Simon Boccanegra
• Oper in einem Prolog und drei Akten von Giuseppe Verdi •
Libretto: Francesco Maria Piave (1813–1901; erste Fassung) und Arrigo Boito (1842–1918; zweite Fassung) •
Musik: Giuseppe Verdi (1792–1868) •
Uraufführung: 12. März 1857, Venedig (Teatro La Fenice) bzw. 24. März 1881, Mailand (Teatro alla Scala)
Dauer: ca. 2,5 Stunden
Akte:
Prolog: Ein Platz in Genua
1. Akt: Gärten der Grimaldi außerhalb Genuas; Ein Ratssaal im Palast der Abati
2. Akt: Ein Salon im herzoglichen Palast nahe Genua
3. Akt: Dogenpalast in Genua
Hauptpersonen:
Simon Boccanegra, Doge von Genua: Bariton
Jacopo Fiesco (Andrea), ein Edelmann: Bass
Maria Boccanegra (Amelia Grimaldi), Simons Tochter: Sopran
Gabriele Adorno, Edelmann aus Genua: Tenor
Paolo Albiani, Anführer der Volkspartei in Genua, später Kanzler: Bass
Pietro, ein Mann aus dem Volk, später Senator: Bariton
Hauptmann der Armbrustschützen: Tenor
Kurze Werkeinführung
„Simon Boccanegra“ zählt zu den relativ oft gespielten Opern des italienischen Komponisten Giuseppe Verdi (1813–1901). Wie bei zahlreichen anderen seiner Werke, etwa „Rigoletto“, „La Traviata“ oder „Die Macht des Schicksals“, schrieb der italienische Librettist Francesco Maria Piave (1813–1901) für Verdi den Text. Als Grundlage diente ihm ein Theaterstück des spanischen Dichters Antonio García Gutiérrez (1813–1884).
Die Uraufführung am 12. März 1857 im Teatro La Fenice in Venedig, für das Verdi die Oper geschrieben hatte, war jedoch ein Misserfolg – ebenso wie nachfolgende Vorstellungen in Mailand. Zwar lobten die Musikkritiker das Werk, doch beim Publikum fiel es durch.
Mehrere Jahre später entschloss sich der Komponist auf Drängen seines Verlegers, „Simon Boccanegra“ gemeinsam mit dem aufstrebenden Librettisten Arrigo Boito (1842–1918) gründlich zu überarbeiten. Die Uraufführung dieser zweiten Fassung am 24. März 1881 in der Mailänder „Scala“ wurde zu einem triumphalen Erfolg. „Simon Boccanegra“ wird bis heute vor allem in dieser überarbeiteten Version aufgeführt.
Verdis Oper spielt im 14. Jahrhundert. Die titelgebende Hauptfigur, Simon Boccanegra, war geschichtlich der erste Doge, also das erste gewählte Oberhaupt der norditalienischen Stadtrepublik Genua. Boccanegra wurde im Jahr 1339 vom Volk gewählt, nachdem ein Gesetz zuvor Angehörige des Adels von diesem Amt ausgeschlossen hatte.
In der Oper ist sein Leben dramatisiert dargestellt. Der Prolog spielt zur Zeit der Wahl Boccanegras zum Dogen; die nachfolgende Handlung findet 25 Jahre später statt – vor dem Hintergrund des immer noch schwelenden Konfliktes zwischen den adeligen Patriziern und der Volkspartei der Plebejer.
Die Handlung
Kurz und gut …
Simon Boccanegra ist ursprünglich nur einverstanden, sich zum Dogen von Genua wählen zu lassen, weil er dadurch Aussicht auf Maria, seine große Liebe hat. Das gemeinsame Glück bleibt ihm verwehrt – aber er ist trotzdem der Richtige für das Amt.
Prolog: Ein Platz in Genua
Auf einem Platz in Genua, nahe der Kirche San Lorenzo, bespricht Paolo Albiani, der Anführer der Volkspartei in Genua, mit Pietro, einem Mann aus dem Volk, wer bei den bevorstehenden Wahlen für das Amt des Dogen kandidieren sollte, um zum Oberhaupt Genuas gewählt zu werden. Paolo tritt für Simon Boccanegra ein. Der Korsar hat die Stadt von Piraten befreit und ist deshalb beim Volk beliebt.
Simon trifft nun auch auf dem Platz ein, will zunächst aber nichts davon wissen, für das Amt vorgeschlagen zu werden („Ich? Nein!“). Paolo aber gibt ihm zu bedenken, dass er als Doge in der Position sein würde, Maria, seine Geliebte, wiederzusehen.
Damit spricht er einen wunden Punkt an. Maria ist die Tochter eines adeligen Patriziers, Jacopo Fiesco. Dieser aber will um jeden Preis verhindern, dass sie den nicht standesgemäßen Simon Boccanegra, einen Plebejer, ehelicht – obwohl die beiden bereits ein Kind haben. Fiesco hat Maria in seinem Palast eingeschlossen. Er hält seine eigene Tochter praktisch als Gefangene.
Die Aussicht, sie befreien zu können, lässt Simon umdenken. Er ist bereit, für das Amt des Dogen zu kandidieren – und Paolo Albiani beginnt sofort damit, für ihn im Volk zu werben. Fiescos Palast, in dem dieser „Tyrann“ des Volkes sogar die eigene Tochter gefangen hält, nur weil ein Mann aus dem Volk „liebend an ihr hängt“, stellt er als Feste des Unheils dar. In dunklen Nächten könne man dort „böse Flammen durch die leeren Fenster zucken“ sehen.
Indes weiß Jacopo Fiesco, dass er das Volk und vor allem Simon Boccanegra gegen sich hat – aber seine Bemühungen, Maria von ihm fernzuhalten, haben vor kurzem ein tragisches Ende gefunden: Seine Tochter ist gestorben. Er beklagt dieses Schicksal, aber schuld daran ist nach seiner Ansicht allein Simon Boccanegra, der Vater jenes unehelichen Kindes seiner Tochter, das fern von Genua aufwächst, getrennt von seiner Mutter. Simon Boccanegra, der Plebejer, unter deren Herrschaft er nicht leben will. Also hat sich Fiesco entschlossen, Genua zu verlassen:
Leb wohl, leb wohl auf ewig,
Palast der Väter,
Grab meiner Tochter, der einzig geliebten!
Ich war zu schwach, sie zu schützen!
O gottverfluchter, o elender Verführer!
Als Simon Boccanegra Jacopo Fiesco vor dessen Palast trifft, bemüht er sich darum, die Beziehung zum Vater Marias, von deren Tod er noch nichts weiß, zu verbessern. Doch Fiesco bleibt hart und kalt. Er werde ihn ewig hassen, selbst wenn er ihn auf dem Thron sehen würde. Friede könne es allenfalls geben, wenn Simon bereit wäre, ihm sein Enkelkind zu überlassen.
Der Korsar verdeutlicht dem verbitterten Großvater, dass dies unmöglich ist. Das Kind sei kürzlich spurlos verschwunden, die Alte, der es zur Erziehung anvertraut war, tot aufgefunden worden. Er suche seine Tochter seit Tagen ohne Erfolg.
Fiesco wendet sich daraufhin entschlossen von Simon ab und geht seines Weges. Er wolle nie wieder etwas von ihm hören.
Simon Boccanegra jedoch ist entschlossen, Maria aufzusuchen und betritt Fiescos Palast. Entsetzt findet er dort die aufgebahrte Leiche seiner Geliebten. Zugleich drängt das Volk heran, um ihn als neuen Dogen zu feiern …
1. Akt: Gärten der Grimaldi außerhalb Genuas
25 Jahre später ist Simon Boccanegra immer noch der Doge von Genua. Seine Tochter hat er nie gefunden. Diese ist indes ohne Wissen um ihre Herkunft außerhalb Genuas aufgewachsen und trägt den Namen Amelia Grimaldi.
Die junge Frau liebt Gabriele Adorno, einen Edelmann aus Genua. Der Patrizier erwidert ihre Liebe. Sie aber bangt um ihn, weil sie weiß, dass Gabriele gemeinsam mit seinem Freund, Pater Andrea, verschwörerische Pläne gegen den Dogen schmiedet („Ich kenne dein Geheimnis. Du wirst mein Grab bereiten, und den Galgen für dich!“).
Eine Magd kündigt Amelia nun einen Gesandten des Dogen an, und dieser – es ist Pietro – teilt ihr mit, dass Simon Boccanegra ihr einen Besuch abstatten wolle.
Amelia weiß, was sie erwartet: Der Doge will für seinen liebsten Günstling, Paolo Albiani, um ihre Hand anhalten. Und sie ist entschlossen, diesen Plan zu vereiteln, indem sie Gabriele so schnell wie möglich heiratet. Er solle sofort Pater Andrea aufsuchen, damit er sie traue.
Bei Andrea handelt es sich in Wirklichkeit um Jacopo Fiesco. Dieser hat einiges über Amelias Geschichte erfahren und weiß, dass sie den Namen Grimaldi nicht von Geburt an trägt, sondern eigentlich ein Waisenkind „aus dem gemeinen Volke“ ist, das die Gräfin Grimaldi bei sich aufgenommen hatte. Er klärt Gabriele über die Herkunft seiner Geliebten auf. Sie sei keine Adelige. Doch für den spielt das keine Rolle. Er liebt Amelia und bittet Fiesco, ihm seinen Segen zu geben.
Dieser ist dazu bereit, aber schon ertönen die Fanfaren. Simon Boccanegra ist eingetroffen.
Der Doge kommt schnell zur Sache. Es wäre wohl gut, teilt er Amelia mit, wenn sie sich einer Beziehung öffne, damit „ihrer Schönheit Glanz nicht im Verborgenen prange“ …
Geschickt entgegnet die junge Frau, dass ihr Herz bereits vergeben sei, dass sie aber „von einem Bösewicht umgarnt“ werde, dem es nur um ihr Gold ginge. Für den Dogen besteht kein Zweifel, dass Amelia von Paolo spricht, dessen Avancen ihr offenbar unangenehm sind.
Und um den Herrscher ganz von seinem Plan abzubringen, sie mit seinem Günstling zu verheiraten, erzählt Amelia, dass sie gar keine Grimaldi sei, sondern „von einer Alten in einer armen Hütte“ aufgezogen wurde.
Da wird Simon Boccanegra hellhörig, und schon nach kurzem Gespräch erkennt er überglücklich, dass seine vermisste Tochter vor ihm steht:
Tochter du, mir neu gegeben!
Tochter, bei dieses Wortes Klang
Bebt die Brust vor Bangen.
Möcht’ in unsagbar süßem Drang
Liebend dich umfangen!
Ein Paradies der Wonne
Soll nun dein Leben sein,
Und meiner Herrschaft Sonne
Sei deines Ruhmes Schein!
Keine Rede mehr davon, dass sie Paolo heiraten soll! Entschlossen befiehlt Simon Boccanegra seinem enttäuschten Günstling, alle Hoffnungen auf Amelia aufzugeben.
Doch in dieser Sache will Paolo dem Dogen nicht gehorchen. Er tut sich mit Pietro zusammen, und die beiden Männer fassen den Plan, Amelia zu entführen.
Ein Ratssaal im Palast der Abati
Unter dem Vorsitz des Dogen tagt im Palast der Abati der Senat – zwölf Vertreter der Volkspartei und, wie von Simon Boccanegra bestimmt, auch zwölf adelige Ratsherrn. Eine hitzige Debatte um einen möglichen Krieg mit Venedig ist entbrannt. Simon Boccanegra appelliert eindringlich für den Frieden.
Da wird die Sitzung von einer aufgeregten Menschenmenge unterbrochen, die in den Palast stürmt. Gabriele Adorno hat die Entführung seiner Geliebten verhindert und dabei Lorenzo, der die Untat verübt hatte, getötet. Dieser hatte ihm noch mitgeteilt, dass er im Auftrag eines anderen gehandelt habe.
Gabriele, der nichts davon weiß, dass Simon Boccanegra der Vater seiner Geliebten ist, vermutet, dass der Doge hinter dem Entführungsversuch steht und stürzt sich auf ihn („Verweg’ner frecher Mädchenräuber!“). Doch inzwischen hat auch Amelia den Ratssaal erreicht. Sie überzeugt ihren Geliebten davon, dass der Doge gewiss nicht der Auftraggeber war. Der Schurke Lorenzo, der sie in seine Gewalt gebracht hatte, habe große Angst vor einer Bestrafung durch Simon Boccanegra gehabt. Sicher habe nicht er, sondern ein anderer ihn zu dieser Tat gedrängt.
Aber wer war es?
Unmittelbar entfacht sich unter den Patriziern und den Plebejern im Saal ein heftiger Streit darüber. Getragen vom traditionellen Hass aufeinander werden die gegenseitigen Beschuldigungen heftiger, schon bedroht man einander mit Waffen – aber Simon Boccanegra gelingt es, mit einer leidenschaftlichen Rede die Ruhe wieder herzustellen:
Brudermörder!
Plebejer, Patrizier, Narrenvolk,
Wühlend im eignen Fleische!
Ihr Erben all des Hasses […]
Ich weine um euch […]
Ich weine, weil nie beschieden
Lieb’ euch und Glück und Ruh’,
Und rufe flehend: Frieden!
Und ruf’ euch: Liebe! zu.
Auch Amelia tritt leidenschaftlich für den Frieden ein („Der Rache blinde Wut sei nun von uns gebannt“). Gabriele folgt dem Appell seiner Geliebten und ist bereit, dem Dogen sein Schwert zu übergeben. Doch Simon Boccanegra lässt es ihm. Jedoch dürfe er den Palast bis zur Aufklärung der vereitelten Entführung nicht verlassen.
Indes drängt Pietro Paolo zur Flucht. Sein Plan sei missglückt, die „stolze Stadt in der Faust des Korsaren“. Er solle versuchen, seiner Strafe zu entgehen. Doch Paolo will bleiben. Zu stark drängt es ihn, an Simon Boccanegra, an dem verhassten Mann, der ihm befohlen hatte, Amelia aufzugeben, Rache zu üben.
Indes ahnt der Doge natürlich, wer hinter der versuchten Entführung seiner Tochter steht. Er ruft den ehemals Getreuen zu sich – und Paolo tritt, „bleich vor Entsetzen“, aus der Menge hervor, um die „mit furchtbarer Majestät und mit immer gesteigerter Heftigkeit“ öffentlich an ihn gerichteten Worte des Dogen zu hören:
In dir verkörpert sich uns’res Volkes strenges Recht.
Als Kanzler schworst du vor dem Gesetz ewige Treue:
Leih mir nun deine Hilfe!
In diesem Saale ist ein Verbrecher,
Er meidet scheu meine Augen,
Aber mein Arm vermag ihn zu erreichen!
Ich weiß seinen Namen, kenn’ seine feige Seele.
Du sollst im Anblick des Himmels
Und des Dogen Zeuge mir sein.
Auf des Verworf’nen Stirne
Fall’ das Gewicht meiner Worte:
„Er soll verflucht sein!“
Zitternd wiederholt Paulo die Worte, die ihn selbst betreffen: „Er soll verflucht sein!“ – und hört niedergeschmettert, wie sie auch vom Volk wiederholt werden.
2. Akt: Ein Salon im herzoglichen Palast nahe Genua
In einem Zimmer des Dogenpalastes hadert Paolo mit seinem Schicksal. Er sieht sich als ehrlosen Geächteten, der sich selbst verflucht hat, vom Senat verstoßen, ohne Zukunft. Aber er will Simon Boccanegra, für dessen Wahl zum Dogen er sich einst eingesetzt hatte, mit ins Verderben stürzen.
Er beauftragt Pietro, ihm Gabriele Adorno und Pater Andrea – Jacopo Fiesco – zu bringen. Die beiden sollten bis zur Klärung der Hintergründe für die Entführung im Palast festgehalten werden.
Während Paolo allein auf die beiden wartet, schüttet er aus einer Ampulle ein langsam wirkendes Gift in Boccanegras Trinkbecher.
Hier bereit’ ich dein langsam dunkles Ende,
Dort werb’ ich deinen Mörder.
Wähl’ der Tod seine Wege
Zwischen Gift und blankem Eisen.
Danach versucht Paolo, Gabriele und Fiesco als Helfer zu gewinnen. Er erzählt ihnen, dass der Doge ihre Enthauptung plane. Angesichts des beginnenden Aufstandes der Patrizier gelten sie als Verräter und seien bereits zum Tode verurteilt. Die einzige Möglichkeit, dies zu verhindern, sei Simon Boccanegra noch in dieser Nacht im Schlaf zu töten.
Fiesco aber wittert eine Falle. Er weigert sich, diesen Mord zu begehen.
Daraufhin redet Paolo Gabriele ins Gewissen. Er liebe Amelia doch – und genau dieser Liebe stehe der Doge im Wege. Denn sie würde längst dessen „geilen Lüsten“ dienen. Mit dem dringenden Rat, er sollte „zum Schlage ausholen“, lässt Paolo Gabriele zurück.
Dieser ist nun zutiefst erschüttert, trifft aber unmittelbar danach seine Geliebte und stellt sie zur Rede. Amelia versichert ihm ihre Treue. Zugleich gibt sie offen zu, auch Simon Boccanegra zu lieben – doch auf eine andere, reine Art. Sie werde ihm das Geheimnis bald enthüllen …
Gabriele ist ratlos und aufgebracht. Er glaubt Amelia, die ihm ihre Liebe beteuert hat („Wer könnte je dein Bild mir aus dem Herzen rauben?“), aber er hat kein Verständnis für ihre Zuneigung zu dem Dogen und ist wild entschlossen, den Herrscher bei nächster Gelegenheit zu töten, auch wenn ihn das sein Leben kostet.
Als Simon Boccanegra sich nähert, drängt Amelia ihren Geliebten, den Raum zu verlassen. Gabriele erfüllt ihr diesen Wunsch – aber nur, um hinter der Tür auf seine Gelegenheit zu warten.
Amelia bittet ihren Vater nun eindringlich, Gabriele zu verschonen. Simon Boccanegra ist unentschlossen. Er weiß, dass der Geliebte seiner Tochter eine Leitfigur der verräterischen Patrizier ist und will nicht einfach Milde walten. Aber er will auch seine Tochter nicht unglücklich sehen.
Nachdem er einen Schluck aus seinem Becher genommen hat, fühlt Simon Boccanegra sich plötzlich unsagbar müde, und bald schlummert er ein.
Damit sieht Gabriele seine Chance gekommen. Er betritt den Raum und zieht seine Waffe, um den Dogen zu töten – doch Amelia stürzt sich dazwischen.
Simon Boccanegra erwacht wieder – und nun wird schnell klar, dass Amelias Vater ist. Verzweifelt erkennt Gabriele seinen Irrtum und bietet dem Dogen sein Leben an. Doch dieser ringt sich durch, im zu erzeihen: „Der alte Hass soll weichen! Ich will Italiens Friedensmal auf meinem Grab erbau’n!“
Draußen vor dem Palast haben indessen die Patrizier ihren Aufstand begonnen. Gabriele ist allerdings nicht mehr bereit, sich ihnen anzuschließen. Er will an der Seite von Simon Boccanegra und Amelia für den Frieden in der Stadt kämpfen.
3. Akt: Dogenpalast in Genua
Im Inneren des Dogenpalastes ist der Jubel des Volkes zu hören. Der Aufstand der Adeligen konnte niedergeschlagen werden. Der Kapitän der Armbrustschützen schenkt Fiesco seine Freiheit. Er wird mit der Niederlage der Patrizier leben müssen.
Indes wird Paolo als Gefangener abgeführt. Er hatte sich den Rebellen angeschlossen, wurde erkannt und daraufhin von Simon Boccanegra zum Tod verurteilt. Aber, so ruft der Verräter Fiesco noch zu, er habe den Dogen schon vorher selbst „verdammt zum Tode“. Der Herrscher werde dem Gift, das er ihm gegeben habe, gewiss noch heute erliegen.
Für diese Tat hat Fiesco nur Verachtung übrig. Der Doge, so sehr er ihn selbst hasse, habe ein anderes Ende verdient …
Simon Boccanegra spürt inzwischen schmerzhaft die Wirkung des Giftes und findet nur noch durch die lauen Lüfte des Meeres Linderung:
Mein Kopf brennt wie Feuer!
Wie eine gift’ge Schlange
kriecht mein Blut durch die Adern!
Ah! Hier zu atmen
Liebliche Düfte des endlosen Himmels!
Süße Erfrischung!
Meeres laue Lüfte!
Nun wendet sich Pater Andrea dem Dogen zu – und gibt sich dabei als sein alter Widersacher Jacopo Fiesco zu erkennen. Er wiederum erfährt in diesem schicksalhaften Gespräch von Simon Boccanegra, dass Amelia die Tochter Marias ist – also seine Enkelin!
Endlich versöhnen sich die beiden alten Männer. Fiesco aber muss dem geschwächten Dogen, der schon „den Ruf der Ewigkeit“ vernimmt, mitteilen, dass er von einem Verräter vergiftet worden sei.
Nun erscheinen auch Amelia und Gabriele – und Simon Boccanegra offenbart seiner Tochter, dass Fiesco „der schwergeprüfte Vater“ ihrer Mutter sei.
Glücklich begreift Amelia, dass „Feindschaft und Hass endlich beendet“ sind. Doch dann erkennt sie, wie schlecht es ihrem Vater bereits geht. So schonend wie möglich bereitet dieser sie auf seinen nahen Tod vor, gibt ihr noch seinen Segen und setzt Gabriele Adorno als seinen Nachfolger ein.
„Er scheint noch sprechen zu wollen, vermag es aber nicht mehr. Er legt nochmals die Hände aufs Haupt Amelias und Gabrieles und stirbt.“
Jacopo Fiesco verkündet dem Volk von Genua den Tod des Dogen.
(Alle Zitate aus der deutschen Übersetzung des Librettos lt. Opera Guide)