20. April 2024

„Fürchte dieser Schlange süßes Gift!“

Samson et Dalila

• Oper in drei Akten von Camille Saint-Saëns

Libretto: Ferdinand Lemaire (1832–1879)
Musik: Camille Saint-Saëns (1835–1921)
Uraufführung: 2. Dezember 1877, Weimar (Hoftheater)
Dauer: ca. 2,5 Stunden

Akte:
1. Platz vor dem Dagon-Tempel in Gaza
2. Der Garten vor Dalilas Haus im Tal Sorek
3. Im Gefängnis von Gaza; Das Innere des Dagon-Tempels

Hauptpersonen:
Samson:
Tenor
Dalila: Mezzosopran
Der Oberpriester des Dagon: Bariton
Abimelech, Satrap von Gaza: Bass
Ein alter Hebräer:
Bass
Ein Bote der Philister:
Tenor

Kurze Werkeinführung

„Samson et Dalila“ ist die wichtigste Oper des französischen Komponisten und Pianisten Camille Saint-Saëns (1835–1921) – und seine einzige, die sich nach ihrer Uraufführung (am 2. Dezember 1877) auf den internationalen Bühnen durchsetzen konnte.

Der Handlung der Oper liegt eine Geschichte aus dem Alten Testament (Buch der Richter, Kapitel 13–16) zugrunde. Das Volk Israel war nach dem Auszug aus Ägypten in Palästina eingewandert und dort in die Knechtschaft der Philister geraten. 

Samson, ein Gott geweihter Kämpfer mit übermenschlichen Kräften, brachte die Wende. Er befreite das Volk Israel aus der Sklaverei der polytheistisch gesinnten Philister und erneuerte dessen Glauben an den Einen Gott.

Das Geheimnis von Samson Kraft lag in seinem Haupthaar, das er nicht abscheren durfte. Dalila, im Alten Testament eine habgierige Frau, verführte Samson, entriss ihm sein Geheimnis und brachte ihn damit zu Fall.

Anders als in der biblischen Überlieferung ist Dalila in Saint-Saëns Oper eine Priesterin der Gottheit Dagon. 

Ursprünglich hatte Camille Saint-Saëns geplant, aus dem Samson-Thema ein Oratorium zu gestalten. Schließlich aber entschloss er sich, dem Drängen seines Librettisten Ferdinand Lemaire (1832–1879) nachgebend, doch zur Komposition einer Oper.

Die Handlung

Kurz und gut …

Ein leistungsfähiger, langmähniger Mann sollten sich auf keinen Fall von einer hübschen Frau die Haare scheren lassen, sofern diese nicht fest an den Einen Gott glaubt.

1. Akt: Platz vor dem Dagon-Tempel in Gaza

In der Stadt Gaza in Palästina beten die von den Philistern unterworfenen Hebräer zu Gott. Sie fürchten, dass ihr Herr sie verlassen habe, da sie nun als Sklaven leben müssen, unterworfen von Ungläubigen. Samson spricht seinem Volk Mut zu.

Dann aber erscheint Abimelech, der Satrap, der Statthalter von Gaza, und verspottet die Hebräer und ihren „feigen“ Gott. Diese Beleidigung kann Samson nicht dulden. Er stellt sich Abimelech und den Kriegern des Satraps entgegen – bis dieser sein Schwert zieht und sich auf Samson stürzt.

Doch Abimelech unterliegt in diesem Kampf und stirbt. Samson vertreibt mit dem Schwert des Statthalters auch die anderen Philister und zieht mit den Hebräern ab.

Bald darauf bringt ein Bote dem Oberpriester des Dagon die Nachricht, dass Samson mit den aufständischen Sklaven die Ernte auf den Feldern von Gaza vernichtet habe. Der Dagon-Priester verflucht die Hebräer daraufhin und plant, Samson mit Hilfe eines verführerischen „falschen Weibes“ zu Fall zu bringen:

Verflucht sei der Mann, der sie anführt!
Zertreten werde ich ihm
Die morschen Knochen, die dürre Gurgel,
Ohne Mitleid mit ihm!
Verflucht sei der Schoss jener Frau,
Die ihm das Leben gab!
Seine Liebe soll betrogen werden
Von einem falschen Weib!
Verflucht sei der Gott, dem er dienet,
Der Gott, auf den er hofft!
Und voller Hass will ich stets schmähen
Seinen Altar und seine Macht!

Bald danach wendet sich die schöne Dalila, begleitet von Philisterinnen, vor dem Dagon-Tempel an Samson. Sie wolle ihn als Sieger feiern, ihn aber nicht nur ehren, sondern lieben. Deshalb wolle sie ihn in ihrem Haus, unten im lieblichen Tal Sorek, empfangen.

Samson ist sofort verzückt von Dalilas Schönheit. Die Warnungen eines alten Hebräers („Folge ihr nicht auf ihrem Weg … Fürchte dieser Schlange süßes Gift!“) verunsichern ihn zwar („Verhüll ihr Antlitz, dessen Schönheit mein Herz verstört und meine Sinne trübt!“), aber schließlich gibt er sich in seinem inneren Kampf geschlagen und folgt dem verlockenden Angebot Dalilas …

2. Der Garten vor Dalilas Haus im Tal Sorek

In ihrem Haus im Tal Sorek wartet Dalila auf Samsons Rückkehr. Trotz mehrerer Versuche hatte sie das Geheimnis seiner Kraft bisher nicht ergründen können, doch in der kommenden Nacht, so hofft sie, werde es soweit sein:

Gegen die Liebe ist er machtlos,
Denn er, der Stärkste aller Starken,
Der seines Volkes Ketten sprengte,
Wird meinen Künsten erliegen!

Der Oberpriester des Dagon, der durch das Gebirge zu Dalila gekommen war, bestärkt sie in ihrem Vorhaben. An ihr liege es, für Dagons Ehre zu kämpfen – und der Gott werde ihr dabei zur Seite stehen.

Bald danach betritt Samson Dalilas Haus. Er „scheint erregt, verwirrt, zögert und schaut sich um“. Es zieht ihn zu Dalila, zugleich aber mahnt ihn sein Gewissen, von außen bestärkt durch Blitze als Zeichen des Himmels, zu äußerster Vorsicht.

Eigentlich war Samson gekommen, um Abschied zu nehmen, doch Dalila gelingt es, ihn zu umgarnen („Mon cœur s’ouvre à ta voix“):

Mein Herz öffnet sich dir, wie sich Blumen öffnen,
Wenn die Morgenröte sie küsst!
Doch um meine Tränen noch besser aufzutrocknen,
Liebster, sprich weiter zu mir!
Sag mir, dass du für immer zurückkehrst zu mir.
Erneuere das Versprechen,
Schwöre du mir wie einst jenen Schwur, den ich liebte!
Ach, erfüll mein Herz mit Wonne!
Ach, berausche meine Sinne!
Ach, erfüll mein Herz mit Wonne!
Ach, berausche meine Sinne!

Und bald danach, in der Nacht geschieht es: Dalila entlockt Samson sein Geheimnis, schwächt ihn dadurch und ruft zuletzt die draußen bereits wartenden Soldaten der Philister ins Haus. Samson erkennt zu spät, verraten worden zu sein.

3. Akt: Im Gefängnis von Gaza

Die Philister hatten Samson überwältigen können und ihm zur Strafe für den Aufstand die Augen ausgebrannt. Nun dreht er als Sklave einen Mühlstein, während die Hebräer ihr Schicksal und das ihres Führers beklagen:

Für eine Frau verriet er uns.
Für Dalila müssen wir büßen.

Zu Gott flehend hofft Samson, dass sein Volk trotz seiner Verfehlung aus der Hand des Feindes gerettet werden kann. Dafür würde er gern auch sein Leben opfern:

Demütig liege ich dir zu Füssen,
Und ich segne die Hand, die mich schlägt.
Hilf, o Herr, deinem armen Volk!
Errette es aus Feindeshand!

Das Innere des Dagon-Tempels

Im Dagon-Tempel feiern Dalila und die Philister ein orgiastisches Fest. Der Oberpriester des Dagon verhöhnt den gefangenen Samson.

Komm her, Samson, erheitre uns,
Erzähl noch einmal deiner Liebsten
Die zärtlichen, die süssen Worte,
Die die Glut der Leidenschaft schüren.
Soll doch Jehovah Mitleid zeigen
Und dich wieder sehend machen!
Ich werde dienen diesem Gott,
Wenn er deine Gebete erhört!

Zuletzt soll Samson vor dem Gott Dagon auf die Knie fallen. Doch der Glaube des Gefangenen ist ungebrochen, er fleht um Kraft.

Und tatsächlich erhält Samson seine alte Stärke noch einmal zurück: Er umfasst die Säulen des Dagon-Tempels, bringt sie zum Wanken („Soll dieses Volk zerschmettert sein!“), und der Tempel stürzt „stürzt unter dem Wehgeschrei der Menge ein“.

(Zitate aus dem Libretto; deutsche Übersetzung aus „Opera Guide“)