Julie Taymors sehenswerte Filmbiographie „Frida“
• Mexiko Stadt, 1925. Die 18-jährige Frida Kahlo (Salma Hayek), ein hübsches, kunstinteressiertes Mädchen, ist mit einem Bus unterwegs. Während eines Überholmanövers verliert der Lenker die Kontrolle über das Fahrzeug, es kommt zu einem schweren Unfall.
Frida ist lebensgefährlich verletzt, durch ihr Becken hat sich eine Stahlstange gebohrt. Nach wochenlangem Koma kommt sie wieder zu sich, aber zunächst muss sie ihren Alltag liegend im Ganzkörpergips verbringen – mit der Prognose, wahrscheinlich nie wieder gehen zu können.
Doch Frida hat einen eisernen Willen. Trotz permanenter Schmerzen und mit Hilfe spezieller Korsett-Konstruktionen gelingt es ihr, wieder auf die Beine zu kommen.
Vor allem aber nutzt sie die Zeit im Krankenbett und beginnt zu malen. Dass sie Talent hat, zeigt sich schnell. Aber wie außergewöhnlich groß ihre Begabung, wird erst nach und nach klar, als selbst Diego Riviera (Alfred Molina), der als mexikanischer Maler bereits eine lebende Legende ist, von ihr zu schwärmen beginnt.
Mit Diego verbindet Frida bald eine intensive Liebesbeziehung, die über Höhen und durch Abgründe führt, zur Eheschließung, Scheidung und erneuten Eheschließung, romantisch und wild, begleitet von Flirts und Seitensprüngen, aber zugleich immer auch von gegenseitiger Wertschätzung.
Noch dazu führen die beiden ein hochpolitisches Leben, geprägt von kommunistischen Idealen. Als der russische Revolutionär Leo Trotzki (Geoffrey Rush) auf der Flucht ist, gewähren sie ihm Unterschlupf.
Nach weiteren gesundheitlichen Rückschlägen – wegen Wundbrands muss ihr ein Bein amputiert werden – stirbt Frida Kahlo im Alter von nur 47 Jahren an einer Lungenembolie.
Ihr großer Wunsch, eine Ausstellung eigener Werke in Mexiko zu erleben, konnte davor noch in Erfüllung gehen.
Der US-amerikanischen Regisseurin Julie Taymor gelang mit „Frida“ ein in jeder Hinsicht sehenswertes Biopic der bekanntesten Malerin Mexikos. Frida Kahlos Bilder wurden nach ihrem Tod von der mexikanischen Regierung zum „nationalen Kulturgut“ erklärt und werden zu Millionenpreisen gehandelt.
Der Film wird der Bedeutung Kahlos auch künstlerisch gerecht. Nicht nur durch die großartigen Hauptdarsteller (Oscar-Nominierung für Salma Hayek), denen man als Zuschauer fasziniert durch alle Höhen und Tiefen folgt, sondern auch durch dezent eingesetzte, verspielte Animationen, die ein wenig vom Wesen der Werke Kahlos in die Welt der bewegten Bilder transportieren.
Besonderen Genuss bereitet der Soundtrack des Films, für den Elliot Goldenthal – der Ehemann der Regisseurin – den Oscar erhielt. Er ergänzte eigene Kompositionen durch Darbietungen mexikanischer Künstler.
„La Bruja“, ein traditionelles Stück, das zu den Lieblingsliedern Diego Riveras zählte, singt im Film Salma Hayek selbst. Und den Bolero „La Llorona“ gibt Chavela Vargas – als über 80-jährige! Mit dieser Sängerin hatte Frida Kahlo eine Affäre.
„Frida“ öffnet in rundum stimmiger Weise ein Fenster in die Welt vor 100 Jahren – und regt dazu an, mehr von dem 143 Bilder (darunter 55 Selbstbildnisse) umfassenden Werk Kahlos kennenzulernen. Sehenswert!
(2002, 118 Minuten)