27. April 2024

Impfen: Der rettende Ausweg?

Vor einiger Zeit habe ich mich an dieser Stelle als Impf-Skeptiker geoutet. Die abschließende Frage, ob ich selbst bereit sein würde, meinen Impf-Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie zu leisten, habe ich damals, noch unentschlossen, mit „Ich weiß es nicht“ beantwortet. Inzwischen, selbst um einige Erfahrungen und Recherche-Erkenntnisse reicher, kann ich sagen: Ja, ich bin bereit dafür. Und ich bin außerdem davon überzeugt, dass die Impfbereitschaft das Mindeste ist, das der Einzelne zum Wohlergehen der Gesellschaft beitragen kann. Ob Impfungen allerdings wirklich der rettende Ausweg aus der Pandemie sein werden, ist derzeit noch gar nicht gewiss.

Seit meinem letzten Beitrag zur COVID-19-Pandemie Ende Oktober 2020 hat sich die Zahl der Toten weltweit fast verdoppelt und auf mehr zwei Millionen erhöht. Knapp 95 Millionen Menschen waren oder sind erkrankt (ich war einer davon). In Österreich ging die Sterberate ab Oktober 2020, als die Pandemie hierzulande außer Kontrolle geriet, steil nach oben. 2020 sind in unserem Land insgesamt um mehr als 10 Prozent mehr Menschen gestorben als durchschnittlich in den Jahren zuvor. Und das trotz dreier „Lockdowns“, die tendenziell immer weniger Wirkung zu zeigen scheinen.

Dass bei diversen Großdemonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen trotzdem noch Menschen mit Tafeln rumlaufen, auf denen „Wo ist die Pandemie?“ oder ähnliche provokative Unsinnigkeiten zu lesen stehen, ist ein trauriger Beweis für den verbreiteten Mangel an Weitblick, sozialem Bewusstsein und vermutlich auch Intelligenz.

Wer die Besorgnis erregenden weltweiten Entwicklungen – hier eine unkontrollierbare Pandemie, dort immer mehr Menschen, die mit den Einschränkungen nicht mehr ohne Weiteres leben wollen – mit verfolgt, wird in den jüngst entwickelten Impfungen wahrscheinlich das ersehnte Licht am Ende des Tunnels sehen. 

Wirklich Licht am Ende des Tunnels?

Tatsächlich haben sich die beiden bisher zugelassenen Corona-Schutzimpfungen (es handelt sich um mRNA-Impfstoffe der Firmen „BioNTech“ und „Moderna“) weltweit bereits millionenfach bewährt. Es traten keine unerwarteten Nebenwirkungen oder Gesundheitsschäden auf. Momentan sieht es für beide Hersteller nach einer großartigen Erfolgsgeschichte aus.

Freilich: Wer, wie ich, der Pharma-Industrie nicht unkritisch gegenüber steht, wird zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausschließen wollen, dass sich in Monaten oder Jahren dort und da eventuell doch noch Impf-Folgen zeigen, mit denen man nicht gerechnet hatte, vielleicht auch nicht rechnen konnte. 

Eine aus meiner Sicht wenig diskutierte Frage ist beispielsweise die Auswirkung der Nano-Fettpartikel, die dafür sorgen, dass der Impfstoff zu den Zellen gelangen kann. Allerdings sind mir in diesem Zusammenhang aktuell auch keine Hinweise auf längerfristige Gesundheitsprobleme bekannt.

Angebracht erscheint mir eher eine gewisse Skepsis gegenüber dem aktuell vor dem Einsatz stehenden dritten Corona-Impfstoff des britischen Unternehmens Astra Zeneka. Denn die in (vergleichsweise kleineren Studien) erwiesene Wirksamkeit beträgt nur etwa 70 Prozent. Und wie es derzeit aussieht, wird sich (in Österreich) niemand aussuchen können, ob er ein mRNA-Topprodukt erhält oder diesen wesentlich leichter zu handhabenden Impfstoff, der keine extreme Kühlung benötigt und daher ohne Probleme in Arztpraxen verimpft werden kann.

Bei dem neuen britischen Impfstoff handelt es sich um einen sogenannten Vektor-Impfstoff. Auch hier werden dem Körper keine (abgeschwächten) Krankheitserreger zugeführt, wie es bei den üblichen Lebend- oder Todimpfstoffen der Fall ist. Es handelt sich um einen genbasierten Impfstoff. Ziel ist es, einen „Bauplan“ für ein Antigen in den Körper einzubringen, so dass das Immunsystem dazu angeregt wird, Antikörper und Abwehrzellen gegen das fremde Antigen zu produzieren. Damit kann ein Schutz gegen einen schweren COVID-Verlauf aufgebaut werden.

Das in den Körper einzuschleusende Gen-Material wird zunächst in das Erbgut von harmlosen Trägerviren (sogenannte „Vektorviren“) eingebracht, die infolge der Impfung dann in die Körperzellen eindringen und dort die Produktion des Erreger-Antigens, eines Fremdstoffs, veranlassen sollen. Und dadurch wird dann das körpereigene Immunsystem aktiviert.

Generell bergen Vektor-Impfstoffe (auch beim schnell entwickelten russischen „Sputnik V“-Impfstoff handelt es sich um einen solchen) das Risiko einer „Anti-Vektor-Immunität“, also die Gefahr, dass der Körper gegen das Viktorvirus eine Immunität entwickelt (oder schon entwickelt hat), wodurch sich die Wirkung der Impfung abschwächen könnte.

Mir persönlich ist die Lösung, bei der Impfung ohne solche Vektorviren auszukommen, sympathischer. Aber wahrscheinlich ist das Ansichtssache. Es wird sich in der Regel wohl sowieso niemand aussuchen können, welche Impfung er erhält, und in der zu erwartenden Impf-Propaganda wird auf die Unterschiede in der Wirksamkeit der einzelnen Impf-Ansätze vermutlich nicht hingewiesen werden.

Als kritisch eingestellter Mensch hat man also, den bereits dokumentierten Erfolgen zum Trotz, nach wie vor einigen Anlass, gegenüber dem viel beschworenen „Licht am Ende des Tunnels“ skeptisch zu sein.

Andererseits gibt es zur Impfung derzeit keine Alternative. Wenn unser „Gesundheitssystem“ (eigentlich geht es ja nicht um ein technisches System, sondern um Menschen) nicht überlastet und der vorzeitige Tod besonders gefährdeter Bevölkerungsgruppen verhindert werden soll und wenn endlich Schluss mit den „Lockdowns“ sein soll, dann gibt es nur diesen Weg.

Sich impfen zu lassen ist der persönliche Beitrag, den jeder Einzelne zur Sicherung unserer Gesellschaft leisten kann – und meines Erachtens auch unbedingt soll. 

Es gibt, wie bei jeder Impfung, Risiken, ja. Aber sie erscheinen mir sehr, sehr klein gegenüber einer folgenschweren gesellschaftlichen Entgleisung, wie sie angesichts der zunehmenden Arbeits- und Hoffnungslosigkeit oder der Probleme im Bildungs-, Kultur- und Sicherheitsbereich immer wahrscheinlicher wird.

Deshalb bin ich grundsätzlich bereit für die Impfung. Und ich hoffe, dass viele impfkritische, verantwortungsvolle Zeitgenossen zu einem ähnlichen Schluss gekommen sind und den Mut fassen, ein vertretbares persönliches Risiko in Kauf zu nehmen, um dadurch einen kleinen Beitrag zum größeren Ganzen zu leisten. 

Wie geht es weiter?

Dabei könnte es gut sein, dass das Wenige, das eine Impfung dem Einzelnen abverlangt, sich bald sowieso als unzureichend darstellt, um dieser Pandemie Einhalt zu gebieten. 

Während ich diese Zeilen schreibe, verbreitet sich in ganz Europa die sogenannte „britische Mutation“ B.1.1.7, eine deutlich ansteckendere Variante des Corona-Virus. 

Und eine weitere, in Brasilien beobachtete Mutation (P.1.) hat sich offenbar genau in einem Gebiet (Manaus, Amazonas) ausgebreitet, in dem man sich um die Eindämmung der Pandemie wenig gekümmert hat und wo folglich mehr als zwei Drittel der Bevölkerung infiziert worden sind. 

Die oft beschworene „Herdenimmunität“ wurde dort also erreicht – nur ist das für diese Virus-Variante irrelevant. Denn die Mutation P.1. kann offenbar auch Menschen schnell wieder infizieren, die die Infektion bereits durchgemacht haben.

Bisher ging man davon aus, dass Patienten, die an Covid-19 erkrankt waren, wenigstens fünf Monate lang keine Infektion mehr zu befürchten haben. Diesbezüglich wird man umdenken müssen. Und es wird wohl auch unumgänglich nötig sein, die Impfstoffe anzupassen und weiter zu entwickeln.

Das Problem ist: Je weiter verbreitet das Virus ist, desto wahrscheinlicher werden Mutationen, desto anspruchsvoller (und vielleicht auch aussichtsloser) wird der Wettlauf „Impfstoff gegen Pandemie“. 

Diese neuen Entwicklungen könnten auch Diskussionen um eine Impfpflicht neu entfachen. 

Klar, in unserer Gesellschaft hat jeder die Freiheit, nur das zu glauben, was er selbst an sich und in seinem Umfeld erlebt hat. 

Die Freiheit, Fakten zu leugnen und Nachrichten oder generell die Medien und die Wissenschaft anzuzweifeln. 

Die Freiheit, auf Kosten verzweifelter, mit dem Tod ringender Patienten und ebenso verzweifelter Menschen im Gesundheitswesen zu leben und auf alle Vorschriften und Empfehlungen zu pfeifen. 

Die Freiheit, alle Fakten auszublenden, die nicht zur eigenen Meinung passen.

Aber es würde mich nicht wundern, wenn dieser Art von „Freiheit“ demnächst Grenzen gesetzt werden. Denn sie wirkt lähmend und verachtet letztlich auch das Leid unzähliger Menschen.