bruder. Es kann also nicht schaden, Nardo doch mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Außerdem hat sich der Podestà auf den Weg gemacht – nicht nur aus Interesse an der vermeintlichen Gärtnerin, sondern zugleich offiziell als „Staatsgewalt“. Und auch Ramiro ist unterwegs – in der Hoffnung, dass eine Polizeiaktion gegen Graf Belfiore dessen Hochzeit verhindern wird, wodurch der Weg für ihn zu Arminda wieder frei wäre.
Als schließlich auch diese noch das Schoss verlässt, sind alle unterwegs – und geraten, wie es das Schicksal so will, gemeinsam in ein fürchterliches Unwetter.
In einem Steinbruch eskalieren angesichts der drohenden Gefahren und der verwirrten Situation Gefühle von Wut und Angst. Graf Belfiore und Sandrina verlieren die Nerven und steigern sich im Duett in geistige Verwirrung:
Wie stürmt der Himmel!
welche schwarze Wolken!
Mich schaudert, ich zitt’re!
erstarre! und bebe!
Jetzt schon ergreift mich ein toller Wahn!
3. Akt: Schloss des Podestá
Am nächsten Morgen glätten sich im Schloss des Podestá die Wogen. Graf Belfiore und die Marchesa Violante haben wieder zu sich gefunden. Sie gibt sich ihrem Geliebten endlich zu erkennen, und nach einem letzten vergeblichen Versuch, getrennte Wege zu gehen, finden die beiden wieder zueinander.
Nie mehr will ich von dir scheiden!
Wer der Liebe Macht empfindet,
kann ihr nicht mehr widersteh’n.
Welch‘ Freude, welch‘ Entzücken,
deine Hand wird mich beglücken!
Alle Qualen sind verschwunden,
stets soll man mich fröhlich seh’n.
O nichtwahr, ihr holden Seelen,
wer der Liebe Macht empfunden,
kann ihr nicht mehr widersteh’n.
Der Podestà hat inzwischen eingesehen, dass seine Versuche, sich in Beziehungsangelegenheiten einzumischen, ebenso erfolglos waren wie sein Wirken als Staatsgewalt. Er überlässt die Ereignisse sich selbst („Nun nehm’ ich meinen Hut“), und schließlich sind nicht nur Graf Belfiore und die Marchesa Violante mit ihrem Los zufrieden, sondern auch Nardo und Serpetta sowie Arminda und Ramiro. Und der Podestà selbst wird sich gewiss auch mit irgend jemandem zu trösten wissen …
Hinweise:
Das Titelbild zeigt ein Szenenbild aus einer Aufführung des Badischen Staatstheaters Karlsruhe, 2023 (Foto: Felix Grünschloß)
Alle Zitate aus der deutschen Übersetzung des Librettos lt. Opera Guide