19. März 2024

„Allmächt’ger Vater, blick herab“

Rienzi, der letzte der Tribunen

• Oper in fünf Akten von Richard Wagner 

Libretto: Richard Wagner (1813–1883) 
Musik: Richard Wagner (1813–1883) 
Uraufführung: 20. Oktober 1842, Dresden (Königlich Sächsisches Hoftheater) 
Dauer: ca. 4,5 Stunden

Akte:
1. Akt: Eine Straße im Zentrum Roms
2. Akt: Ein großer Saal im Kapitol
3. Akt: Das alte Forum Romanum
4. Akt: Platz vor dem Lateran
5. Akt: Ein Saal im Kapitol

Hauptpersonen:
Cola Rienzi,
päpstlicher Notar: Tenor
Irene, Rienzis Schwester: Sopran
Steffano Colonna, Haupt der Familie Colonna: Bass
Adriano, Steffanos Sohn: Mezzosopran
Paolo Orsini, Haupt der Familie Orsini: Bariton
Kardinal Orvieto, päpstlicher Legat: Bass
Baroncelli, ein römischer Bürger: Tenor
Cecco del Vecchio, ein römischer Bürger: Bariton

Kurze Werkeinführung

„Rienzi, der letzte der Tribunen“ ist das bedeutendste Frühwerk des deutschen Dichterkomponisten Richard Wagner (1813–1883). Die große tragische Oper schildert das Leben des römischen Politikers Cola di Rienzo (1313–1354). 

„Rienzi“ wird darin zum Volkstribun. Der Tribun verteidigte traditionell die Rechte der Plebejer, also aller Bürger, gegenüber der Macht der Patrizier, also des alten römischen Adels. Volkstribunen galten lange Zeit als sakrosankt, das heißt, sie durften nicht angegriffen und verletzt werden. Wer einen Tribun körperlich attackierte, musste damit rechnen, selbst getötet zu werden.

In Wagners Oper stellt sich Rienzi den beiden verfeindeten adeligen Familien von Steffano Colonna und Paolo Orsini entgegen. Beide Familie sind „Nobili“, gehören also der Führungsschicht an, terrorisieren aber das einfache Volk. Also installiert Rienzi eine neue Verfassung in Rom. Die für alle gleichermaßen gültigen Gesetze soll ein Senat beschließen; er selbst nimmt die Position des Volkstribuns ein.

Die fünf Akte von „Rienzi“ beleuchten, dramaturgisch verdichtet, jeweils einen Tag im Leben des Tribuns und spielen zwischen 1347 und 1354 in Rom.

Richard Wagner tat seine Oper schon bald nach ihrer Uraufführung am 20. Oktober 1842 in Dresden als „Jugendsünde“ ab. Er zählte sie nicht zu seinen bedeutenden Werken und wollte deshalb auch nicht, dass sie in Bayreuth aufgeführt wird.

Im 20. Jahrhundert wurde „Rienzi“ durch die Vorliebe Adolf Hitlers (1889–1945) für diese Oper schwer belastet. Sie gilt als seine Lieblingsoper. 

Winifred Wagner (1897–1980), Richard Wagners Schwiegertochter, die von 1930 bis 1944 die Bayreuther Festspiele leitete, soll von Hitler selbst erfahren haben, welche entscheidende Bedeutung eine Aufführung des „Rienzi“, die er als Jugendlicher in Linz gesehen hatte, für ihn gehabt hatte: „In jener Stunde begann es!“ (August Kubizek: Adolf Hitler. Mein Jugendfreund, Graz u. a. 1953, S. 142.)

Dementsprechend häufig wurde „Rienzi“ im nationalsozialistischen Deutschland gespielt, während die Oper nach dem 2. Weltkrieg auf Grund dieser Belastung kaum mehr aufgeführt wurde. Erst in jüngerer Zeit steht das Werk wieder häufiger auf den Spielplänen der Opernhäuser.

Wegen der fast fünfstündigen Dauer der großen, tragischen Oper wird manchmal eine Fassung für zwei Abende gespielt, „Rienzis Größe“ und „Rienzis Fall“. Für diese Fassung komponierte Richard Wagner eine zweite Ouvertüre. 

Die Rienzi-Ouverture zählt zu den am häufigsten aufgeführten Orchesterstücken Richard Wagners. Ihrer Popularität konnte auch die vorübergehende Verbannung der gesamten Oper von den Spielplänen nichts anhaben.

Die Handlung

Kurz und gut …
Das Schicksal eines päpstlichen Notars zeigt auf tragische Weise, dass die Gesinnung des einfachen Volkes kein Fels ist, auf dem man eine Kirche bauen kann.


1. Akt: Eine Straße im Zentrum Roms

Auf einer Straße im Zentrum der Stadt, nahe dem Lateran, dem Sitz des Papstes, kommt es zum Tumult. Paolo Orsini entführt mit einigen Anhängern Irene, „das schönste Mädchen Roms“, aus ihrem Haus, um sie zu verschleppen. Doch als das Mädchen verzweifelt um Hilfe ruft, eilt Adriano Colonna mit einigen Männern herbei und stellt sich Orsinis Gruppe entgegen. Bald tobt, umringt von immer mehr Schaulustigen, ein heftiger Straßenkampf.

Die Nobili-Familien Colonna und Orsini sind seit langem verfeindet. Unter ihren Machtkämpfen und Gewalttaten leidet das einfache Volk.

Irene aber ist nicht irgendein Mädchen, sondern die Schwester des päpstlichen Notars Cola Rienzi, eines einflussreichen, weithin geschätzten Mannes. Kardinal Orvieto, der mit seinem Gefolge herbei eilt, versucht den Streit zu schlichten, wird dabei auch vom Volk unterstützt, jedoch von den Nobili nicht ernst genommen („Fort, heil’ger Rotrock!“).

Doch als Rienzi selbst auftritt, der im Volk größtes Ansehen genießt, endet der Streit unmittelbar. Erstaunt über die Macht, die dieser Mann ausstrahlt, halten die Nobili ein. Irene eilt zu ihrem Bruder, und diesem wird nun klar, dass sei beinahe Opfer der Orsini geworden wäre. 

Als Rienzi sodann vom Volk aufgefordert wird, sich, wie er es versprochen hat, endlich den Nobili entgegenzustellen („Wann endlich machst du Ernst, Rienzi, und brichst der Übermüt’gen Macht?“), wendet er sich an den Kardinal. Er will sicher sein, die Kirche in dem notwendigen Kampf an seiner Seite zu haben („Kann fest ich auf die heil’ge Kirche bau’n?“).

Nachdem Orvieto ihm volle Unterstützung zugesagt hat, richtet sich Rienzi an das ihm treu ergebene Volk und verkündet ihm die baldige Befreiung von der terroristischen Willkür der Nobili:

Höret ihr der Trompete Ruf
in langgehaltnem Klang ertönen,
dann wachet auf, eilet all’ herbei,
Freiheit verkünd’ ich Romas Söhnen!
Doch würdig, ohne Raserei
zeig’ jeder, dass er Römer sei;
willkommen nennet so den Tag,
er räche euch und eure Schmach!

Die Nobili haben sich zurück gezogen, um sich vor den bevorstehenden Kampf zu rüsten. Doch einer von ihnen ist bei Rienzi und Irene geblieben: Adriano. Er will nicht mehr für die Colonnas in den Kampf ziehen. Er liebt Rienzis Schwester, hat sie deshalb auch vor den Orsinis beschützt, aber er kann nicht gegen seine eigene Familie kämpfen. Rienzi wolle „durch unser Blut“ neue Gegebenheiten schaffen.

Schon will Adriano sich abwenden, aber Rienzi redet ihm ins Gewissen. Er wolle Rom „groß und frei“ machen, er wolle freie Bürger und ein für alle gleichermaßen gültiges Gesetz schaffen:

Adriano! Hör mich, noch ein Wort!
Nicht zum Verderben deines Standes
ersann mein Geist den kühnen Plan;
nur das Gesetz will ich erschaffen,
dem Volk wie Edle untertan.
Kannst du mich tadeln, wenn aus Räubern
zu wahrhaft Edlen ich euch mache,
zu Schützern und zu festen Säulen
des Staates und der guten Sache?

Rienzi berichtet auch, dass einst ein Colonna seinen kleinen Bruder getötet habe und er damit „verwandtes Blut zu rächen“ habe. Schließlich gelingt es ihm tatsächlich, Adriano für seinen Freiheitskampf zu begeistern. Denn auch dieser fühlt sich im Herzen als freier Römer („Noch schlägt in dieser Brust ein freies Römerherz“). 

Zur Freude Irenes vertraut Rienzi sie dem Schutz Adrianos an und lässt sie dann mit ihm allein.

Die beiden wissen, dass es ihre Liebe in der bevorstehenden Zeit schwer haben wird („Ja, eine Welt voll Leiden“). Adriano befürchtet auch, dass Rienzi das Volk nicht dauerhaft wird führen können.

Dein Bruder, welch ein Geist! Doch ach!
Ich sehe ihn zugrunde geh’n!
Der Pöbel selbst wird ihn verraten,
ihn zücht’gen wird der Nobili.

Schon ertönen in der Ferne Trompetensignale. Adriano weiß, dass nun Colonnas Männer und auch „Orsinis Räuberscharen“ in den Kampf ziehen. Doch was immer auch geschehen werde, Tod und Schrecken würden nur willkommene Bewährungsproben für seine unverbrüchliche Liebe zu Irene sein. Die beiden umarmen einander:

Bräch’ auch die Welt zusammen,
riss’ jeder Hoffnung Band;
der Liebe Regionen
beu’n uns ein neues Vaterland!

Bald bringt ein Herold die frohe Nachricht, dass Rienzi und das Volk im Kampf gegen die Nobili siegreich waren. 

Während einer großen Feier verkündet der Held des Tages die Grundzüge des Gesetzes, das fortan für alle Bürger Roms gelten solle:

Die Freiheit Roms sei das Gesetz,
ihr untertan sei jeder Römer;
bestraft sei streng Gewalt und Raub
und jeder Räuber Romas Feind!

Cecco del Vecchio, ein römischer Bürger, will Rienzi begeistert zum neuen König ausrufen. Schon stimmt das Volk in diesen Vorschlag ein, aber Rienzi wehrt ab. Die „heilige Kirche“ solle für die Menschen maßgeblich sein, und ein Senat die Gesetze beschließen. Aber er sei bereit, für den Schutz aller Rechte des Volkes einzutreten. Er wolle, in Fortführung dieser alten Tradition, ein Volkstribun sein.

Die heil’ge Kirche herrsche hier,
Gesetze gebe ein Senat.
Doch wählet ihr zum Schützer mich
der Rechte, die dem Volk erkannt,
so blickt auf eure Ahnen
und nennt mich euren Volkstribun!

Begeisterter Jubel braust auf.

2. Akt: Ein großer Saal im Kapitol

Nach den Kämpfen soll nun überall Friede herrschen. Friedensboten, die in ganz Italien die frohe Kunde vom Ende der Schrecken in Rom verbreitet haben, kehren zu Rienzi zurück. An der Seite des neuen Volkstribuns sind Cecco del Vecchio und ein Baroncelli, ein zweiter einflussreicher römischer Bürger.

Auch Steffano Colonna und Paolo Orsini zeigen sich demonstrativ in Friedensgewändern und versichern Rienzi, seine Größe anzuerkennen („Rienzi, nimm des Friedens Gruß!“).

Dieser aber traut ihrer neuen „Liebe“ nicht. Er weist die Nobili streng zurecht: „Des Friedens, des Gesetzes Größe nur, nicht meine, sollt ihr anerkennen!“

Als die Nobili unter sich sind, zeigt sich sehr schnell, dass sie in Wirklichkeit nicht daran denken, die widrigen Gegebenheiten hinzunehmen, die neue Macht des Volkes, dieser „Narrenbrut“ anzuerkennen. Sie planen einen Umsturz, der die Dinge wieder in Ordnung bringen soll. Rienzi, „der Götze dieses Volks, das er durch Trug verzaubert hält“, soll beim bevorstehenden Friedensfest ermordet werden.

Adriano hat das Gespräch seines Vaters belauscht und stellt sich den finsteren Plänen entgegen. Er fleht Steffano Colonna an, von seinem Vorhaben abzulassen, doch dieser stößt den Sohn, diesen „Verräter“, von sich. Die Nobili sind entschlossen, den Mord auszuführen. 

Adriano ist hin und hergerissen zwischen der Bindung zu seiner Familie und der Treue zu Rienzi, warnt ihn aber schließlich. Er habe „eine Ahnung“, Rienzi solle sich schützen …

Für das große Friedensfest sind indes Gesandtschaften aus ganz Italien in Rom eingetroffen, um dem neuen Volkstribun die Ehre zu erweisen.

Höhepunkt des Festes ist eine symbolträchtige Pantomine zur Geschichte des alten Roms. Gezeigt wird, wie sich die Plebejer an den arroganten Patriziern rächten, wie der König gestürzt und die Römische Republik errichtet wurde. 

Der ideale Zeitpunkt für das Attentat auf Rienzi! Paolo Orsini, der die Pantomime in Rienzis Nähe miterlebt, stößt ihm seinen Dolch in die Brust. Adriano fährt dazwischen, kann den Stoß aber nicht abfangen.

Rienzi bleibt dennoch unverletzt. Seine Männer haben die Nobili im Nu überwältigt. Er zeigt ihnen nun das Panzerhemd, das er trägt:

So seht denn, wie ich mich gewahrt
vor eurer Liebe! Meuchelmord!
Er galt nicht mir, nein, er galt Rom,
galt seiner Freiheit, seinem Gesetz!

Die Nobili sind durch ihren Verrat zum Tode verurteilt. Doch Rienzis Schwester und Adriano, der um das Leben seines Vaters bangt, beschwören den Tribun, Gnade walten zu lassen. Und Rienzi lenkt – Ceccos Warnungen zum Trotz – tatsächlich ein: Sofern Orsini, Colonna und die Nobili geloben, die neuen Gesetze künftig einzuhalten, will er sich dafür einsetzen, dass sie ihr Leben behalten.

Die verängstigen Verschwörer leisten den Schwur, und Rienzi empfiehlt seinem Volk, das durch den Anschlag auf den Tribun aufs Höchste erregt den Tod der Verräter fordert, Gnade walten zu lassen: „Vermeidet Blut! Seid gnädig, flehe ich, der Tribun!“

Seine Worte zeigen Wirkung. Die Nobili werden öffentlich begnadigt, das Volk feiert seinen Tribun nun als Held des Friedens:

Rienzi, dir sei Preis,
dein Name hochgeehrt;
dich schmücke Lorbeerreis,
gesegnet sei dein Herd!
So lang als Roma steht,
ans Ende aller Welt,
dein Name nie vergeht,
du hoher Friedensheld!

3. Akt: Das alte Forum Romanum

Auf dem Forum Romanum herrscht große Aufregung. Die große Kapitolsglocke ertönt, und die Nachricht verbreitet sich, dass die Nobili mit einer Streitmacht gegen Rom ziehen. Rienzis Hoffnung, mit der Begnadigung der Attentäter dauerhaft Frieden stiften zu können, hat sich nicht erfüllt. Nun ruft der Volkstribun zum Kampf:

Ihr Römer, auf, greift zu den Waffen,
Zum Kampfe eile jeder Mann!
Der Gott, der Roma neu erschaffen,
führt euch durch seinen Streiter an.
Lasst eure neuen Fahnen wallen,
und kämpfet froh für ihre Ehre;
den Schlachtruf lasset laut erschallen:
Santo Spirito Cavaliere!

Das Volk lässt sich nicht lange bitten: „Zu den Waffen!“ ertönt es – und dieser Ruf trifft Adriano ins Herz. Er ist Rienzi treu, liebt dessen Schwester Irene – aber er will auch seine Familie leben sehen. So entschließt er sich, seinen Vater und auch Rienzi aufzusuchen – in der Hoffnung, doch noch eine friedliche Lösung zu erreichen („Versöhnung sei mein heilig Amt!“). Doch ohne Erfolg.

Unter Rienzis Führung ziehen die Bürger Roms in die entscheidende Schlacht gegen die Nobili, die bereits an den Stadttoren stehen:

Der Tag ist da, die Stunde naht
zur Sühne hundertjähr’ger Schmach!
Er schaue der Barbaren Fall
und freier Römer hohen Sieg!
So stimmt denn an den Schlachtgesang,
er soll der Feinde Schrecken sein!
Santo spirito cavaliere!

Bald ist klar, dass die Bürger über die Nobili triumphieren („Hört ihr den Gesang? Das ist der Römer Siegeslied!“). Rienzi verkündet den Sieg – und zugleich den Tod von Colonna und Orsini. 

Adriano bricht über dem Leichnam seines Vaters verzweifelt zusammen. Und wie Rienzi einst Vergeltung für den Tod seines Bruders wollte, fühlt nun Adriano seinerseits die Pflicht, „verwandtes Blut zu rächen“. Entschlossen stellt er sich gegen den Tribun:

Geschieden sind wir denn fortan,
nur Rache haben wir gemein!
Die deine stilltest du, so zittre
vor meiner, du verfielest ihr

Rienzi aber besteigt einen Triumphwagen, die Friedensboten krönen sein Haupt mit einem Lorbeerkranz. An seiner Seite ist Irene. Sie weiß, dass Adriano sich gegen ihren Bruder gestellt hat und kann den begeisterten Chören des Volkes wohl nur wenig abgewinnen:

Ertönet Freudenlieder,
und ehrt die Sieger hoch.
Die Freiheit kehret wieder,
zu Ende ist Sklavenjoch!

4. Akt: Platz vor dem Lateran

Auf dem Platz vor dem Lateran haben sich Cecco und Baroncelli gemeinsam mit anderen Bürgern versammelt. Alle sind verhüllt, ein Unbekannter hatte zu der Zusammenkunft aufgerufen.

Der Volkstribun ist bei den Mächtigen in Misskredit geraten. Der deutsche Kaiser, der noch dazu in gutem Kontakt zum Papst steht, hat seinen Gesandten aus Rom abberufen, auch der Kardinal ist abgereist. Wer würde das Volk jetzt schützen?

Rienzi und seine Beweggründe werden von der vor dem Lateran versammelten Menge in Frage gestellt, auch von Cecco und Baroncelli. 

Warum hatte er nach dem Attentat auf eine Begnadigung der Nobili gedrängt? 

Weshalb musste es zur darauf folgenden Schlacht kommen, in der so viele Römer fielen? 

Gab es da geheime Machenschaften? Dachte Rienzi in Wirklichkeit gar nicht an das römische Volk, sondern nur an seinen eigenen Aufstieg und an seine Schwester Irene? Sie habe doch Adriano, den Sohn Colonnas geliebt. Wollte Rienzi Stefano Colonnas Zustimmung für diese Verbindung erwirken – durch seinen schwer nachvollziehbaren Ruf nach Begnadigung?

Wenn jemand das bezeugen könnte, dann wäre viel Blut umsonst geflossen!

Und tatsächlich tritt nun ein Zeuge auf – jener Unbekannte, der zu der Versammlung gerufen hatte. Es ist Adriano! Er gibt sich als Colonnas Sohn zu erkennen und bestätigt, dass Rienzi unlautere Absichten hätte:

Höret mich! Unwürdig seiner Macht
ist der Tribun, der euch verriet.
Ihr Römer, seid auf eurer Hut!
Der Kaiser droht, die Kirche zürnt.

Die Versammelten sind nun überzeugt davon, dass ihnen Rienzi Verderben bringen wird und planen seinen Sturz. Doch dann erblicken sie den Kardinal mit seinem Gefolge auf dem Weg in die Lateran-Kirche. Steht der Volkstribun also doch noch unter dem Schutz der Kirche?

Cecco empfiehlt, zunächst einmal nur zu beobachten: „Erwarten still wir, wie sich’s fügt!“

Auch Rienzi und Irene sind auf dem Weg zur Kirche. 

Der Tribun spürt, dass seine ehemaligen Getreuen an ihm zweifeln und mahnt zum Zusammenhalt.

Baut fest auf mich, den Tribunen!
Haltet getreu an meiner Seite!
Gott, der bis hier mich führte,
Gott steht mir bei, verlässt mich nie.

Doch als Rienzi mit Irene die Kirche betreten will, tönt ihm plötzlich ein schauerlicher Mönchsgesang entgegen. Der Kardinal verwehrt ihm den Zutritt: „Zurück! Dem Reinen nur erschließt die Kirche sich!“

Der Volkstribun muss erkennen, dass er die Kirche nicht mehr an seiner Seite hat. Und damit wendet sich auch das Volk von ihm ab. („Fliehet ihn! Er ist verflucht!“)

Adrianos Rache scheint geglückt. Er sagt sich nun offen von Rienzi los und hofft, dass Irene es ihm gleichtut und sich für ihn entscheidet. Ihr Bruder sei „ausgestoßen vom Heile des Himmels und der Erde“. Sie solle sich retten, um nicht das gleiche Schicksal zu erleiden:

Der Boden brennt zu deinen Füssen!
Auf, eile, flieh! Dein Freund bin ich,
sieh her, ich bin’s, dein Geliebter!

Doch Irene weist Adriano ab und wirft sich ihrem Bruder an die Brust. Rienzi blickt ihr gerührt in die Augen. Ihre Treue zeigt ihm: „Noch gibt’s ein Rom!“

5. Akt: Ein Saal im Kapitol

In einem Saal im Kapitol kniet Rienzi vor einem kleinen Altar und fleht Gott um Hilfe an. Denn seine Lage ist ernst:

Allmächt’ger Vater, blick herab!
Hör mich im Staube zu dir fleh’n!
Die Macht, die mir dein Wunder gab,
lass jetzt noch nicht zugrunde geh’n!
Du stärktest mich, du gabst mir hohe Kraft,
du liehest mir erhabne Eigenschaft:
zu hellen den, der niedrig denkt,
zu heben, was im Staub versenkt.
Du wandeltest des Volkes Schmach
zu Hoheit, Glanz und Majestät!
O Gott, vernichte nicht das Werk,
das dir zum Preis errichtet steht!
Ach, löse, Herr, die tiefe Nacht,
die noch der Menschen Seelen deckt!
Schenk uns den Abglanz deiner Macht,
die sich in Ewigkeit erstreckt!
Mein Herr und Vater, o blicke herab!
Senke dein Auge aus deinen Höhn!
Die Kraft, die mir dein Wunder gab,
lass jetzt noch nicht zugrunde geh’n!
Allmächt’ger Vater, blick herab!
Hör mich im Staube zu dir fleh’n!
Mein Gott, der hohe Kraft mir gab,
erhöre mein tiefinbrünstig Fleh’n!

Irene ist ihrem Bruder treu geblieben, aber sie leidet darunter, dass Adriano sich von ihr abgewendet hat. Und auch dieser konnte seine Liebe zu ihr nicht wirklich überwinden. Er hat sich entschlossen, sie nochmals aufzusuchen, um sie doch zu überreden, Rienzi zu verlassen. Denn dieser werde demnächst untergehen.

Irene aber weist Adriano entschlossen zurück:

Verruchter! Die Hölle rast in dir!
Nichts hab’ ich mehr mit dir gemein!
Hier stehe ich, eine Römerin!
Nur meine Leiche nennst du dein!

Inzwischen hat die Kirche das Volk so sehr gegen Rienzi aufgebracht, dass es das Kapitol stürmt und in Brand setzt. („Er ist verflucht, er ist gebannt! Verderben treffe ihn und Tod!“)

Rienzi tritt fruchtlos auf den hohen Balkon, Irene ist an seiner Seite. Noch einmal versucht er, das Volk zum Nachdenken zu bewegen:

Gedenkt ihr nicht des Jubels mehr,
mit dem ihr damals mich begrüßt,
als Freiheit ich und Frieden gab?
Um euretwillen fleh’ ich euch:
gedenket eures Römerschwurs!

Doch Rienzis Appell verhallt. Von allen Seiten werden brennende Pechkränze geworfen, das Kapitol steht schon in vollem Brand. Mit seinen letzten Worten bekräftigt der Volkstribun seine unverbrüchliche Liebe zu Rom:

So hört von mir das letzte Wort:
so lang die sieben Hügel Romas steh’n,
so lang die ew’ge Stadt nicht soll vergeh’n,
sollt ihr Rienzi wiederkehren sehn!

Das Volk wirft noch mit Steinen nach ihnen, als Rienzi und Irene bereits von den Flammen umgeben sind. 

Da erreicht Adriano an der Spitze der zurückkehrenden Nobili das Kapitol. Sie führen bereits, „teils zu Pferde, teils zu Fuß, einen heftigen Angriff auf das Volk aus“.

Adriano versucht Irene noch zu retten („Irene! Irene! Auf, durch die Flammen! Ah!“), doch da stürzt das Gemäuer schon zusammen. Er „sinkt mit einem Schrei leblos zu Boden und wird mit Rienzi und Irene unter den Trümmern begraben.“


Hinweise:
Alle Zitate aus dem Libretto
Foto: „Rienzi“ in einer Aufführung der Oper Leipzig, 2016 © Ralf Martin Hentrich mit freundlicher Genehmigung der Oper Leipzig