La Rondine (Die Schwalbe)
• Lyrische Komödie in drei Akten von Giacomo Puccini •
Libretto: Giuseppe Adami (1878–1946) •
Musik: Giacomo Puccini (1858–1924) •
Uraufführung: 27. März 1917, Monte Carlo (Opernhaus des Kasinos) •
Dauer: ca. 2 Stunden, eine Pause
Akte:
1. Magdas Salon in Paris
2. Der Ballsaal von „Bullier“
3. Eine Villa an der Riviera
Hauptpersonen:
Magda de Civry, Ramboldos Freundin, „die Schwalbe“: Sopran
Rambaldo Fernandez, ein Pariser Bankier: Bariton
Ruggero Lastouc, Sohn eines Freundes von Rambaldo: Tenor
Lisette, Magdas Dienerin: Sopran
Prunier, ein Dichter: Tenor
Yvette, eine Freundin Magdas: Sopran
Bianca, eine Freundin Magdas: Sopran
Suzy, eine Freundin Magdas: Mezzosopran
Kurze Werkeinführung
Die Oper „La Rondine“ gehört – obwohl sie seit ihrer Uraufführung im Jahr 1917 immer wieder große Erfolge feierte – zu den selten gespielten Werken Giacomo Puccinis. Der mit Opern wie „Tosca“ oder „La fanciulla del West“ bereits überaus erfolgreiche italienische Komponist begann sie ursprünglich speziell für Wien zu komponieren, wo die Werke von Franz Lehár Publikumsmagneten waren. Eine Operette kam für Puccini zwar nicht in Betracht, aber sein Werk sollte musikalisch und inhaltlich ähnlich unterhaltsam sein. Als literarische Vorlage wählte er schließlich „Die Schwalbe“ der beiden österreichischen Librettisten Alfred Maria Willner (1859–1929) und Heinz Reichert (1877–1940) gewählt. Deren Szenario ließ er von Giuseppe Adami (1878–1946) für seine Zwecke neu gestalten.
Dann jedoch änderten sich die Umstände bald dramatisch, der Erste Weltkrieg brach aus, eine Uraufführung in Wien kam 1917 nicht mehr in Frage, ebensowenig in anderen Städten. Mit dem Opernhaus des Kasinos von Monte Carlo fand sich schließlich doch noch ein Aufführungsort – und Puccinis neues Werk feierte dort am 27. März 1917 seinen ersten triumphalen Erfolg.
„La Rondine“ war die letzte Premiere eines seiner Werke, die Puccini selbst miterleben konnte. In Wien wurde die Oper im Oktober 1920 erstmals aufgeführt.
Inhaltlich geht es in dem Werk um das Ideal wahrer Liebe: Magda führt ein angenehmes Leben als Mätresse an der Seite eines reichen Pariser Bankiers. Doch sie träumt von einer romantischen Herzensliebe, die von Geld und Reichtum unabhängig ist. Eines Tages bietet ihr ein schicksalhafter Besuch die Gelegenheit, ihren goldenen Käfig zu verlassen. Wird „die Schwalbe“ in die Freiheit fliegen?
Die Handlung
Kurz und gut …
Auch für schwalbengleiche Frauen, die davon träumen, der Sonne ihrer wahren Liebe entgegen zu fliegen, sind goldene Käfige überaus reizvoll.
1. Akt: Magdas Salon in Paris
Eine angeregte Gesprächsrunde im Haus von Rambaldo Fernandez, einem reichen Pariser Bankier, und seiner Mätresse Magda de Civry: Wie so oft, haben die beiden Gäste eingeladen, Magdas Freundinnen Bianca, Yvette und Suzy, und auch Prunier, ein Dichter, ist anwesend. Er ist gerade zum Opfer einiger Hänseleien der Damengesellschaft geworden, denn er vertritt das Ideal der wahren, großen Liebe; Magda aber ist auf seiner Seite.
Als Prunier von seinem jüngsten Gedicht erzählt, in dem Doretta, die Heldin des Werks, eine romantische Liebesbeziehung erlebt, wollen die Damen mehr wissen und drängen ihn dazu, etwas von dem Inhalt preiszugeben. Prunier lässt sich breitschlagen, beginnt seine Erzählung, bricht dann aber auf dem Höhepunkt ab … es sei ihm noch kein passendes Ende eingefallen.
Da improvisiert Magda, beeindruckt von der Geschichte, einige Verse für einen besonders berührenden Schluss und beweist damit ihren innigen Bezug zur wahren Liebe des Herzens!
Nun schaltet sich Rambaldo, Magdas reicher Gönner, in das Gespräch der Damen über den Wert romantischer Empfindungen ein – und schenkt Magda demonstrativ eine wertvolle Perlenkette. Sie nimmt das Geschenk nach anfänglichem Zögern an, beharrt aber auf ihrer Überzeugung, dass Liebe nicht an Geld und Gut gebunden sei.
Lisette, Magdas Dienerin, betritt den Salon und meldet einen jungen Mann, der Rambaldo beharrlich zu sprechen wünsche. Der Hausherr und Magda sind damit einverstanden, den Gast eintreten zu lassen; Lisette geht, um ihn zu holen.
Indes zeigen sich Bianca, Yvette und Suzy tief beeindruckt von Rambaldos Großzügigkeit. Magda aber versichert ihnen, dass Reichtum für sie nicht das Wichtigste sei. In jungen Jahren habe sie einmal wirklich die wahre Liebe gefunden, dann aber Angst bekommen und die Gelegenheit nicht genutzt …
Prunier bietet Magda daraufhin an, ihr die Zukunft aus der Hand zu lesen. Die beiden ziehen sich in ein stilles Eck zurück, und Magda lauscht der Weissagung: Sie werde, versichert ihr der Dichter, wie eine Schwalbe in der Sonne der Liebe entgegen fliegen, doch werde ihr Leben nicht ohne tragische Ereignisse bleiben …
Von deiner Bestimmung vorangetrieben,
wie eine Schwalbe auf ihrem Flug,
Wirst du über das Meer schweben,
Zum goldenen Horizont der Träume
Und zur sonnendurchfluteten Insel der Liebe
Aber sei gewarnt!
Das Schicksal behält sich das Ende der Geschichte vor …
Während dessen betritt der junge Mann, den Lisette angekündigt hatte, den Salon. Sein Name ist Ruggero. Er hat für Rambaldo einen Brief seines Vaters mitgebracht, der ein alter Freund des Bankiers ist. Tief beeindruckt schwärmt Ruggero von Paris – er sei zum ersten Mal in dieser „Stadt der Sehnsucht“ („Parigi è la città dei desideri …“) – und regt unter den Gästen eine Diskussion darüber an, wo er am besten seine erste Nacht verbringen könne, denn diese soll in Paris ein „magisches Erlebnis“ sein. Schließlich wird Ruggero das „Bullier“ – Hotel und Nachtclub in einem – empfohlen.
Nachdem alle Gäste sich verabschiedet haben, gibt Magda auch ihrer Dienerin frei. Lisette solle einen schönen Abend genießen, sie selbst wolle heute zu Hause bleiben.
Doch Magda hält es nicht wirklich in Rambaldos Domizil. Pruniers Prophezeiung geht ihr durch den Kopf, und vor allem der Besuch von Ruggero, der ihr überaus sympathisch erschienen war, den sie aber nicht angesprochen hatte. Also entschließt sie sich, ihm ins „Bullier“ zu folgen. Allerdings inkognito …
Kurz danach betreten Lisette und Prunier nochmals den Salon. Die beiden haben sich heimlich verabredet, versichern einander ihre Liebe und machen sich dann ebenfalls auf ins „Bullier“.
Magda hat sich indessen als einfache Grisette gekleidet, also als Frau niederen Stands. Sie betrachtet sich zufrieden im Spiegel und verlässt dann das Haus ihres Gönners.
2. Akt: Der Ballsaal von „Bullier“
Ruggero sitzt allein an einem Tisch im „Bullier“ und beobachtet etwas verschüchtert die Szenerie. Als Magda eintritt, wird sie sofort von Männern zum Tanz aufgefordert, doch sie lehnt ab. Sie sei mit jemandem verabredet. Kurz streift ihr Blick durch den Ballsaal, sie erkennt Ruggero, der sie ebenfalls aufmerksam beobachtet, und setzt sich dann an seinen Tisch.
Nachdem ein paar Worte gewechselt sind, lädt Ruggero Magda zum Tanz ein. Sie nimmt mit Freude an und fühlt sich in ein romantisches Erleben aus ihrer Vergangenheit versetzt: „Seltsames Abenteuer, ganz wie damals.“
Auch Lisette und Prunier sind inzwischen im „Bullier“ eingetroffen und lassen sich von der lebhaften Walzermusik mitreissen.
Magda gibt sich gegenüber Ruggero als „Paulette“ aus. Sie verschweigt ihm die fragwürdige Beziehung zum Freund seines Vaters, und es dauert nicht lange, bis es zwischen den beiden gehörig funkt. Ruggero erzählt, dass er üblicherweise nicht in solchen Lokalen verkehre, und für „Paulette“ ist bald klar, dass dieser junge Mann ähnliche Ideale von romantischer Liebe wie sie selbst hat. Ein leidenschaftlicher Kuss folgt.
Doch dann droht es heikel zu werden: Lisette und Prunier haben Magda und Ruggero an ihrem Tisch erkannt und wollen die beiden begrüßen. Zum Glück gelingt es „Paulette“, dem Dichter klar zu machen, dass sie inkognito bleiben will – und ihm gelingt es, Lisette einzureden, dass es sich bei dieser Grisette nicht um Magda handle, sie sehe ihr nur sehr ähnlich. Also lassen „Paulette“ und Ruggero gemeinsam mit Lisette und Prunier das Leben und die Liebe hochleben.
Richtig heikel wird es allerdings, als auch Rambaldo das „Bullier“ betritt und Magda, seine Mätresse, mit Ruggero entdeckt. Prunier versucht die peinliche Situation zu retten, indem er Lisette und Ruggero dazu bringt, in den Garten zu gehen. Doch Rambaldo lässt sich nicht davon abhalten, Magda zur Rede zu stellen. Sie erklärt ihm daraufhin, dass sie an der Beziehung zu ihm kein Interesse mehr habe. Es sei aus, sie liebe Ruggero …
Rambaldo findet sich mit der neuen Situation vorläufig ab und geht, Magda bleibt zurück – aber die Angst um ihre Zukunft plagt sie. Ruggero tröstet sie, und die beiden beschließen, an die Riviera zu ziehen.
3. Akt: Eine Villa an der Riviera
Magda und Ruggero leben in einem Miethaus in bescheidenen Verhältnissen an der Riviera, versichern sich aber gegenseitig ihrer Liebe. Sie ist mit dieser unverbindlichen Beziehung zufrieden, Ruggero aber will mehr. Er hat seinen Vater um die Einwilligung zur Hochzeit gebeten, auch um finanzielle Unterstützung, und er träumt von einer Familienidylle inklusive Kind.
Als er Magda von den Plänen seines Herzens berichtet und sie bittet, seine Frau zu werden, beginnt sie ihr Gewissen zu plagen. Denn sie hat Ruggero nie von ihrer Vergangenheit als Rambaldos Mätresse erzählt. Jetzt sollte sie es wohl endlich tun …
Indessen hat Prunier versucht, eine Bühnenkarriere für Lisette in die Wege zu leiten. Doch ihr erster Auftritt im Theater hatte als Desaster geendet. Nun hat sie nur noch den Wunsch, sich irgendwo zu verstecken oder wieder als Dienerin zu arbeiten. Gemeinsam mit ihrem Dichterfreund kommt sie an die Riviera, um Ruggero und Magda zu besuchen.
Als diese von dem Unglück erfährt, ist sie sofort bereit, Lisette wieder bei sich aufzunehmen. Prunier redet aber auch seiner alten Freundin Magda ins Gewissen: Dieses ärmliche Leben hier sei doch nicht wirklich das, was sie sich wünsche … Er lässt durchblicken, dass Rambaldo Interesse daran habe, das alte Verhältnis mit Magda wieder aufleben zu lassen …
Als Ruggero bald darauf einen Brief seiner Mutter in der Hand hält, muss Magda sich entscheiden. Sie erfährt, dass die über das Schicksal ihres Sohnes wachende Mamma bereit ist, seiner Verbindung mit Magda ihren Segen zu geben – vorausgesetzt allerdings, dass diese ein unbescholtenes Mädchen sei.
Nun werden Magdas Gewissensnöte doch zu groß. Sie will Ruggero alles über ihre Vergangenheit als Mätresse erzählen, von ihrer Beziehung zum Freund seines Vaters … Doch Ruggero ist nicht daran interessiert, in der Vergangenheit zu wühlen. Für ihn zählt nur seine jetzige Liebe – und die Aussicht auf eine gemeinsame Zukunft …
Ist es wirklich das Bedürfnis, Ruggero vor den Konsequenzen aus ihrer Vergangenheit zu schützen, ist es die Liebe zu ihm, die Magda zum Entschluss führt, ihn zu verlassen? Oder lockt doch Rambaldos goldener Käfig?
Magda, „die Schwalbe“, lässt sich von Ruggeros Flehen, bei ihr zu bleiben, jedenfalls nicht halten. Sie fliegt davon … zurück nach Paris.